Summer and the City - Carries Leben vor Sex and the City: Band 2 (German Edition)
lacht. »Mein neuer Chef.«
Ich staune. »So redest du mit deinem Chef?«
»Mir bleibt nichts anderes übrig«, sagt sie leichthin. »Du solltest mal hören, wie er mit mir spricht.«
»Wie denn?«
Sie bleibt an der Ampel stehen. »An seinem ersten Arbeitstag kam er zu mir ins Büro und sagte: ›Ich habe gehört, dass du echt spitze bist.‹ Das hört sich erst mal an wie ein Kompliment, stimmt’s? Aber dann hat er gesagt: ›Und zwar nicht nur, was deinen Job betrifft.‹«
»Was für eine Unverschämtheit! Und damit kommt er einfach so durch?«
»Sicher.« Sie zuckt mit den Schultern. »Man merkt, dass du noch nie in einem Büro gearbeitet hast, Küken. Früher oder später kommen sie immer — die sexuelle Anspielungen. Aber keine Sorge, mit Samantha Jones legt sich niemand ungestraft an.«
»Aber das ist sexuelle Belästigung. Das hättest du melden sollen. «
»Wem denn?« fragt sie. »Seinem Boss? Dem Personalbüro? Er hätte die ganze Sache bloß als harmlosen Witz abgetan oder den Spieß einfach umgedreht und behauptet, er hätte mich abblitzen lassen und ich wolle mich an ihm rächen. Ich habe keine Lust, wegen so etwas meinen Job zu verlieren. Glaub mir, ich habe ganz bestimmt nicht vor, den Rest meines Lebens zu Hause zu versauern, Babys zu bekommen und Brownies zu backen.«
»Ist vielleicht auch besser so. Zumindest in Bezug auf deine nicht vorhandenen Kochkünste.«
»Ich nehme das als Kompliment«, sagt sie und lächelt zufrieden.
Samantha mag Charlie bezüglich ihrer Kochkünste angelogen haben, aber was sein Apartment angeht, hat sie nicht zu viel versprochen. Er wohnt in einem Gebäude in der Park Avenue, das wie ein überdimensionaler Goldbarren in den Himmel ragt. Selbstverständlich ist es kein echtes Gold, sondern lediglich eine golden schimmernde Metallverkleidung, aber Eindruck macht es dennoch. Und die Portiers aus Bernhards Haus würden vor Neid erblassen, wenn sie ihre Kollegen aus dem goldenen Turm sehen würden, die nicht nur weiße Handschuhe tragen, sondern
eine mit goldenen Litzen und Schulterklappen geschmückte Uniform mit passender Mütze. Alles ein bisschen übertrieben für meinen Geschmack.
»Und hier wohnst du jetzt?«, flüstere ich ehrfürchtig, als wir durch die marmorgetäfelte Eingangshalle gehen, die so riesig ist, dass das Klappern unserer Absätze von den hohen Wänden widerhallt.
»Ganz genau, hier wohne ich.« Sie nickt dem Portier, der uns den Aufzug öfnet, hoheitsvoll zu. »Passt zu mir, findest du nicht? Glamourös und doch stilvoll.«
»So kann man es natürlich auch sehen«, murmle ich, während ich mich kritisch in dem Rauchglasspiegel betrachte, mit dem die Wände der Aufzugkabine verkleidet sind.
Wie nicht anders zu erwarten war, hat Charlies im vierundvierzigsten Stock gelegenes Apartment gigantische Ausmaße. Die vom Boden bis zur Decke reichenden Fenster bieten einen spektakulären Ausblick auf Manhattan, und eine Wand des Wohnzimmers, das etwas tiefer liegt, als der Rest der Wohnung, ist komplett verspiegelt. In der Mitte steht eine große Plexiglasvitrine, in der diverse Baseball-Devotionalien ausgestellt sind. Ich bin mir sicher, dass es mehrere Schlafzimmer und Bäder gibt, aber die bekomme ich zunächst nicht zu sehen, weil Samantha mich sofort in die Küche führt — einen riesigen Raum mit marmornen Arbeitsflächen und blitzenden Einbaugeräten aus Edelstahl. Alles ist neu. Zu neu.
»Ist hier überhaupt schon jemals gekocht worden?«, erkundige ich mich, während ich Schranktüren öfne, um nach Töpfen und Pfannen zu suchen.
»Ich glaube nicht«, Samantha tätschelt mir die Schulter, »aber du wirst dich schon zurechtfinden. Ich vertraue dir vollkommen.
Schau dich in Ruhe um, ich bin gleich wieder da und dann zeige ich dir, was ich heute Abend tragen werde.«
»Na toll«, murmle ich und ziehe Schubladen auf. Bis auf eine Rolle Alufolie, ein Muffin-Blech, drei Schälchen und eine große Pfanne ist die Küche praktisch leer.
»Ta-da!«, erklingt kurz darauf Samanthas Stimme hinter mir und als ich mich umdrehe, steht sie in einer sehr knapp geratenen französischen Dienstmädchenuniform in der Tür. »Na? Was sagst du?«
»Die perfekte Arbeitskleidung für das Rotlichtviertel in der 42. Straße«, lautet mein Urteil.
»Also Charlie ist jedes Mal hin und weg, wenn ich es trage.«
»Samantha, Liebes«, presse ich zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor, »das ist eine Dinnerparty und keine Privatorgie in einem Separee des
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