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Summer and the City - Carries Leben vor Sex and the City: Band 2 (German Edition)

Summer and the City - Carries Leben vor Sex and the City: Band 2 (German Edition)

Titel: Summer and the City - Carries Leben vor Sex and the City: Band 2 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Candace Bushnell
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— von seiner betont jugendlichen Ausdrucksweise bis hin zu dem Motorrad selbst –, dass ich einen Moment lang nicht weiß, was ich sagen soll. »Und woher kanntest du diesen Typen?«, frage ich schließlich.
    »Er ist der Sohn von Wendys Cousin.«
    Ich bin fassungslos, mit welcher Beiläufigkeit er ihren Namen erwähnt, beschließe aber, das Spiel mitzuspielen. »Aha. Und wer ist Wendy?«
    Er wischt unsichtbare Staubpartikel vom Sitz des Motorrads. »Eine Frau, die ich vor Kurzem kennengelernt habe.«
    Er versucht es also mit der Ausweichtaktik. »Was für eine Frau?«
    »Sie ist sehr nett«, antwortet er und bringt es nicht über sich, mir in die Augen zu sehen.
    »Warum hast du mir nichts von ihr erzählt?«
    »Ach, Carrie.« Er seufzt.
    »Alle sagen, dass sie deine Freundin ist. Dorrit, Missy und sogar Walt.«
    »Walt weiß es?«, fragt er überrascht.
    »Alle wissen es, Dad«, antworte ich in scharfem Ton. »Alle außer mir. Warum?«
    Er rutscht auf den Sitz des Motorrads und spielt mit den Bremshebeln. »Meinst du, du könntest vielleicht ein bisschen Nachsicht mit mir üben?«
    »Dad!«
    »Das ist alles noch sehr neu für mich.«
    Ich beiße mir auf die Unterlippe und werde für einen Moment von einer Welle der Zuneigung zu ihm erfasst. Während vergangenen fünf Jahre hat er sich noch nicht einmal ansatzweise für irgendeine andere Frau interessiert und jetzt hat er ofenbar endlich eine kennengelernt, die er mag. Herrgott, ich sollte mich für ihn freuen. Leider ist alles, woran ich denken kann, meine Mutter. Und dass er sie verrät. Ich frage mich, ob sie im Himmel ist und von dort oben auf ihn herunterschaut und sieht, was aus ihm geworden ist. Wenn ja, wäre sie bestimmt entsetzt.
    »Hat Mom sie gekannt? Diese Wendy, meine ich.«
    Dad schüttelt den Kopf und fingert am Tacho herum. »Nein.« Er zögert. »Jedenfalls bin ich mir ziemlich sicher, dass die beiden sich nicht gekannt haben. Sie ist ein bisschen jünger.«
    »Wie jung?«, will ich wissen.
    Plötzlich tritt ein trotziger Ausdruck auf sein Gesicht und ich merke, dass ich ihn zu sehr bedrängt habe. »Ich weiß es nicht, Carrie. Vielleicht Mitte, Ende zwanzig? Mir ist beigebracht worden, dass es unhöflich ist, eine Frau nach ihrem Alter zu fragen.«
    »Und sie? Weiß sie, wie alt du bist?«
    »Sie weiß jedenfalls, dass meine älteste Tochter im Herbst ihr Studium an der Brown aufnehmen wird.«
    In seiner Stimme schwingt ein Unterton mit, den ich seit meiner Kindheit nicht mehr gehört habe. Er bedeutet: Vorsicht! Hier habe immer noch ich das Sagen.
    »Dann ist ja alles bestens.« Ich wende mich zum Gehen.
    »Ach, und Carrie?«, ruft er mir hinterher. »Ich habe sie eingeladen, heute Abend mit uns essen zu gehen, und wäre sehr enttäuscht, wenn du dich ihr gegenüber in irgendeiner Weise unhöflich verhalten würdest.«
    »Das werden wir ja sehen«, flüstere ich leise vor mich hin, als ich ins Haus zurückkehre. Meine schlimmsten Befürchtungen haben sich bestätigt. Ich hasse diese Wendy jetzt schon. Sie hat einen Nefen, der bei den Hells Angels ist, und lügt, was ihr Alter betrifft. Ich bin überzeugt davon, dass eine Frau, die bereit ist, ihr eigenes Geburtsdatum zu verleugnen, noch zu ganz anderen, schrecklicheren Dingen im Stande ist.
    Um mich abzureagieren mache ich mich daran, den Kühlschrank auszuräumen und zu putzen, wobei eine Lebensmittelleiche nach der anderen in den Abfalleimer wandert. Irgendwann fällt mir ein, dass ich selbst nicht ganz aufrichtig gewesen bin, was mein Alter betrifft. Und zwar Bernard gegenüber. Während ich die saure Milch ins Spülbecken gieße, frage ich mich, was bloß aus unserer Familie geworden ist.
     
    »Wow! Du siehst … extravagant aus!«, stellt Walt mit einem Zwinkern fest. »Aber meinst du nicht, dass dein Aufzug für ein Kaff wie Castlebury vielleicht ein klitzekleines bisschen übertrieben ist?«
    »Was trägt man denn deiner Meinung nach in Castlebury, wenn man in ein Restaurant essen geht?«
    »Jedenfalls mit Sicherheit kein Abendkleid.«
    »Walt«, seufze ich, »das ist kein Abendkleid, sondern ein Cocktailkleid aus den Sechzigern.« Ich habe es in meinem Lieblingssecondhandladen gefunden und trage es schon seit Tagen. Da es ärmellos und relativ kurz ist, eignet es sich perfekt für das schwül-heiße Wetter und bis jetzt hat sich noch niemand negativ darüber geäußert. Ich habe nur Komplimente bekommen. In New York ist ein extravaganter Kleidungsstil sozusagen gesellschaftliche

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