Sukkubus - 03 - Kopfüber ins Fegefeuer
Erschöpfung war einem reinen Vergnügen gewichen, das mit Sex nicht das Geringste zu tun hatte.
Und ich? Ich berauschte mich an ihrem Duft – an Brombeeren, übermäßig süß und saftig; an Schokolade, vollmundig und schwer … an ihrem Jasmingeruch, der mir in der Nase kitzelte; dem Moschusgeruch ihres Geschlechts, der mir immer mehr zu Kopf stieg.
Mmm.
Aber ich tat noch etwas anderes: Ich verstärkte meine Hitzeaura, wobei ich streng darauf achtete, sie auf meinen eigenen Körper zu beschränken. Mein Hemd klebte mir bereits am Rücken, und ich fühlte, wie mein Haar in feuchten Strähnen an meiner Stirn haftete. In einer Minute würde ich die Temperatur erneut erhöhen. Ich konnte mich nicht in den verspiegelten Wänden betrachten, ohne dabei aufzufallen, aber ich war mir sicher, dass meine Wangen vor Schweiß glänzten. Wenn ich mich als Mensch verkleidete, konnte mein Körper auf Temperaturschwankungen reagieren, sofern ich es zuließ.
Und im Moment ließ ich es nicht nur zu, ich verließ mich geradezu darauf. Und auf Virginias guten Charakter. Sie suchte keinen Helden. Vielleicht suchte sie eher jemanden, um den sie sich kümmern konnte. Ich war bereit, es darauf ankommen zu lassen. Wenn nötig, konnte ich hinterher immer noch den Helden spielen.
»Kinder können echt reizend sein«, sagte ich, während ich den Schweißtropfen ignorierte, der mir übers Gesicht lief. »Ich hab mal einen Jungen gesehen, der Süßigkeiten gelutscht hat und sie dann an den Wänden verschmierte. Und am Boden.« Ich grinste. »Und an ein paar Leuten. Ich frage mich, ob ihnen wohl jemand gesagt hat, dass sie Gummiwürmer am Rücken kleben haben.«
»Kinder und Süßigkeiten«, sagte sie lachend. »Dafür sollte es echt ein Gesetz geben. Das Schlimmste, was mir je untergekommen ist, war ein Mädchen, das sich ihren Kaugummi in langen Streifen aus dem Mund gezogen hat, um ihn dann langsam wieder aufzuknabbern.« Sie ahmte die Bewegung nach, indem sie so tat, als würde sie sich etwas aus dem Mund ziehen und dann kauenderweise wieder einsaugen. »Ekelhaft.«
»Weißt du, was wirklich ekelhaft ist? Kinder, die ihre Popel essen.«
Sie zog eine Grimasse, die sie mit einem Kichern zunichte machte.
Wir saßen einen Moment lang schweigend da: ich, wie ich dem Verklingen ihres Lachens in der stickigen Luft lauschte; sie, wie sie ihre Abwehrhaltung mit jedem Lachen ein wenig mehr aufgab. Gut so, Puppe. Ich bin völlig harmlos. Nichts, wovor du dich fürchten müsstest. Jemand, bei dem du ganz du selbst sein kannst. Jemand, dem du vertrauen kannst.
Hoch und höher mit der Hitzeaura.
Meine Wangen mussten ziemlich gerötet sein, denn sie sah mich plötzlich mit schräg gelegtem Kopf an und musterte mein Gesicht. Ihr Blick war durchdringend, ihre Mundwinkel leicht verzogen.
»Don? Geht’s dir gut?« Ihre Stimme klang sanft. Besorgt.
Ich räusperte mich, sagte: »Sicher. Warum?«
»Du schwitzt.«
Ich lächelte, um ihr zu beweisen, dass es mir gut ging, aber ich ergänzte die Mimik durch einen zittrigen Atemzug, um mich selbst Lügen zu strafen. »Ist nur ein bisschen warm hier.«
Sie sah mich mit ihren smaragdgrünen Augen an. Ihre Gedanken blieben unausgesprochen, aber sie standen ihr deutlich ins Gesicht geschrieben. Sie wusste, dass ich log. Aber sie wollte mich nicht in Verlegenheit bringen, daher bohrte sie nicht weiter. Stattdessen stand sie auf und drückte den Knopf der Gegensprechanlage.
Brians Stimme: »Geht es Ihnen beiden gut, Ms. Reed?«
»Ja, alles in Ordnung, Brian. Wir fragen uns nur, wie lange es noch dauern wird.« Sie lächelte mich an, während sie sprach. Ihre Worte und ihre Körpersprache vermittelten mir, dass alles gut werden würde.
Bei dem Anblick verkrampfte sich mir der Magen. Sie hatte Mitleid mit mir.
»Ein paar Minuten noch, schätze ich. Sie müssten gleich hier sein.«
»Danke, Brian.«
Mitleid mit mir.
Ich entblößte meine Zähne in einem entstellten Grinsen, um meine aufkeimende Wut zu unterdrücken. Ja, ich wollte ihre Zuneigung, ihre Sympathie, aber, heilige Eier, ganz bestimmt nicht ihr Mitleid.
Nein, schenke ihr kein höhnisches Grinsen, nur weil sie sich um dich sorgt. Mach dich nicht über ihren Versuch lustig, dich zu beruhigen. Sie soll schließlich die Seelsorgerin spielen, weißt du noch?
Pah. Meine Lippen verzogen sich zu einem lautlosen Knurren. Wie würde sie wohl reagieren, wenn ich hier und jetzt meine natürliche Gestalt annähme? Oder wenn ich sie einfach zu mir
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