Summer and the City - Carries Leben vor Sex and the City: Band 2 (German Edition)
wieder.«
»Und was soll ich solange machen?«
»Der Wodka steht da drüben«, grinst Ryan.
Die beiden verschwinden im Schlafzimmer und schließen die Tür. Auf dem Plattenspieler dreht sich Blondies »Heart of Glass«. Genauso fühlt sich mein Herz gerade auch an, denke ich, hole mir den Wodka, hebe im Vorbeigehen das Telefon auf, das ich vorhin aus dem Schlafzimmer mitgenommen habe, und setze mich damit an den winzigen Schreibtisch in der Ecke. Nachdem ich einen Schluck aus der Flasche genommen habe, zünde ich mir eine Zigarette an und versuche es ein weiteres Mal bei Bernard.
Ich weiß, dass ich das nicht tun sollte, aber es ist wie ein innerer Zwang. Außerdem bin ich jetzt schon so tief gesunken, da ist sowieso schon alles egal.
Als der Song zu Ende ist, höre ich aus dem Schlafzimmer lautes Stöhnen. »Ja! Genau so! Ja! Das ist gut!« Ich stecke mir die nächste Zigarette an. Wenn Sex die Menschen so rücksichtslos werden lässt, sollte ich vielleicht erst gar nicht damit anfangen, überlege ich.
Eine Stunde später sitze ich immer noch da, rauche und wähle abwechselnd Bernards Nummer, während nebenan weiter gestöhnt wird. Von wegen, sie kommen gleich wieder. Stumm ermahne ich mich, mich nicht wie eine verdammte Spießerin aufzuführen, bin mir aber gleichzeitig sicher, dass ich mich niemals so verhalten würde, wie sie es tun. So bin ich einfach nicht.
Immerhin hat mich der Abend etwas über mich selbst gelehrt, Ich weiß jetzt nämlich, dass ich – wie Miranda es nennen würde – meine »Grenzen« habe.
Vermutlich wäre es das Beste, ich würde mich einfach auf den Futon legen und versuchen zu schlafen. Den Geräuschen aus
dem Schlafzimmer nach zu urteilen, werden Maggie und Ryan noch eine Weile beschäftigt sein. Aber ich bin so aufgewühlt und panisch wegen Bernard, dass an Schlaf nicht zu denken ist. Eine frisch angezündete Zigarette zwischen den Fingern, wähle ich zum x-ten Mal seine Nummer.
Diesmal meldet er sich gleich nach dem zweiten Klingeln. »Hallo?« Seine Stimme klingt verwundert, bestimmt fragt er sich, wer um zwei Uhr nachts noch etwas von ihm will.
»Ich bin’s«, flüstere ich und in dem Moment wird mir klar, was für eine bescheuerte Idee es gewesen ist, ihn anzurufen.
»Carrie?«, fragt er schläfrig. »Was ist denn los? Warum bist du noch wach?«
»Maggie hat gerade Sex.«
»Und?«
»Mit einem Typen aus meinem Kurs.«
»Vor deinen Augen?«
Was für eine Frage! »Nein, sie sind im Schlafzimmer.«
»Aha«, ist alles, was er darauf erwidert.
»Darf ich zu dir kommen?«, frage ich und kann nichts dagegen tun, dass sich schon wieder ein bettelnder Tonfall in meine Stimme schleicht.
»Meine arme Kleine. Der Abend läuft wohl nicht so, wie du ihn dir vorgestellt hast?«
»Es ist sogar der beschissenste Abend in meinem ganzen Leben. «
»Ich bin mir nicht sicher, ob er besser werden würde, wenn du zu mir kommen würdest«, sagt er. »Ich bin wahnsinnig müde und muss dringend schlafen. Du übrigens auch.«
»Aber wir können doch schlafen. Ich will einfach nur neben dir liegen.«
»Heute geht es wirklich nicht, Carrie. Es tut mir leid. Ein andermal, ja?«
Ich schlucke. »Okay«, antworte ich mit kaum hörbarer Stimme.
»Gute Nacht, Kätzchen«, sagt er und legt auf.
Ich lasse den Hörer aufs Telefon sinken, setze mich auf die Couch, ziehe die Knie an die Brust und wiege mich langsam vor und zurück. Stumm laufen mir die Tränen über die Wangen. Miranda hatte recht. Männer sind Arschlöcher.
16
Gegen fünf Uhr morgens schleicht Ryan sich aus der Wohnung. Ich tue so, als würde ich tief und fest schlafen. Als ich höre, wie er leise die Tür zuzieht, mache ich die Augen wieder auf und drehe mich nachdenklich auf den Rücken. Wieso tut Ryan das? Immerhin ist er mit einem anderen Mädchen verlobt. Und Maggie mit ihren zwei Liebhabern? Gibt es denn überhaupt keine Grenzen mehr, wenn es um Sex geht? Ist der Sexualtrieb wirklich so stark, dass er den gesunden Menschenverstand außer Kraft setzen kann?
Irgendwann falle ich in einen unruhigen Schlaf. Als ich gerade träume, dass Viktor Greene — der in meinem Traum wie Capote aussieht — mir seine Liebe gesteht, rüttelt Maggie mich wach.
»Guten Morgen!«, ruft sie fröhlich. »Soll ich uns Kafee machen? «
»Gern«, murmle ich schlaftrunken, als mir langsam wieder ins Bewusstsein sickert, wie beschissen der gestrige Abend verlaufen ist, und neue Wut in mir hochsteigt. Um mich zu beruhigen, stehe ich auf und
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