Summer and the City - Carries Leben vor Sex and the City: Band 2 (German Edition)
ablenken …« Sie wedelt vielsagend mit ihrer beringten Hand.
Da wir schon beim Thema sind, ergreife ich die Gelegenheit, die Sprache auf Bernard zu bringen. »Hast du gewusst, dass Bernard Singer verheiratet war?«
»Natürlich. Mit Margie Shephard, der Schauspielerin. Warum fragst du? Hast du dich etwa mit ihm getrofen?«
»Gestern Abend«, sage ich und erröte.
»Und?«
»Wir haben uns geküsst.«
»Mehr nicht?« Sie klingt etwas enttäuscht.
Ich rutsche verlegen auf dem Stuhl hin und her. »Na ja, ich habe ihn ja gerade erst kennengelernt.«
»Bernard ist im Moment ziemlich durch den Wind. Kein Wunder, Margie hat ihn aufs Übelste betrogen. Noch dazu mit einem Schauspieler aus seinem Stück.«
»Nein!«, sage ich entsetzt.
Samantha zuckt mit den Schultern. »Stand damals in allen Zeitungen. New York ist ein Dorf, Küken. Je pikanter die Neuigkeit, desto schneller verbreitet sie sich. Für Bernard natürlich eine unschöne Sache, aber ich sage immer, lieber schlechte Presse als gar keine Presse.«
Samantha nickt nachdenklich, dann wirft sie einen Blick auf ihre Armbanduhr. Die Plauderstunde scheint offiziell beendet zu sein. »Ach ja«, sage ich hastig. »Eigentlich bin ich nur hergekommen, um dir deine zwanzig Dollar zurückzugeben.« Ich krame den Schein aus der Tasche und reiche ihn ihr.
Samantha betrachtet ihn und stößt dann ihr unvergleichliches, kehliges Lachen aus. Ich wünschte, ich könnte auch so lachen – so selbstbewusst und zugleich sexy.
»Du überraschst mich«, sagt sie. »Ich hatte nicht damit gerechnet, dich oder die zwanzig Dollar jemals wiederzusehen.«
»Ich wollte mich noch mal für alles bei dir bedanken. Dafür dass du mir das Geld dagelassen hast und mich auf die Party mitgenommen und Bernard vorgestellt hast. Wenn ich mich irgendwie revanchieren …«
»Nicht der Rede wert, Küken.« Sie bringt mich zur Tür und schüttelt mir zum Abschied die Hand. »Viel Glück. Und falls du mal wieder in Geldnöten bist, weißt du ja, wo du mich findest.«
»Bist du ganz sicher, dass niemand angerufen hat?«, frage ich L’il nun schon zum ungefähr zwanzigsten Mal.
»Ich bin seit zwei Uhr wieder hier und das Telefon hat kein einziges Mal geklingelt.«
»Vielleicht hat er ja angerufen, während du im Krankenhaus warst.«
L’ils Miene ist skeptisch. »Peggy war doch die ganze Zeit da.«
»Vielleicht hat sie mir nur nicht gesagt, dass er angerufen hat. Um mich zu ärgern.«
L’il bürstet sich die Haare. »Warum sollte sie das tun?«
»Weil sie mich hasst?«, entgegne ich und tupfe mir Gloss auf die Lippen.
»Ihr wart doch erst gestern zusammen essen«, gibt L’il zu bedenken. »Männer rufen in der Regel nie gleich am nächsten Tag an. Sie lassen einen gern ein bisschen zappeln.«
»Ich zapple aber nicht gern. Außerdem hat er von sich aus gesagt, dass er mich anruft …« Ich werde vom Klingeln des Telefons unterbrochen. »Das muss er sein!«, rufe ich. »Oh, L’il – kannst du bitte rangehen?«
»Warum ich?«, fragt L’il verblüfft.
»Weil er nicht denken soll, dass ich neben dem Telefon gesessen und bloß auf seinen Anruf gewartet habe.«
»Obwohl du genau das getan hast?« Stöhnend nimmt sie ab. Ich beobachte sie gespannt und springe sofort auf, als sie nickt und mir den Hörer hinhält.
»Es ist dein Vater.«
Was? Ausgerechnet jetzt? Einen schlechteren Zeitpunkt hätte er sich gar nicht aussuchen können. Und was, wenn Bernard genau in dem Moment anruft, in dem die Leitung besetzt ist? »Hi, Dad«, sage ich seufzend.
» Hi, Dad? Ich hätte gedacht, dass du deinen Vater, bei dem du dich nicht gemeldet hast, seit du in New York bist, mit etwas mehr Begeisterung begrüßt.«
»Ich habe gestern versucht dich anzurufen, aber du warst nicht zu Hause, Dad. Stattdessen habe ich kurz mit Missy gesprochen und sie gebeten, dir auszurichten, dass alles in Ordnung ist.«
»Ah stimmt, jetzt erinnere ich mich, dass Missy so etwas gesagt hat. Das hatte ich glatt vergessen.«
Ich runzle die Stirn. Es sieht meinem Vater überhaupt nicht ähnlich, zu vergessen, dass ich angerufen habe. Andererseits bin ich erleichtert, dass er mir anscheinend nicht böse ist.
»Tut mir leid, dass ich mich nicht schon früher gemeldet habe«, entschuldige ich mich zerknirscht. »Es ist so viel passiert, dass ich einfach nicht dazu gekommen bin. Missy hat dir ja sicher erzählt, dass mir direkt nach meiner Ankunft die Tasche geklaut worden ist und ich bei der Cousine einer Freundin
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