Sukkubus 02 - One Way Ticket in die Hoelle
dich.« Sie war im Begriff, ihre Hand wegzunehmen.
Ich nahm meine allerletzte Kraft zusammen. »Warte!« Das Wort schwebte in der Luft, nachhallend, flehend.
Angel hielt inne, ihre Fingerspitzen glitten sanft über sein Brusthaar. »Jesse Harris, wenn ich ihn auf diese Weise erhalte, ist er nicht mehr als eine leere Hülse, ohne jedes Leben. Das werde ich nicht tun. Das wäre gottlos. Du musst dich jetzt au s ruhen.«
Wärme kroch mir erneut durch die Glieder, und meine Auge n lider sanken herab.
Nein.
Meine Hand ballte sich so heftig zur Faust, dass sie zitterte. Meine Zähne bissen sich in meine Unterlippe, bis sie die Haut durchbohrt hatten und ein stechender Schmerz die warme Decke des Schlafes durchdrang, die der Engel über mich breitete.
Gib mir meinen Zorn.
Ich stützte mich mit den Händen ab und richtete mich zähn e fletschend auf.
»Jesse …«
»Jetzt haben sie die Grenze überschritten«, flüsterte ich; meine Wut verbrannte auch noch die letzten Überreste von Schlaf. Ich kam mühsam auf die Beine. »Sie wollen mich um jeden Preis in der Hölle wiedersehen? Das können sie haben.«
»Bitte, du kannst nicht klar denken …«
Ich biss mir auf die Lippe, bis ich Blut schmeckte. »Doch«, e r widerte ich. »Doch, das kann ich. Du lässt einfach deine Hand da, wo sie ist. Du wirst seinen Körper erhalten.« Dann atmete ich tief ein, und mit meinem Blut auf den Lippen rief ich seinen Namen.
»Daunuan.«
Mit verkrampftem Magen machte ich mich auf die Begegnung gefasst. Keine Maskerade diesmal. Keine Besessenheit, keine menschliche Fassade. Ich hatte ihn gerufen, mit meinem Blut und seinem Namen auf den Lippen – er würde kommen.
Der Dämon Daunuan kam zu mir.
Schatten krochen aus den Ecken des Zimmers, dehnten sich, verteilten sich über den Raum und verschlangen nach und nach das Licht. Der Halogenstrahler flackerte und erlosch. In der Dunkelheit überschlugen sich meine Sinne, plötzlich derart g e schärft, dass es wehtat: Es existierte nichts als das Geräusch meines Herzens, das in einem irren Rhythmus pochte, das meines keuchenden Atems, der zischend durch meine Zähne drang; der scharfe Geschmack des Blutes in meinem Mund und dessen Geruch in meiner Nase, der den Gestank von Schweiß und kalter Wut überlagerte, scharf, präzise.
Ein kreischender Wind – mein Haar wirbelt mir um den Kopf, peitscht mir die Wangen, reizt meine Augen. Ein Aufzucken von Farbe – ein roter Blitz, Feuer, das sich durch die Mitternacht frisst. Und dann ein ohrenbetäubender Knall.
Ich presste mir die Hände auf die Ohren und krümmte mich mit schmerzverzerrtem Gesicht, als jenes monströse Geräusch me i nen Körper wie ein elektrischer Schlag traf, sich tief in meine Haut bohrte und sich in meinen Knochen ausbreitete. Der Do n ner hallte, verklang und hinterließ ein gleichmäßiges Trauerg e läut in meinen Ohren.
Der jähe, überwältigende Gestank von faulen Eiern trieb mir Tränen in die Augen. Ich atmete tief ein und dann rasch durch die Nase wieder aus. Und noch mal. Und noch mal, bis ich den Geruch kaum noch wahrnahm. Umflutet von Schwefel, ließ ich schließlich die Hände sinken und richtete mich auf.
Der Raum war noch immer in tiefe Dunkelheit gehüllt, aber ich musste Daunuan nicht sehen, um die Wirkung seiner Gegenwart zu spüren. Er stand vor mir, verströmte Dominanz und pure Lust, verwandelte die Luft in ein Aphrodisiakum. Sein dichtes Haar schimmerte in der Dunkelheit, und seine Augen, ebenso gelb wie sein Haar, leuchteten wie die einer dämonischen Grinsekatze und ließen an gefangenes Sonnenlicht und verhextes Gold de n ken. Die Silhouette seiner Hörner durchschnitt glühend die Schwärze oberhalb seiner Augen, die wie glimmende Kohlen in einem Meer aus Schwarz leuchteten. Ein Aufblitzen von Weiß, als er mich angrinste; seine Fangzähne funkelten nur so vor u n ausgesprochenen Absichten.
»Sieh an, sieh an«, sagte Daun; seine Stimme klang wie das tiefe Schnurren eines schläfrigen Pumas. »Wenn das mal nicht meine geliebte Jezebel ist.« Er ließ meinen Namen langsam über seine Zunge rollen, wobei er das L genüsslich in die Länge zog. Ich spürte wie selbige Zunge in meinen Ausschnitt glitt und mir erst über den Hügel der einen Brust, dann über den der anderen fuhr. Schweißperlen bildeten sich auf meiner Stirn, als ich mich zwang, seine Berührungen zu ignorieren.
»Und ein Sukkubus«, sagte er, wobei das Lächeln in seiner Stimme deutlich zu hören war. Während er
Weitere Kostenlose Bücher