Summer and the City - Carries Leben vor Sex and the City: Band 2 (German Edition)
entspannt sich aber merklich, als sie mich erkennt. »Ach, das ist nur Carrie«, sagt sie. »Sie ist cool.«
»Nur Carrie« wagt es, einen Schritt näher zu kommen. »Was macht ihr denn hier?«
»Das ist mein Bruder Colin«, stellt Rainbow mir den Typen mit den Dreadlocks vor.
»Willst du auch was rauchen?« Colin hält mir eine kleine Glaspfeife hin.
»Klar.« Wahrscheinlich ist es völlig in Ordnung, auf dieser
Party zu kifen. Die Hälfte der Leute, die mir bisher begegnet sind, wirkte wie auf Drogen.
Rainbow rückt auf dem Bett ein Stück zur Seite, damit ich mich neben sie setzen kann.
»Ist das dein Zimmer? Es ist wunderschön«, sage ich und bewundere die luxuriöse Einrichtung.
»Findest du?« Sie beugt sich vor, um die Flamme eines goldenen Feuerzeugs an den Kopf der Pfeife zu halten, die Colin mir in die Hand gedrückt hat.
»Es ist total Anti-Barry«, sagt Colin, der zu meinem Erstaunen einen britischen Akzent hat. »Genau das macht es so cool.«
Ich nehme einen tiefen Zug und reiche die Pfeife dann an Colin weiter. »Bist du Engländer?«, frage ich, obwohl es mir ein Rätsel ist, wie er Engländer sein kann, während Rainbow so durch und durch amerikanisch wirkt.
Rainbow kichert. »Er kommt aus Äthiopien wie meine Mutter. «
»Dann ist Barry gar nicht dein Vater?«
»Zum Glück nicht!«, ruft Colin. Er und Rainbow wechseln einen verschwörerischen Blick.
»Väter kannst du doch alle vergessen«, sagt Rainbow wegwerfend.
»Ich mag meinen«, sage ich leise. Vielleicht liegt es daran, dass ich etwas geraucht habe, aber als ich jetzt an meinen Vater denke, werde ich plötzlich sentimental. »Er ist ein wirklich feiner Mensch.«
»Da hast du Glück«, sagt Colin. »Mein richtiger Vater ist abgehauen als ich zehn war.«
Ich nicke verständnisvoll. Mein Vater ist vielleicht nicht perfekt, aber ich weiß, dass er mich liebt. Wenn irgendetwas
Schlimmes passieren würde, wäre er für mich da – oder würde es zumindest versuchen.
»Ach, das hätte ich fast vergessen …« Colin greift in seine Jeans, zieht ein Röhrchen Aspirin heraus und wedelt damit vor Rainbows Gesicht herum. »Die hab ich in Barrys Versteck gefunden. «
»Colin!«, kreischt Rainbow. »Das ist nicht dein Ernst, oder?«
Colin öfnet das Röhrchen und lässt drei Pillen herausgleiten. »Oh doch.«
»Und wenn er merkt, dass du sie geklaut hast?«
»Keine Sorge. In ein paar Stunden ist er so high, dass er sowieso nichts mehr mitbekommt.«
Rainbow nimmt eine der Pillen aus Colins Hand, legt sie sich auf die Zunge und spült sie mit einem Schluck Sekt hinunter.
»Willst du auch eine, Carrie?«, fragt Colin und hält mir die geöfnete Hand hin.
Ich frage nicht, was das für Pillen sind, und will es auch gar nicht wissen. Schon jetzt habe ich das Gefühl, mehr gesehen zu haben, als ich eigentlich sollte. »Nein, danke«, sage ich und schüttle den Kopf.
»Die bringen dich richtig gut drauf«, drängt Colin und steckt sich selbst eine Pille in den Mund.
»Trotzdem nicht«, sage ich.
»Wenn du es dir anders überlegst, weißt du ja, wo du mich findest. Frag einfach nach einer Aspirin«, sagt er, worauf Rainbow sich lachend in die Kissen zurückfallen lässt.
Als ich in den Hauptraum zurückkehre, dröhnt Musik aus den Boxen und es herrscht die erregte, aufgeladene Partystimmung, die immer entsteht, wenn sich eine größere Gruppe von Menschen
angeregt unterhält, beziehungsweise anschreit, um den Lärmpegel zu übertönen. Zigaretten- und Marihuanarauch wabert durch die Luft. Ich gehe an Pican und ein paar ihrer Model-Kolleginnen vorbei, die sich mit halb geschlossenen Augen träge auf den Sofas drapiert haben, und öfne eines der Fenster, um ein bisschen frische Luft hereinzulassen.
Ich bin auf einer Party, rufe ich mir in Erinnerung. Ich amüsiere mich blendend.
Kurz darauf entdeckt Bobby mich und winkt mich aufgeregt zu sich. Er unterhält sich gerade mit einer Frau mittleren Alters, die ein hautenges weißes Kleid trägt, das aussieht, als wäre es aus Mullbinden gewickelt. Ich winke zurück und hebe meinen Plastikbecher, um ihm zu signalisieren, dass ich mir etwas zu trinken holen will, aber er lässt sich nicht beirren. »Carrie«, ruft er. »Komm her! Ich muss dir Teensie Dyer vorstellen.«
Ich zwinge ein entzücktes Lächeln auf mein Gesicht und schlendere zu den beiden hinüber.
Teensie sieht aus, als würde sie zum Frühstück kleine Kinder fressen. »Das ist Carrie Bradshaw«, sagt Bobby und legt mir
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