Summer and the City - Carries Leben vor Sex and the City: Band 2 (German Edition)
väterlich einen Arm um die Schulter. »Sie hat gerade ein Theaterstück geschrieben und ich könnte mir vorstellen, dass du genau die richtige Agentin für sie wärst.«
»Hallo«, sagt Teensie und schenkt mir ein schmallippiges Lächeln.
Bobby will mich an sich ziehen, aber ich versteife mich und fahre den Ellbogen aus, um ihn auf Distanz zu halten. »Wir werden Carries neues Stück in meinen Räumen lesen. Du musst unbedingt kommen.«
Teensie schnippt die Asche ihrer Zigarette auf den Boden. »Wovon handelt es?«
Zur Hölle mit dir, Bobby, denke ich, und winde mich aus seiner Umarmung. Ich habe nicht vor, mit einer mir völlig fremden Frau über mein Stück zu sprechen. Zumal ich selbst kaum weiß, wovon es eigentlich handelt.
»Das will Carrie noch nicht verraten.« Bobby tätschelt meinen Arm und brüllt mir ins Ohr: »Teensie ist die wichtigste Agentin der Stadt. Sie hat jeden unter Vertrag. Absolut jeden. Selbst Bernard Singer.«
Das Lächeln auf meinem Gesicht gefriert. »Das ist ja toll.«
Irgendetwas an meiner Miene muss bei Teensie eine Alarmglocke ausgelöst haben, denn auf einmal lässt sie sich dazu herab, mir in die Augen zu sehen.
Während ich ihrem scharfen Blick ausweiche, denke ich fieberhaft darüber nach, wie ich die Unterhaltung in ungefährlichere Bahnen lenken könnte. Irgendetwas sagt mir, dass diese Frau nicht allzu begeistert wäre, wenn sie erfahren würde, dass ihr bedeutendster Klient mit einem so unbedeutenden Ding wie mir zusammen ist. Oder zusammen war.
Die Musik verstummt.
Barry Jessen ist auf die oberste Sprosse einer Leiter geklettert. »Zu Tisch!«, ruft er.
22
Als wäre der Abend nicht schon anstrengend genug, stelle ich fest, dass ich an der langen Tafel ausgerechnet neben Capote sitze.
»Du schon wieder?«, sage ich und schiebe mich an ihm vorbei, um auf dem Klappstuhl Platz zu nehmen.
»Was hast du eigentlich für ein Problem?«, fragt er.
Ich verdrehe die Augen. Wo soll ich anfangen? Mit der Tatsache, dass ich Bernard vermisse und mir wünschte, er wäre hier? Oder dass ich neben jedem anderen lieber sitzen würde als neben Capote? Ich entscheide mich für: »Ich habe gerade Teensie Dyer kennengelernt.«
Capote sieht beeindruckt aus. »Sie ist eine tolle Agentin.«
Klar, dass das das Einzige ist, was ihn interessiert. »Auf mich wirkte sie eher wie eine böse Hexe.«
»Sei nicht albern, Carrie.«
»Warum? Ich sage bloß die Wahrheit.«
»Deine momentane, subjektive Wahrheit vielleicht.«
»Und die wäre?«
»Diese Stadt ist ein Haifischbecken, Carrie, das weißt du genau. «
»Und?«, sage ich.
»Willst du genauso gehässig und verbittert werden wie die meisten der Leute, die hier sitzen?«
Ich sehe ihn ungläubig an. Ist ihm denn nicht klar, dass er selbst keinen Deut besser ist? »Da mache ich mir ehrlich gesagt keine Sorgen«, schnaube ich.
Eine Schüssel mit Nudeln wird an uns weitergereicht. Capote nimmt sie entgegen und gibt zuvorkommend erst mir und dann sich selbst etwas davon auf den Teller. »Du willst dein Stück doch nicht wirklich bei Bobby lesen, oder?«
»Warum denn nicht?«
»Weil Bobby ein Idiot ist.«
Ich bedenke ihn mit einem gemeinen Lächeln. »Oder weil Bobby nicht dich gefragt hat, ob du dein großartiges Werk bei ihm vortragen willst?«
»Selbst wenn er es mir anbieten würde, würde ich dankend ablehnen. Du tust dir keinen Gefallen damit, Carrie, glaub mir.«
»Genau das ist wahrscheinlich der Unterschied zwischen dir und mir«, entgegne ich achselzuckend. »Ich ergreife eine Gelegenheit beim Schopf, wenn sie sich mir bietet.«
»Wäre es dir lieber, wenn ich dich anlüge, wie alle anderen um dich herum?«
Ich schüttle verwirrt den Kopf. »Wie kommst du denn darauf, dass die Leute mich belügen? Ich glaube eher, dass sie dich belügen. Aber weißt du, wer der größte Lügner in deinem Leben ist? Du selbst.« Ich nehme einen tiefen Schluck aus meinem Weinglas und kann selbst kaum glauben, was ich da gerade gesagt habe.
»Wie du meinst«, antwortet er, als wäre ich ein hofnungsloser Fall, und wendet sich der Frau zu seiner Rechten zu.
Seinem Beispiel folgend, drehe ich mich zu meinem Sitznachbarn um und bin sehr überrascht, als ich feststelle, dass ich ihn bereits kenne. Es ist Cholly. Ich atme erleichtert auf. »Hallo«, begrüße ich ihn strahlend und wild entschlossen, mir durch die Begegnung mit Teensie und meine Abneigung gegen Capote nicht den Abend verderben zu lassen.
»Kindchen!«, ruft er. »Sie scheinen
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