Summer and the City - Carries Leben vor Sex and the City: Band 2 (German Edition)
ja ganz schön herumzukommen. Wie ist es Ihnen ergangen? Ist New York so, wie Sie es sich erhofft haben?«
Ich blicke mich in der Runde um. Rainbow sitzt, die Augenlider auf Halbmast, zusammengesunken auf ihrem Stuhl, während Capote mal wieder über sein Lieblingsthema doziert — Proust. Ich entdecke Ryan, dem das zweifelhafte Glück zuteil wurde, neben Teensie zu sitzen. Er macht ihr schöne Augen und hofft zweifellos, dass sie ihn unter Vertrag nimmt. Unterdessen steht Bobby hinter Barry Jessen und redet aufgeregt auf ihn ein, während sich Barry, dem dicke Schweißperlen auf der Stirn stehen, entnervt mit einer Serviette übers Gesicht wischt.
Ich bin in einem jener bizarren Momente gefangen, in denen sich das Universum auszudehnen scheint und alles seltsam vergrößert wirkt: die Bewegungen von Picans rot geschminktem Mund, der Schwall roten Weins, den Bobby sich in sein Glas einschenkt, der goldene Siegelring an Teensies rechter Hand, die sie sich an die Schläfe presst.
Ich frage mich, ob Maggie womöglich recht hatte. Vielleicht sind wir alle total gestört.
Und plötzlich springt alles wieder in die normale Perspektive zurück. Teensie steht auf. Barry macht Bobby neben sich Platz. Ryan beugt sich zu Rainbow hinüber und flüstert ihr irgendetwas ins Ohr.
Ich wende mich wieder Cholly zu. »Ich finde New York fabelhaft. «
Er wirkt interessiert, also erzähle ich ihm von meinen Abenteuern. Wie Peggy mich aus ihrem Apartment geschmissen hat, dass ich den Schnauzbart meines Dozenten Waldo getauft habe und dass Bobby mir angeboten hat, mein Stück in seinen Räumen
zu lesen, obwohl ich es noch gar nicht fertig geschrieben habe. Als ich fertig bin, kann Cholly sich vor Lachen kaum halten. Gott, ich liebe Männer, die gute Zuhörer sind!
»Ich veranstalte bei mir zu Hause regelmäßig kleine Soireen und wäre hingerissen, Sie irgendwann einmal als Gast begrüßen zu dürfen«, sagt er. »Ich weiß nicht, ob Sie es wissen, aber ich verlege das wunderbare Blättchen The New Review. Wir behaupten gern, es wäre hochliterarisch, aber das hält uns nicht davon ab, wüste Partys zu feiern.«
Ich schreibe ihm gerade meine Telefonnummer auf eine Serviette, als Teensie auf uns zusteuert. Im ersten Moment habe ich die Befürchtung, sie hätte mich im Visier, aber sie hat es auf Cholly abgesehen.
»Darling.« Sie schiebt herrisch einen Stuhl zwischen ihn und mich und setzt sich mit dem Rücken zu mir. Eine sehr wirkungsvolle Methode, mich auszuschließen, wie ich zugeben muss. »Ich habe mich gerade mit einem ganz reizenden jungen Schriftsteller unterhalten. Ryan … den Nachnamen habe ich vergessen, aber du solltest ihn unbedingt kennenlernen. «
»Liebend gern«, erwidert Cholly und fügt mit einem Zwinkern in meine Richtung hinzu: »Kennst du Carrie Bradshaw schon? Sie ist auch Schriftstellerin und hat mir gerade erzählt …«
»Sag, hast du Bernard in letzter Zeit gesehen?«, wechselt Teensie ungerührt das Thema.
»Letzte Woche«, antwortet Cholly kühl und gibt deutlich zu erkennen, dass er keine Lust hat, sich über Bernard zu unterhalten.
»Ich mache mir Sorgen um ihn«, seufzt Teensie.
»Warum?«, fragt Cholly, dem es wie den meisten Männern
ofensichtlich fremd ist, sich um einen seiner Geschlechtsgenossen allzu große Sorgen zu machen. Im Gegensatz zu uns Frauen.
»Ich habe gehört, dass er mit irgendeinem blutjungen Ding zusammen ist.«
Mein Magen zieht sich krampfartig zusammen.
»Margie hat gesagt, Bernard sei in einem fürchterlichen Zustand«, fährt Teensie fort und wirft mir von der Seite einen Blick zu. Ich versuche, so gleichgültig wie möglich auszusehen, als wüsste ich gar nicht, von wem sie überhaupt spricht. »Margie hat die beiden einmal getrofen und macht sich ernsthaft Sorgen. Sie hält es für bedenklich, dass Bernard sich mit jemandem einlässt, der so viel jünger ist.«
Ich schenke mir Wein nach, während ich so tue, als würde irgendetwas am anderen Ende des Tisches meine Aufmerksamkeit fesseln. Aber meine Hand zittert.
»Was kümmert es Margie Shepard, wie es Bernard geht? Sie war doch diejenige, die ihn verlassen hat«, entgegnet Cholly.
»Hat er dir das erzählt?«, fragt Teensie lauernd.
Cholly zuckt mit den Achseln. »Jeder weiß, dass sie ihn betrogen hat. Mit einem Schauspieler aus seinem Stück.«
Teensie lächelt böse. »Leider ist das Gegenteil der Fall. Bernard hat sie betrogen.«
Eine Drahtschlinge legt sich um mein Herz und zieht sich langsam
Weitere Kostenlose Bücher