Sukkubus - 03 - Kopfüber ins Fegefeuer
zögerte einen Moment, dann flüsterte sie: »Unten.«
Ich wartete ab.
»Er hat vieles verändert«, sagte sie. »Und Er wird noch mehr verändern.«
Ich wählte meine Worte mit Bedacht; ich wusste nicht, ob der Höllenkönig ihr Gehör schenkte. Selbst wenn ich sie vögelte, hieß das noch lange nicht, dass sie meine Verbündete wäre; vielleicht kam sie nur, wenn der Oberste Herrscher nach ihr rief. »Die Menschen sagen, Veränderungen seien interessant.«
»Ein chinesischer Fluch, nichts weiter.« Sie seufzte resigniert. »Wir leben in interessanten Zeiten, Lord Lüstling.«
»Ja.« Ich nickte, während ich an die infernalischen Angriffe dachte, die ich im Laufe der letzten Woche überlebt hatte. War dies ein Zeichen bevorstehender Veränderungen? War die Höllenhierarchie im Wandel, sodass nur die Starken – und Listigen – überlebten? »Die Stimmung in der unteren Etage heizt sich auf.«
Ich spürte ihr Lachen an meiner Brust. »Wie witzig.«
»Aber wahr. Die Gemüter haben sich stärker erhitzt als der Feuersee. Die Grenzen zwischen den Sünden sind fast bis zur Unkenntlichkeit verblasst.« Ich hob ihr Gesicht an, sah ihr tief in die Augen. »Die Trennungslinie zwischen dem Neid und der Gier ist ganz besonders dünn geworden, wie ich gesehen habe. Sie ist kurz davor zu reißen. Und was ist dann, Prinzessin?«
»Krieg, Daunuan. Krieg.« Ihre Augen waren hart wie Diamantsplitter. »Die Begehrer werden für immer frieren. Ihre Schreie werden mich in den Schlaf singen …« Ihre Lippen formten ein dunkelrotes Versprechen.
»Sieh an, Eris, du bist ja ebenso blutrünstig wie ein Tobsüchtiger.«
Sie lächelte und kniff mir in den Arm. »Ich schätze, das bin ich wohl.«
Ein Schmerz durchschoss meinen Arm, scharf und süß, und ich stellte sie mir in ihrer natürlichen Gestalt vor: rasierklingenscharfe Krallen, die sich in meinen Bücken gruben, während sie sich unter mir wand. Mmm. Gänsehaut. »Die Bombe wird bald explodieren«, sagte ich mit einem Geschmack von Doppeldeutigkeit auf der Zunge. »Und was ist dann?«
Wir starrten einander einen Moment lang in die Augen, dann ließ sie ihren Blick sinken, um erneut an ihrem Schultertuch zu zupfen. »Wie gut, dass wir Dämonen von Natur aus lügen«, sagte sie beiläufig, »ansonsten würde mir womöglich noch jemand glauben, wenn ich sagte, ich könnte mir gut vorstellen, dass die Lust die Krone übernimmt. Stell dir die Höllenscharen nur einmal vor, gehüllt in einen schweiß- und blutdurchtränkten Dunst von Sex …«
Fick mich, darum ging es ihr also. Sie dachte, ich hätte es auf Pans Krone abgesehen und wollte über die Verführer herrschen. Sie hatte vor, sich auf meine Seite zu schlagen.
Einen Moment lang geisterte diese Vorstellung verführerisch durch meinen Kopf: König Daunuan. Das klang gar nicht mal so schlecht …
Dann fiel mir wieder ein, dass ich nicht einmal Prinzeps sein wollte, geschweige denn Prinz der Lust. Ich schüttelte den Kopf über ihren kühnen Gedanken und lachte still in mich hinein. Nein, ich hatte nicht vor, Pan seine Position streitig zu machen; für einen Gebieter war er eigentlich gar nicht so schrecklich. Und außerdem hatten wir so manches Abenteuer miteinander erlebt, ehe er in die Kreise der Elite hinabgestiegen war. Wir hatten uns mehr Nymphen geschnappt, als ich zählen konnte … womit wir uns den Zorn – und Neid – etlicher Gottheiten zugezogen hatten. Nein, ich würde ihn nie freiwillig vernichten. Aber ich sah keinerlei Grund, weshalb ich das Eris verraten sollte.
»Oder die Krone würde an den Neid gehen.« Grinsend kehrte ich ihre Anspielung um. König Mormo regierte derzeit über die Missgünstigen; hatte sie es womöglich selbst auf die Herrschaft über ihre Sünde abgesehen? »Aber das würde nichts Gutes verheißen«, setzte ich spielerisch hinzu. »Die Höllenwesen wären so neidisch aufeinander, dass sie sich gegenseitig abschlachten würden. Die Gräben jenseits des Pandämoniums würden Ichor und Blut führen. Ist beschissen zu reinigen.«
»Und wie wär’s mit der Trägheit?« Sie bettete ihre Wange auf die Hände und gab vor zu schlafen. »Wenn die Faulen die Krone bekämen, würden wir alle bis zum Tag des Jüngsten Gerichts schlummern.«
»Oder einer der Begehrer würde sich die Krone unter den Nagel reißen«, sagte ich, während ich so tat, als würde ich etwas aus der Luft pflücken. »Glänzend genug ist sie jedenfalls, um das Interesse der Gierigen zu wecken.«
Sie riss die
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