Summer and the City - Carries Leben vor Sex and the City: Band 2 (German Edition)
ist, wenn ihr Kinder bekommt?«
»Ach, Küken.« Sie seufzt, schiebt mit dem Fuß die Dienstmädchenuniform zur Seite und sieht mich streng an. »Wird es nicht langsam Zeit, das Essen vorzubereiten?«
Vier Stunden später stehe ich zitternd vor Kälte in der Küche, und das, obwohl der Ofen auf Hochtouren läuft und ich zwei der Gasbrenner angeschaltet habe. Charlie kühlt sein Apartment anscheinend gern auf die Temperatur einer Gefriertruhe herunter. Draußen sind es bestimmt über dreißig Grad, aber ich könnte jetzt gut einen von seinen Kaschmirpullis gebrauchen.
Wie hält Samantha das bloß aus, frage ich mich, während ich die Soße für das Fleisch anrühre. Aber wahrscheinlich hat sie sich damit abgefunden. Wer die Gattin eines stinkreichen Immobilienmoguls werden will, sollte sich frühzeitig daran gewöhnen, das komplette Leben nach ihm auszurichten.
»Und?« Samantha kommt in die Küche. »Wie läuft es?«
»Der Hauptgang ist fast fertig.«
»Fantastisch«, sagt sie und trinkt einen Schluck Rotwein aus einem großen Kelchglas. »Gott, ich werde da draußen noch wahnsinnig.«
»Was glaubst du, wie es mir hier drinnen geht?«
»Wenigstens musst du dich nicht über Heimtextilien und Fenstermode unterhalten.«
»Fenster mode? Wo kauft man die – auch bei Chanel?«
»Man lässt einen Innendekorateur kommen und bezahlt dafür so viel wie für zehn Chanel-Kostüme.« Sie seufzt. »Zwanzigtausend Dollar. Für Vorhänge! Ich glaube nicht, dass ich diesen Abend überleben werde.«
»Hey, ich erwarte, dass du da draußen dein Bestes gibst. Ich friere mir hier den Arsch ab, damit du gut dastehst. Ich verstehe ehrlich gesagt immer noch nicht, warum du keinen Caterer engagiert hast.«
»Weil Superwoman keinen Caterer engagiert. Sie macht alles selbst.«
»Hier«, sage ich und reiche ihr die ersten beiden Teller, die ich eben fertig angerichtet habe. »Und vergiss dein Cape nicht, Superwoman.«
»Was essen wir überhaupt?« Sie betrachtet stirnrunzelnd die Teller.
»Lammkoteletts in Waldpilz-Sahne-Soße. Die langen grünen Stangen nennt man Spargel. Und das gelbe mit der braunen Kruste ist Kartofelgratin«, belehre ich sie seufzend. »Hat Charlie schon Verdacht geschöpft?«
Sie grinst. »Er hat keinen blassen Schimmer, dass du hier bist.«
»Sehr gut. Sag ihm, es sei ein französisches Gericht.«
»Danke, Küken.« Sie schwebt hinaus und bevor die Tür hinter ihr zufällt, höre ich sie noch »Voilà!« rufen.
Leider kann ich die Gäste nicht sehen, weil das Esszimmer um die Ecke liegt, aber ich habe vorhin kurz einen Blick darauf erhaschen können. Der Esstisch ist riesig und aus Plexiglas.
Anscheinend hat Charlie ein Faible für Kunststof.
Ich fülle den Teig für die Mini-Schokoladen-Soufés in die Muffin-Form und will sie gerade in den Ofen schieben, als eine Stimme hinter mir tönt: »Ha! Ich wusste, dass es zu gut ist, um wahr zu sein!«
Ich lasse um ein Haar das Blech fallen und drehe mich erschrocken um. »Was … Cholly?«, zische ich.
»Carrie Bradshaw, wenn ich mich recht erinnere?« Er kommt in die Küche geschlendert und blickt sich interessiert um. »Ich hatte mich schon gefragt, was aus Ihnen geworden ist. Jetzt weiß ich es.«
»Nein, das wissen Sie nicht«, sage ich und schließe vorsichtig die Ofentür.
»Warum hält Samantha Sie hier versteckt?«
Ich setze zu einer Erklärung an, überlege es mir dann aber doch anders. Cholly macht nicht gerade den Eindruck, als wäre er besonders verschwiegen. Bestimmt würde er sofort ins Esszimmer zurückstürmen und den Gästen brühwarm erzählen, dass in Wirklichkeit ich als eine Art weiblicher Cyrano de Bergerac am Herd stehe. Allerdings glaube ich kaum, dass ich am Ende das Herz des Umschwärmten erobern würde.
»Hören Sie, Cholly, ich …«
»Ich verstehe schon«, sagt er und zwinkert mir zu. »Ich kenne Samantha seit Jahren und bezweifle, dass sie auch nur ein Ei kochen könnte.«
»Werden Sie uns verraten?«
»Und Sam den Spaß verderben? Nicht doch, Kleines«, sagt er freundlich. »Euer Geheimnis ist bei mir in den besten Händen.«
Zwei Minuten nachdem er wieder hinausgegangen ist, kommt Samantha in die Küche gelaufen. »Was war denn los?«, fragt sie
panisch. »Cholly hat dich gesehen, stimmt’s? Gott, warum muss dieser freche alte Kerl immer überall seine Nase reinstecken? Ich hätte es vorher wissen müssen und ihn nicht einladen sollen. Dabei lief alles so perfekt. Man konnte förmlich sehen, wie Charlies
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