Summer and the City - Carries Leben vor Sex and the City: Band 2 (German Edition)
mir geschenkt hat, einige Mühe bereitet. Im nächsten Augenblick halten auch schon zwei Polizeiwagen mit Blaulicht und heulenden Sirenen vor dem Gebäude. »Lass dir nichts anmerken.« Capote legt mir den Arm um die Schulter. »Tu so, als wären wir ein ganz normales Paar.«
Wir überqueren die Straße und sind einen Block später – immer noch Arm in Arm – an der Ecke West Broadway, Prince Street angelangt. »Hier ganz in der Nähe gibt es eine ziemlich coole Bar«, sagt Capote und zeigt die Straße hinunter.
»Eine coole Bar? Teensie ist gerade in den Aufzugschacht gestürzt, und alles, woran du denken kannst, ist eine coole Bar?«
Er nimmt den Arm von meiner Schulter. »Ist das vielleicht meine Schuld?«
Nein, aber meine. »Ich finde, wir sollten zurückgehen. Machst du dir denn gar keine Sorgen um Teensie?«
»Hör zu, Carrie«, sagt Capote gereizt. »Du könntest mir ruhig ein bisschen dankbarer sein.«
»Hättest du vielleicht die Güte, mich aufzuklären, wofür ich dir ruhig ein bisschen dankbarer sein könnte?«
»Wäre es dir lieber gewesen, dein Foto morgen in der New York Post zu sehen? Du kannst dich nämlich darauf verlassen, dass genau das passiert wäre. Die Hälfte der Leute auf der Party war auf Drogen. Meinst du vielleicht, dass das der Polizei nicht aufallen wird? Dich kümmert das vielleicht nicht, aber mir ist mein Ruf zufälligerweise nicht egal.«
»Ach, und warum?«, frage ich unbeeindruckt. Ich finde es unerträglich, dass er sich selbst immer so wichtig nimmt.
»Darum.«
»Jetzt sag schon«, lasse ich nicht locker.
»Weil es eine Menge Leute gibt, die auf mich zählen.«
»Und welche Leute sollen das sein?«
»Meine Familie. Das sind rechtschafene, gute Menschen und ich will nicht, dass sie sich meinetwegen schämen müssen.«
»Zum Beispiel, wenn du eine Frau aus dem Norden heiraten würdest?«
»Zum Beispiel.«
»Und was halten die ganzen Mädchen aus dem Norden davon, mit denen du deine Afären hast? Oder erzählst du es denen einfach nicht?«
»Ich gehe davon aus, dass die meisten Frauen wissen, worauf sie sich einlassen, wenn sie etwas mit mir anfangen. Ich mache niemandem falsche Versprechungen und lüge niemanden an.«
Ich starre auf den Asphalt und frage mich, wie es sein kann,
dass ich an einer Straßenecke mitten im Nirgendwo stehe und mich mit Capote Duncan streite. »Okay. Ich glaube, ich sollte dir auch die Wahrheit sagen. Ich bin für Teensies Unfall verantwortlich. «
»Du?«
»Ich wusste, dass Colin Pillen hat. Er hat mir gesagt, wenn ich eine will, soll ich ihn einfach nach einer Aspirin fragen, und als Teensie über Kopfschmerzen geklagt hat, habe ich sie zu ihm geschickt.«
Es dauert einen Moment, bis Capote diese Information verdaut hat. Er reibt sich die Augen und schüttelt ohne etwas zu sagen immer wieder den Kopf, sodass ich mir allmählich Sorgen mache, er könne womöglich darüber nachdenken, ob er mich anzeigen soll. Dann legt er plötzlich den Kopf in den Nacken und fängt so schallend an zu lachen, dass seine langen Haare wippen.
»Eigentlich ganz schön gemein, oder?«, sage ich ein bisschen zerknirscht, stimme dann aber erleichtert in sein Lachen mit ein. »Ich hätte doch nie gedacht, dass sie diese verdammte Pille wirklich nehmen wür…«
Capote schneidet mir das Wort ab, indem er mich küsst.
Ich bin so überrascht, dass ich zuerst überhaupt nicht reagiere, als ich seine Lippen auf meinen spüre. Und nachdem mein Gehirn seine Arbeit schließlich wieder aufgenommen hat, bin ich verblüfft darüber, wie schön und selbstverständlich es sich anfühlt, so als würden wir uns schon ein Leben lang küssen. Bis mir plötzlich dämmert: Das ist eine Masche. Capote ist der Typ Überrumpler. Er küsst eine Frau, wenn sie am wenigsten damit rechnet, und bringt sie damit so aus dem Konzept, dass es anschließend ein Leichtes für ihn ist, sie ins Bett zu kriegen.
Aber da ist er bei mir an die Falsche geraten. Ich werde garantiert nicht in seinem Bett landen. Auch wenn sich ein ganz kleiner, sehr unanständiger Teil von mir in diesem Augenblick nichts sehnlicher wünscht.
»Nicht.« Ich schiebe ihn entschlossen weg.
»Carrie …«, sagt er leise.
»Ich kann nicht.« Habe ich Bernard etwa gerade betrogen?
Sind wir überhaupt noch zusammen?
Ein Taxi biegt um die Ecke. Es ist frei. Ich bin es nicht. Eine Millisekunde zögere ich noch, dann winke ich es heran.
Capote öfnet mir die Wagentür.
»Danke«, sage ich.
»Bis bald«,
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