Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Sukkubus 02 - One Way Ticket in die Hoelle

Sukkubus 02 - One Way Ticket in die Hoelle

Titel: Sukkubus 02 - One Way Ticket in die Hoelle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jackie Kessler
Vom Netzwerk:
wenn ich an der Reihe gewesen war, hatte ich es genossen, jeden sterbl i chen Neuankömmling zu überprüfen, seine diversen Sünden zu erschnüffeln und zu bestätigen, dass diese Person tatsächlich verdammt war. Ich liebte den Geruch der Angst, den die wah r haft bösen Seelen verströmten, genoss es, die höllische Genu g tuung zu teilen, dass meine Kollegen einmal mehr saubere Arbeit geleistet hatten.
    Und nun war das alles verschwunden.
    Eingefasst von dem blau durchzogenen Orange des Feuersees, erstreckte sich unter mir das Höllenareal mit seiner ausgedörrten Oberfläche, die in den Farben der diversen Sünden leuchtete. Im Nordwesten befand sich das taubenblaue Gebiet der Trägheit, dessen Schlangengruben nur als winzige schwarze Punkte auf dem felsigen Boden zu erkennen waren. Im Osten schloss sich das leuchtende Rot des Zorns an, Heimat der Tobsüchtigen und derjenigen Sterblichen, die zu Lebzeiten ihren Wutausbrüchen freien Lauf gelassen hatten. Aus der Entfernung konnte ich die abgerissenen Körperteile, die den Boden übersäten, nicht e r kennen, aber der Felsen des Prometheus – wo die Erzürnten so lange angekettet blieben, bis sie nicht mehr genug Gliedmaßen besaßen, um irgendwie befestigt zu werden, außer im Innern einer Plastiktüte – reckte sich stolz in die Luft, so als wolle die Erde dem Himmel den Stinkefinger zeigen.
    Ich blinzelte. Irgendetwas an der Grenze zwischen Trägheit und Zorn kam mir seltsam vor, aber ich konnte es nicht richtig fes t machen. Mit gerunzelter Stirn ließ ich meinen Blick über den übrigen Teil der Dritten Sphäre schweifen – jener Ebene, die den Verdammten zugeteilt war, und zugleich die unterste Stufe der Hölle bildete – und versuchte mir bewusst zu machen, was da anders war.
    Unmittelbar südlich der Tobsucht erstreckte sich die weite tü r kisfarbene Fläche des Neids, die in einer breiten Basis auslief, wo Unmengen von eisigem Wasser in schmiedeeisernen Wa n nen gestaut wurde, in denen Hunderte von Menschen zugleich Platz fanden. Jenseits des Neids lag das gedrungene gelbe Areal der Begierde mit seinen gigantischen Kesseln voll brodelndem Öl (selbstverständlich Behältnisse aus Gold). Westlich der Gier befanden sich die Herzlande der Lust, deren dunkelblaue Ränder von unzähligen Scheiterhaufen gesäumt wurden. Die Gegenden des Hochmuts, in königliches Violett gehüllt, erstreckten sich nordwestlich der Lust, übersät von gewaltigen Foltergeräten, die unter uns wie endlose Reihen von säuberlich angeordneten A n gelhaken blitzten. Am Arsch der Hölle befand sich angemessenerweise das Gebiet der Völlerei, in all seiner kotzgrünen Pracht.
    Wieder nagte irgendetwas an mir, wie ein feines Jucken, das ich nicht kratzen konnte. Was, angesichts der Tatsache, dass Daun mir immer noch keinerlei Bewegung zugestand, irgendwie pa s send erschien. »Was ist da anders?«, sagte ich mehr zu mir selbst als zu Daun.
    »Die Grenzen«, sagte er erneut. »Sieh genau hin.«
    Ich starrte den Bereich zwischen dem violetten Stolz und der tiefblauen Lust an … und schnappte unwillkürlich nach Luft, als ich plötzlich sah, was er meinte: Die Grenze war verwaschen und bildete eine Verbindung zwischen dem Land der Arroganten und dem der Verführer. Dasselbe galt für die Grenze zwischen der Lust und der Völlerei: Blau und Olivgrün vermischten sich und weichten die Umrisslinien der Sünden auf.
    »Warum sind die Grenzen so verschwommen?«, fragte ich. Mein Kopf schwirrte. Die meisten Höllenbewohner verachteten all diejenigen, die nicht ihrer eigenen Sünde angehörten. Und das war noch harmlos ausgedrückt. Die Neider und die Gierigen hassten sich seit Anbeginn der Unterwelt, aus einer gegenseit i gen Geringschätzung heraus, die niemand erklären oder verst e hen konnte. Stolz und Lust zeigten einander ebenfalls eine tiefe Verachtung, die fast ebenso alt war. Die Faulen, wenn sie sich denn überhaupt zum Denken überwinden konnten, hassten alles, was sich bewegte. Und so weiter. Das Einzige, was den infern a lischen Zorn in geordnete Bahnen lenkte, waren die unve r kennbaren Grenzen zwischen den Sünden. Alle Dämonen konnten jeden Teil der Dritten Sphäre unbehelligt passieren, um ihre menschliche Beute abzuliefern; ganz gleich, wie sehr die Höllengeschöpfe einander auch verachteten, wir bildeten nichtsdestoweniger ein Team – und außerdem gab es Regeln. Doch ohne einen sterblichen Kunden im Schlepptau durchquerte jeder Dämon die diversen Sündenregionen,

Weitere Kostenlose Bücher