Summer and the City - Carries Leben vor Sex and the City: Band 2 (German Edition)
Grundvoraussetzung. Hier nicht.
»Für diese Wendy werde ich mich bestimmt nicht umziehen. Wusstest du, dass sie einen Nefen hat, der bei den Hells Angels ist?«
Walt und ich sitzen bei uns auf der Veranda und trinken einen Aperitif, während wir darauf warten, dass diese Wendy auftaucht. Ich habe Walt angefleht, uns zum Essen zu begleiten, aber er hat behauptet, er sei schon mit Randy verabredet. Immerhin hat er sich bereit erklärt, auf einen Drink vorbeizukommen, um sich diese Wendy in natura anzuschauen.
»Vielleicht ist das ja genau der Punkt«, sagt er jetzt nachdenklich. »Dass sie völlig anders ist.«
»Aber wenn mein Vater sich für jemanden wie Wendy interessiert, stellt er damit die gesamte Ehe mit meiner Mutter infrage. «
»Ich finde, du übertreibst«, gibt Walt zurück, als wäre er die personifizierte Stimme der Vernunft. »Vielleicht will er einfach nur mal ein bisschen Spaß haben.«
»Er ist mein Vater«, sage ich finster. »Vätern sollte es generell nicht erlaubt sein, Spaß zu haben.«
»Gott, Carrie, du solltest dich mal hören.«
»Ich weiß.« Ich starre in den vernachlässigten Garten hinaus. »Hast du mit Maggie geredet?«
Walt nickt.
»Und? Was hat sie gesagt? Hat sie von New York erzählt?«
»Sie fand es toll.«
»Hat sie auch etwas über mich gesagt?«
»Nichts. Sie hat die ganze Zeit nur von irgendeinem Typen geredet, den sie über dich kennengelernt hat.«
»Ryan. Das ist der Typ, den sie sofort ins Bett gezerrt hat.«
»Maggie war immer schon impulsiv«, sagt Walt achselzuckend.
»Sie hat sich in eine Nymphomanin verwandelt.«
»Lass sie doch ihre Jugend genießen«, entgegnet er. »Das wird sich mit der Zeit schon wieder legen. Warum regst du dich überhaupt so darüber auf?«
»Mir sind meine Freunde eben wichtig und ich mache mir Gedanken über sie.« Um meinen Worten Nachdruck zu verleihen, schwinge ich meine Füße, die in Samanthas Fiorucci-Stiefel stecken, vom Tisch herunter. »Ich würde mir nur wünschen, dass meine Freunde sich auch ein paar Gedanken über mich machen würden.«
Walt sieht mich verständnislos an.
»Nicht mal meine Schwestern oder mein Vater haben mich gefragt, wie es mir in New York geht. Dabei ist mein Leben tausendmal interessanter als alles, was sie in diesem Kaff erleben. Ich habe ein Theaterstück geschrieben, das demnächst öfentlich gelesen wird. Und gestern Abend war ich auf einer Party in Barry Jessens Loft in SoHo und …«
»Wer ist Barry Jessen?«
»Was, du kennst ihn nicht? Das ist zufällig der zurzeit angesagteste Künstler in ganz Amerika.«
»Hauptsache, du kennst ihn«, neckt Walt mich.
Ich verschränke die Arme vor der Brust und gucke beleidigt, obwohl ich selbst weiß, dass ich mich wie eine Zicke auführe. »Interessiert sich denn wirklich gar niemand für mich?«
»Kann es sein, dass dir die Großstadt ein bisschen zu Kopf gestiegen ist?«, gibt Walt mit einem gutmütigen Lächeln zurück. »Du musst aufpassen. Nicht dass er am Ende noch explodiert. «
»Walt!« Ich werfe ihm einen verletzten Blick zu und plötzlich bricht die ganze aufgestaute Frustration aus mir heraus. »Irgendwann werde ich eine berühmte Schriftstellerin, wohne in einem riesigen Apartment am Sutton Place und schreibe Stücke für den Broadway. Dann wird es euch allen leidtun, dass ihr mich nicht ernst genommen habt.«
»Mir kommen gleich die Tränen«, meint Walt ungerührt.
Ich betrachte finster die Eiswürfel in meinem Glas.
»Hör zu, Carrie«, sagt er. »Du verbringst gerade mal einen Sommer in New York. Und das ist toll. Aber das ist nicht dein wahres Leben. Ab September studierst du an der Brown.«
»Vielleicht ja auch nicht«, sage ich.
Walt lächelt nachsichtig. Ofensichtlich kann er sich nicht vorstellen, dass ich das ernst meine. »Weiß dein Vater schon Bescheid? Darüber, dass du deine Pläne geändert hast, meine ich?«
»Ich habe es gerade erst beschlossen.« Und das ist die Wahrheit. Der Gedanke hat mich in den letzten Wochen immer wieder gestreift wie ein vorbeiflatternder Schmetterling, den man nur aus den Augenwinkeln heraus wahrnimmt. Aber mit jeder Stunde, die ich in Castlebury verbringe, wird mir klarer, dass ein
Studium an der Brown nur eine Fortsetzung meines bisherigen Lebens hier bedeuten würde. Umgeben von denselben Leuten, nur eben an einem anderen Ort.
Walt lächelt. »Hey, Carrie. Du wirst dort nicht allein sein. Ich bin ganz in deiner Nähe an der Rhode Island School of Design.«
»Ich weiß«,
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