Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Summer and the City - Carries Leben vor Sex and the City: Band 2 (German Edition)

Summer and the City - Carries Leben vor Sex and the City: Band 2 (German Edition)

Titel: Summer and the City - Carries Leben vor Sex and the City: Band 2 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Candace Bushnell
Vom Netzwerk:
berühmten Schauspieler, Künstler oder Komponisten zum Vater hat, kriegt sie auch ihre Anzeige.«
    »Warum kannst du nicht einfach bloß heiraten?« Ich reibe mir über die Wangen. Meine Haut fühlt sich kalt und klamm an, als hätte mein Körper es aufgegeben, sie zu durchbluten.
    »Aber wo würde denn da der Spaß bleiben?«, ruft Samantha. »Wozu sollte man in New York heiraten, wenn niemand es mitbekommt? Dann hätte man genauso gut in seinem Heimatkaf bleiben können. Wenn du in New York heiratest, nimmst du den dir zustehenden Platz in der Gesellschaft ein. Deswegen findet unsere Hochzeit ja auch im Century Club statt. Damit sendet man ein eindeutiges Signal, das jeder versteht.«
    »Nämlich?«
    Sie tätschelt mein Knie. »Dass man dazugehört, Küken.«
    »Und wenn nicht? Wenn man nicht dazugehört?«
    »Du liebe Güte. Dann tut man eben so als ob. Was ist denn los mit dir? Hast du etwa alles, was ich dir beigebracht habe, schon wieder vergessen?«
    Bevor ich irgendwelche Einwände erheben kann, geht sie zur Schreibmaschine, spannt ein Blatt Papier ein und deutet auf den Stuhl. »Du schreibst. Ich diktiere.«
    Mit hängenden Schultern folge ich ihrer Auforderung und lege mechanisch die Finger auf die Tasten – von bewusstem Handeln kann keine Rede sein.
    Samantha nimmt eine der Zeitungsseiten von dem Stapel und überfliegt die Anzeigen. »Ah. Die hier ist gut. ›Miss Barbara Halters aus Newport, Rhode Island, von ihren Freunden auch Pferdchen genannt …«
    Falls das ein Witz gewesen sein soll, geht er völlig an mir vorbei. »Ich dachte du kommst aus Weehawken.«
    »Wer will schon aus Weehawken kommen? Schreib ›Short Hills‹. Short Hills ist annehmbar.«
    »Und was ist, wenn jemand nachprüft, ob …«
    »Ausgeschlossen. Können wir jetzt bitte fortfahren? Miss Samantha Jones …«
    »Darf ich das ›Ms‹ abkürzen?«
    »Meinetwegen. Also: Ms Samantha Jones aus Short Hills, New Jersey, die an der …« Sie hält inne. »Was gibt es denn da für Unis in der Nähe?«
    »Keine Ahnung.«
    »Dann sagen wir einfach ›Princeton‹, das ist nah genug. Also:
    … die an der Princeton University ihren Abschluss in …«, fährt sie sichtlich zufrieden mit ihrer Wahl fort und hält dann erneut
inne, »… die ihren Abschluss in … in englischer Literatur gemacht hat …«
    »Das glaubt doch kein Mensch«, widerspreche ich und spüre, wie meine Lebensgeister allmählich wieder erwachen. »Ich habe dich noch nie etwas anderes lesen sehen als irgendwelche Selbsthilferatgeber.«
    »Na schön. Dann streich das mit meinem Abschluss. Das interessiert sowieso niemanden«, winkt sie ab. »Kommen wir jetzt zum heiklen Teil. Meine Eltern. Ich weiß, wir schreiben einfach, dass meine Mutter Hausfrau war – das ist am unverfänglichsten – und mein Vater international tätiger Geschäftsmann. Dann habe ich auch gleich eine Erklärung dafür, warum er so selten zu Hause war.«
    Ich nehme die Hände von der Tastatur und verschränke die Arme. »Ich kann das nicht.«
    »Was? Warum denn nicht?«
    »Ich kann die New York Times nicht anlügen.«
    »Du bist doch nicht diejenige, die lügt, sondern ich.«
    »Und warum lügst du?«
    »Carrie«, seufzt Samantha, die allmählich die Geduld zu verlieren scheint. »Alle lügen.«
    »Das stimmt nicht.«
    »Du lügst doch selbst auch. Oder hast du Bernard etwa nicht angelogen, als du ihm dein wahres Alter verschwiegen hast?«
    »Das ist etwas anderes. Ich will Bernard ja schließlich nicht heiraten.«
    Sie mustert mich mit zusammengeknifenen Augen, als könne sie es nicht fassen, dass ich es tatsächlich wage, mich ihr zu widersetzen. »Wie du meinst. Dann schreibe ich die Anzeige eben selbst.«
    »Nur zu.« Ich stehe auf und sie nimmt meinen Platz an der Schreibmaschine ein.
    Nachdem sie eine Weile vor sich hingetippt hat, während ich ihr über die Schulter zugesehen habe, halte ich es schließlich nicht mehr aus. »Warum kannst du nicht einfach die Wahrheit schreiben?«
    »Weil die Wahrheit nicht gut genug ist.«
    »Das ist, als würdest du sagen, dass du nicht gut genug bist.«
    Sie nimmt die Hände von der Tastatur und lehnt sich im Stuhl zurück. »Ich bin gut genug. Und daran habe ich auch nie gezweifelt, aber …«
    »Warum kannst du dann nicht einfach du selbst sein?«
    »Warum kannst du es nicht?« Sie springt auf. »Du machst dir Gedanken um mich? Wie wäre es, wenn du selbst mal einen Blick in den Spiegel wirfst? Sitzt mit Leidensmiene hier herum und jammerst, weil du einen

Weitere Kostenlose Bücher