Sukkubus - 03 - Kopfüber ins Fegefeuer
Rotwein mit dem Namen »Love My Goat« – »ich liebe meine Ziege«, ts.
»Ich liebe Bully Hill-Weine« ,sagte Virginia, während sie die Flasche entgegennahm. »Hast du schon mal ›Fusion‹ probiert? Toller Wein. Aber nur bei Raumtemperatur. Wenn man ihn kühlt, schmeckt er wie Hustensaft. Gott, und Schokolade! So viel Schokolade!«
Das bezog sich auf die goldene Kiloschachtel Pralinen, die ich ihr in diesem Moment überreichte. Ich hätte unmöglich darauf verzichten können, schließlich war es das Einzige, worauf Virginia explizit hingewiesen hatte.
Ihre Wangen erröteten. »Don, vielen Dank, aber das ist wirklich zu viel.« Ein Hauch von Zitrone. Ein leichtes Zucken ihres Kiefers.
Verflucht, ich war einen Schritt zu weit gegangen. Sie fühlte sich unwohl. Schottete sich ab. Und dachte vermutlich, ich wollte sie mit Süßigkeiten verführen, um dafür eine süße Gegenleistung zu erhalten. Was natürlich stimmte, aber das musste ich ihr ja nicht auf die Nase binden.
Situation entschärfen. Und zwar schnell.
»Ich weiß, ich hab’s ein bisschen übertrieben«, sagte ich schulterzuckend, ein verlegenes Grinsen im Gesicht. Wenn man gedrängt wird, sollte man möglichst die Wahrheit sagen, zumindest teilweise. Man musste wenigstens aufrichtig genug klingen, damit sie ihr Misstrauen aufgaben. »Aber es ist schon ewig her, dass ich so was gemacht habe, daher war ich mir nicht sicher, was die Mädels so von einem erwarten.«
Sie sah mir ins Gesicht, in die Augen. Mein Herzschlag dröhnte mir in den Ohren, während ich ihr Urteil erwartete. Ich lächelte, bis ich das Gefühl hatte, dass sich meine Wangen verkrampften.
Schließlich schüttelte sie den Kopf und grinste. Die Geste wirkte ironisch und sexy und absolut perfekt. Ich atmete aus, ohne vorher gemerkt zu haben, dass ich den Atem angehalten hatte.
»Frauen«, korrigierte sie mich; ihre Augen funkelten vor stiller Belustigung. »Ich muss sagen, Don, du bist echt Gift für meine Diät.«
»Ich dachte, McDoof wäre Gift für deine Diät.«
Ihr Lächeln wurde breiter. »Ich wünschte, McDoof wäre auch nur halb so gut wie das hier … Das ist alles großartig, danke.« Sie trat zur Seite und hielt mir die Tür auf. »Ich hol nur schnell eine Vase. Bitte komm rein und leg ab.«
»Danke.« Ich ging hinein und sah mich im Wohnzimmer um, als hätte ich den Raum noch nie gesehen.
»Das ist wirklich lieb von dir. Bin gleich wieder da.« Sie stürzte in Richtung Küche und rief mir über die Schulter hinweg zu: »Wirf deine Jacke einfach irgendwohin und setz dich.«
Ich zog meine Jacke aus und legte sie über den großen Wildledersessel in der Ecke, dann setzte ich mich aufs Sofa. Ich hörte, wie sie in der Küche herumhantierte und Schränke auf- und zumachte. Ich fragte mich, ob ich ihr meine Hilfe anbieten sollte. Dann erinnerte ich mich daran, wie sie Terri versichert hatte, dass sie die Arbeit gern mache, und blieb sitzen. Also, was würde ein guter Kerl in einer Situation wie dieser wohl tun?
Tapfer verkündete ich: »Nettes Zuhause.«
»Danke … Ah, hier …« Geräusche wie das Knallen einer Vitrinentür, Wasserrauschen sowie das Klappern und Klirren von Gläsern und Geschirr drangen aus der Küche herüber. Dann erschien Virginia mit zwei Weingläsern in den Händen. »Rot oder rot?«
»Ich nehme den roten.« Selbst wenn es eine Alternative gegeben hätte, wäre ich für rot gewesen – allein schon, um dem Raum mit all seinen langweiligen Beige- und Cremetönen einen kleinen Farbakzent zu verleihen. Ich hatte Virginia noch nie in diesem Raum gesehen, nicht ein einziges Mal, seit ich sie beobachtete. Im Grunde war an dem Wohnzimmer nichts auszusetzen, außer dass seine Neutralität extrem langweilig wirkte, aber es hatte diese typische Aura des Unbenutzten und vermittelte einen Eindruck von Unbehagen. Virginia würde vermutlich auf Untersetzern bestehen, damit wir die Oberfläche des Tisches nicht ruinierten. Schade, dass wir nicht in der Küche sitzen würden – der Raum war wenigstens erfüllt von menschlicher Aktivität, von Gefühlen. Von Leben.
Sie blieb im Durchgang zwischen Küche und Wohnzimmer stehen, die Gläser an die Brust gedrückt. Ich sah, wie sie über irgendetwas nachdachte, während sie mich mit einem abwesenden Lächeln auf den Lippen betrachtete. »Alles in Ordnung?«
»Em, ich wollte den Wein eigentlich hier drin servieren, aber ich habe irgendwie Sorge, dass wir die Möbel versauen oder, Gott bewahre, die Gläser ohne
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