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Summer and the City - Carries Leben vor Sex and the City: Band 2 (German Edition)

Summer and the City - Carries Leben vor Sex and the City: Band 2 (German Edition)

Titel: Summer and the City - Carries Leben vor Sex and the City: Band 2 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Candace Bushnell
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echten österreichischen Grafen, ein Zwillingspärchen, das behauptet mit der Großindustriellen-Familie du Pont verwandt zu sein, ein Model, das schon mit jedem im Bett war, und eine junge reiche Erbin, die einen silbernen Löffel an einer Kette um den Hals trägt. Und inmitten dieses wunderbar bunten, karnevalesken Treibens, ich – die kleine Carrie –, die sich auf die Zehenspitzen stellen muss, um gehört zu werden.
    Nach einer halben Stunde erinnere ich Bobby trotzdem an den eigentlichen Grund der Veranstaltung, woraufhin er versucht, die Zuschauer auf ihre Plätze zu scheuchen. Um sich Aufmerksamkeit zu verschafen, klettert er auf einen Stuhl, der prompt unter ihm zusammenbricht. Capote dreht die Musik leiser, während Bobby sich aufrappelt und sein Gewicht beim nächsten Versuch vorsichtshalber auf zwei Stühle verteilt.
    »Bitte alle mal herhören!«, ruft er und klatscht in die Hände. »Heute Abend werden wir Zeugen einer Weltpremiere! Die unglaublich charmante junge Schriftstellerin Carrie Bradshaw möchte uns ihr Stück … ähm …« Er beugt sich zu mir herunter, »… wie war noch mal der Titel?«
    »Undankbare Mistkerle«, ruft Miranda laut.
    »Ach ja, genau … ihr Stück Undankbare Mistkerle vorstellen.
Und was soll ich sagen – die Welt ist voll von ihnen!«, trompetet Bobby. »Bitte schön, Carrie, die Bühne gehört dir …«
    Am ganzen Körper zitternd hole ich tief Luft. Mein Herz schlägt so heftig, dass ich es im Magen spüre. Als ich vor dem Publikum Platz nehme, setzt spärlicher Applaus ein.
    Nervös streiche ich mir die Haare aus dem Gesicht und sage mir zum ungefähr tausendsten Mal, dass das hier auch nicht viel anders ist, als meinen Mitschülern in der New School einen Text vorzulesen. Und dann räuspere ich mich und fange an.
    Es heißt, dass Menschen in Stresssituationen jegliches Zeitgefühl verlieren. Und nicht nur das, wie ich feststellen muss. Auch mein Seh- und mein Hörvermögen scheinen mir mit einem Mal abhandengekommen zu sein. Ich nehme erst wieder etwas wahr, als plötzlich aus der ersten Reihe, wo Bernard, Miranda, Samantha, Charlie, Rainbow, Capote und Ryan sitzen, unterdrücktes Kichern erklingt und ich sehe, wie ein paar Leute von ihren Plätzen aufstehen und den Raum verlassen. Und als mir schließlich klar wird, dass das Kichern nicht meinem Stück gilt, sondern irgendeiner launigen Bemerkung, die jemand aus der hinteren Reihe gemacht hat, wird auf einmal die Musik wieder aufgedreht.
    Ich versuche das alles zu ignorieren und lese tapfer weiter, spüre aber gleichzeitig, wie mir die Hitze ins Gesicht steigt. Und dann versagt mir die Stimme. Mir ist, als würde ich sterben. Es ist ein langsamer, qualvoller Tod. Hinten im Raum fangen ein paar Leute an zu tanzen. Ich werde auf ein Murmeln, ein Hintergrundgeräusch reduziert.
    Wird dieser albtraumhafte Moment jemals enden?
    Er tut es. Denn kurz darauf springt Bernard klatschend von seinem Stuhl auf und Miranda und Samantha johlen zustimmend. Aber das war auch schon alles. Nicht einmal Bobby beachtet
mich mehr. Er steht an der Bar und schmeichelt sich bei Teensie ein.
    Und das soll es jetzt gewesen sein?, denke ich verstört. Ist es jetzt vorbei, einfach so? Ist mir das gerade wirklich passiert?
    Ich hatte so sehr gehofft, man würde mir zujubeln.
    Mir zumindest höflich Beifall spenden.
    Stattdessen – nichts?
    Die ganze Arbeit umsonst?
    Mir beginnt die Wahrheit zu dämmern, wobei »dämmern« in diesem Zusammenhang eigentlich das falsche Wort ist. »Dämmern« impliziert etwas Angenehmes. Das Nahen eines jungfräulichen Tages. Hofnung. Den Beginn von etwas Neuem. Aber das hier ist nicht der Beginn von etwas Neuem. Es ist das Ende. Eine Schmach. Der völlige Gesichtsverlust.
    Ich habe versagt.
    Capote, mein Vater und alle anderen haben recht gehabt: Mir fehlt es an Talent. Ich bin einem unerreichbaren Traum hinterhergejagt und dieser Traum ist nun endgültig geplatzt.
    Ich beginne zu zittern. Was soll ich denn jetzt tun? Verstohlen blicke ich mich um, stelle mir vor, die Leute verwandeln sich in Blätter, die sich erst rot, dann braun verfärben und schließlich zu Boden fallen. Wie kann ich …? Was kann ich …?
    »Ich fand es gut.« Bernard kommt – ein bemühtes Lächeln im Gesicht – auf mich zu. »Irgendwie … erfrischend.«
    »Es war ganz toll.« Miranda drückt mich an sich. »Ehrlich! Dass du es geschafft hast, vor diesen ganzen fremden Leuten dein Stück vorzulesen – Wahnsinn! Ich hätte mir vor Angst

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