Sukkubus - 03 - Kopfüber ins Fegefeuer
herunterzöge, sie küsste und all ihre Zurückhaltung zunichtemachte – mit der Macht meines Mundes, der Macht meiner Zunge? Meiner Zähne? Hätte sie immer noch Mitleid mit mir, wenn ich ihr die Kleidung vom Leib reißen und sie streicheln würde, bis sie Feuer fing?
Daun, flüsterte eine Stimme, sei nicht so ein Macho.
Jezebel?
Ein Anflug von Schwindel – mein Kopf schwirrte, als ich versuchte, die flüchtige telepathische Verbindung zu ergreifen, weil ich mich danach sehnte, Jezebels Stimme in meinem Kopf zu hören, obwohl mein Herz ganz genau wusste, dass es nur eine Erinnerung war. Ich zwinkerte heftig und schwankte leicht nach links. Meine Hand schlug gegen den Boden, um mich vorm Umkippen zu bewahren.
Jezebel, du bist nicht wirklich hier, oder?
Du musst aufhören darüber nachzudenken, wie du dein braves Mädchen am besten verführen kannst.
Na klasse, Baby. Hast du vielleicht noch eine bessere Idee? Ich bin ganz Ohr.
In meinem Kopf lachte Jezebel.
Eine sanfte Berührung. Ich blickte auf und sah, dass Virginia neben mir hockte und sich leicht auf meinen Arm lehnte.
Hal -lo.
»Don«, sagte sie, »hör mir zu. Atme tief ein.«
Ich starrte Virginia an, während ich mir überlegte, wie ich nun vorgehen sollte. Ihr die Kontrolle überlassen? Ihr meine Stärke beweisen? Was sollte ich tun?
Hör auf nachzudenken, flüsterte Jezebel.
Und genau das tat ich. Ich atmete tief ein, während ich Virginia fest in die Augen sah.
»Gut. Jetzt drei Sekunden lang den Atem anhalten. Eins. Zwei. Drei. Und langsam ausatmen.«
Ich war entsetzt, wie sehr mein Atem zitterte. Das hatte ich nicht geplant. Was zum Teufel ging hier mit mir vor?
»Gut«, wiederholte sie mit einem Lächeln, das mich innerlich berührte. Mich ermutigte.
Mein Herz trommelte gegen meinen Brustkorb, mein Hals war wie zugeschnürt, während ich Virginia gehorchte und auf weitere Anweisungen wartete.
»Und jetzt noch mal. Tief einatmen. Anhalten. Ausatmen.«
Ich atmete für sie.
»Weißt du was?«, sagte sie, ihre Hand noch immer auf meinem Arm. »Da war einmal so ein Kerl im Aufzug, der hat alle gefragt, in welche Etage sie müssen. Also haben sie es ihm gesagt. Und dann hat er absichtlich die falschen Knöpfe gedrückt.« Sie entblößte ihre Zähne in einem boshaften Grinsen. »Wegen diesem Schwachkopf bin ich zu spät zu einer Besprechung gekommen.«
Ich lachte verkrampft. Und reduzierte meine Hitzeaura.
»Und das soll schlimm sein?«, fragte ich mit belegter Stimme. »Einmal war da dieser Typ mit einer Kutte, der hat jedem, der in den Aufzug stieg, ein religiöses Traktat in die Hand gedrückt.«
Sie lächelte mit mir, für mich. Und ich bewunderte ihr Mitgefühl. Es war so völlig anders als alles, was ich kannte. Und verdammt faszinierend.
»Vielen Dank«, sagte ich, verblüfft über meine eigenen Worte. Ich hatte nicht vorgehabt, ihr zu danken. Menschen waren leicht zu täuschen, das war jedem Dämon bewusst. Meine vorgetäuschte Krise sollte dazu dienen, sie an mich heranzulocken, aber nicht andersherum.
»Gern geschehen«, sagte sie. Ihr Lächeln war warmherzig und aufgeschlossen und atemberaubend.
Während ich mich in ihrem Lächeln sonnte, gab ich meine Magie frei. Mit einem elektrischen Schluckauf setzte sich der Aufzug wieder in Gang.
Virginia und ich stießen einen kollektiven Seufzer aus, als sieh die Kabine langsam nach unten bewegte.
Während der gesamten Fahrt ließ Virginia ihre Hand auf meinem Arm ruhen.
Eins zu null für den Dämon.
Als wir das Gebäude verließen, war es fast halb acht. Der Himmel war längst dunkel geworden, die Straße so gut wie ausgestorben. Virginia hielt nicht mehr meinen Arm, sondern hatte sich wieder in ihre kaschierende Jacke gehüllt und ihre langen Locken in den Kragen gesteckt.
»In welche Richtung musst du?«, fragte ich sie.
Sie wies mit dem Kinn nach Süden. »Drei Blocks da runter. Ich stell auf dem öffentlichen Parkplatz.«
»Was dagegen, wenn wir ein Stück gemeinsam gehen?«
Sie lächelte mich an. »Gern.«
Gut. Sehr gut. Erster Schritt: sie dazu bringen, ihre Abwehrhaltung aufzugeben. Erledigt. Zeit für Schritt zwei: Stärke demonstrieren. Und das bedeutete, ich brauchte einen Statisten.
Während wir dem Dezemberwind trotzten, reckte ich meine Macht und musterte die Menschen in unserer Umgebung, auf der Suche nach einem ganz bestimmten Typen. Komm, Psycho, komm … ich rufe dich …
Eine Anwesenheit flackerte durch mein Bewusstsein – schwarz wie die Lüge,
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