Sukkubus - 03 - Kopfüber ins Fegefeuer
sagen, was man will, aber ich bin schon ein verdammt überzeugender Dämon.
Kapitel 13
Don Juan kommt zum Essen
Um Punkt fünf Uhr klingelte ich an Virginias Haustür. Und wartete – mit meinen Geschenken in den Händen und einem Lächeln im Gesicht.
Heute Abend, Puppe. Hier in deinem Haus, wo du dich besonders wohl fühlst. Wo du dich sicher fühlst. Dies ist der Abend, an dem du mich küssen wirst, Virginia. Ich weiß es. Du wirst mich küssen, und dann werde ich dir all deine Zweifel, all deine Unsicherheiten, all deine Ängste nehmen.
Heute Abend werde ich dir zeigen, wie es sich anfühlt, wenn dein Körper wie der einer Göttin verehrt wird.
Ich roch sie schon, bevor sie die Tür öffnete, atmete ihren Duft von Jasmin und Moschus, von Brombeeren und Schokolade. Vielleicht kam der Schokoladengeruch auch aus der Schachtel unter meinem Arm. Nein. Kein Nahrungsmittel konnte jemals so köstlich riechen wie meine Virginia. Ich sog ihre Süße in mich auf, bewahrte ihr Aroma tief in mir drin, fühlte mich trunken allein von ihrer Gegenwart. Ja, heute Abend.
Bald.
Virginia öffnete die Tür, und ich musste mich stark zusammenreißen, um sie nicht anzustarren. Ihr schwarzes Haar, das ihr Gesicht in sanften Wellen statt wie sonst in wilden Locken umspielte, wirkte dicht und üppig und schien nur darauf zu warten, dass ich mit meinen Fingern hindurchfuhr. Kein Augen-Make-up, aber das hatte sie auch gar nicht nötig: Ihre Augen funkelten wie Morgentau auf frischem Gras. Und ihre Lippen … seidig glänzend, mit einem Hauch von Rot, das mich an Erdbeeren erinnerte. Diese Lippen formten ein sanftes Lächeln, und irgendetwas in mir verkrampfte und entspannte sich zugleich – ein Gefühl von Begehren, das über den körperlichen Drang weit hinausging. Ein Verlangen, ein Bedürfnis, das ich weder beschreiben noch verstehen konnte.
Ich wollte dieses Gefühl nicht – diese Empfindung, die so anders war als alles, was ich bislang kannte. Dabei konnte ich mir nicht einmal vorstellen, mich anders zu fühlen.
»Hallo«, sagte sie; ihre Stimme durchflutete mich wie reine Magie.
»Hallo.« Oh, verdammt, sieh sie dir nur an. Statt einem weiten Strickpullover oder einer ihrer entsetzlich korrekten Blusen trug sie einen feinen zweifarbigen Pulli, der leger und verführerisch zugleich aussah. Er umspielte ihre Formen mit einer schamlosen Beiläufigkeit, die eine Welle der Eifersucht in mir auslöste – ich wollte dieser Stoff sein, der ihre großen Brüste liebkoste, ihren rundlichen Bauch und die Vertiefungen an ihren Hüften umschmeichelte. Ich wollte sie umschlingen, sie drücken, ihren Körper fühlen, wie er sich unter mir bewegte, sich sehnte, atmete … Ihre weit geschnittenen Jeans, ihre nackten Füße bemerkte ich kaum. Ihre Kurven hypnotisierten mich, knechteten mich. Ich betrachtete sie und war verloren.
Bumm bumm.
»Oh Gott«, sagte sie, als ihr Blick auf die Geschenke fiel. »Ist das etwa alles … für mich?«
Oh, Virginia, warte erst einmal ab, bis du siehst, was ich für dich in der Hose habe.
Grinsend überreichte ich ihr den Blumenstrauß. In einem Schuhgeschäft im Einkaufszentrum hatte ich einige überaus aufschlussreiche Gespräche führen können. Gelangweilte Frauen mit zu viel Geld und zu viel Zeit hatten mir bereitwillig mitgeteilt, welche kleinen Aufmerksamkeiten sie selbst gern von ihren Männern erhielten. Ich hatte nichts weiter tun müssen, als von dem Schuhverkäufer (einem heimlichen Snuff-Film-Fetischisten) Besitz zu ergreifen und seine Kundinnen (reich und schamlos) mit meinem dämonischen Charme zu bezirzen, während ich ihnen diverse Designerschuhe an die Füße steckte. Blumen kamen eindeutig an erster Stelle. Allerdings sollten es keine Rosen sein; Rosen galten in modernen Zeiten offenbar als altmodisch. Himmel und Hölle, ich würde die Frauen nie verstehen.
»Ehrlich«, sagte Virginia, »das wäre wirklich nicht nötig gewesen. Die sind wundervoll.« Sie vergrub ihre Nase in dem Strauß und lächelte, als hätte ihr jemand ein Liebesversprechen ins Ohr gehaucht, während er unter den Sternen mit ihr tanzte. »Ich liebe Sonnenblumen.«
»Ich hab sie gesehen und musste an dich denken.«
»Danke. Und Wein? Don, das ist wirklich zu viel.« Wein war bei den Schuhdiven gleich an zweiter Stelle gekommen. »Ich habe in ein Schaufenster gesehen und zufällig diese Sorte entdeckt. Ich konnte einfach nicht dran vorbeigehen.« Alles wahr. Ein Inkubus kaufte schließlich nicht jeden Tag einen
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