SUMMER DAWN (Sommerdämmerung) (German Edition)
jeden Fall ist er gesellig. Auch wenn er sich nicht besonders viel über seinen Beruf oder seine Aufgabe entlocken ließ. Er hat uns am Tisch lediglich offenbart, dass er für ein bedeutendes Unternehmen in asiatischen Raum als Aussendienstmitarbeiter tätig sei.
Jedenfalls ist die Atmosphäre ausgesprochen gemütlich. Und diese zuvorkommende Bedienung! Gleich fünf Bedienstete haben uns umschwärmt, haben uns behandelt wie Fürsten. Sowas hab ich ja noch nie erlebt. Nur die besten Speisen, scharfe Suppen, feinste Sashimi, dutzende warmer und kalter Häppchen, ordentlich Sake, warme Handbäder, wohlriechende Heißtücher nach jedem säuberlich angerichteten schwarzen Keramikplättchen mit den Köstlichkeiten. Ein Gedicht!
Tonys Gedanken hingen noch dem Besuch im Restaurant nach, als draußen die Lichter der Stadt vorbeischwirrten. Er und seine Begleiter saßen in der bestellten schwarzen Limousine und waren auf dem Weg zum Rubin .
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Kranyeks Club lag etwas außerhalb der Altstadt in einem alten Theater nahe Devin. Das stattliche Gebäude thronte an der Flanke eines Hügels weit über der Donau.
Das Lokal hatte viele Gemeinsamkeiten mit dem Edelstein, von dem er seinen Namen hatte. Das Interieur war luxuriös und erlesen, die Räume hoch und von der Beleuchtung perfekt in Szene gesetzt. Drapierte scharlachrote Stoffelemente hingen unter der Stuck-Decke und über Teilen der reichverzierten Wände. Der Club war an diesem Abend gut besucht, aber nicht voll. Es duftete dezent nach Parfüm, Zitrusfrüchten und frischen Blumen. Keine Spur von Rauch oder abgestandener Luft, wie man es hätte erwarten können.
Das Lüftungssystem muss ein Vermögen gekostet haben.
Der Einlass zum Club war mithilfe der Membercard, einer kleinen Prise Arroganz und einem gut einstudierten Auftritt reibungslos über die Bühne gegangen. Sie waren auf Waffen abgesucht worden. Takeda und Vince hatten ihre Spielzeuge allerdings nicht mit nach Osteuropa mitgenommen, um unnötige Risiken bei einer etwaigen Grenzkontrolle auszuschließen.
Wir könnten uns langsam aber sicher in Hollywood bewerben mit unseren Schmierenkomödien.
Tony hockte auf einem bequemen, breiten Ledersessel, ließ seinen Blick durch den Raum schweifen. Er hielt ein kaltes Glas in der Hand, worin sich eine wohldosierte Mischung aus Eis, Wodka und einem Tonic Water befand.
Seine Begleiter saßen zu seiner Linken und seiner Rechten in einem Halbrund um einen tiefliegenden Salontisch aus schwarzem Holz. Die Oberfläche war nicht schwarz gestrichen, das Holz war schwarz.
Ebenholz. Was wohl die Membercard in diesem Luxustempel kosten mag? Eigentlich haben wir überhaupt keine Ahnung was hier drin abgeht. Höchste Zeit dass wir uns ein wenig schlau machen!
Das Rubin wurde von fein gekleideten Männern jeden Alters frequentiert. Ihre Blicke richteten sich nicht selten nach oben.
Grazile Mädchen aller Couleur räkelten sich an einem halben Dutzend erhöht angebrachten Tanzstangen, welche über den ganzen Club verteilt waren. Die Tänzerinnen bewegten sich völlig ohne Eile zu den schweren Beats der elektronischen Musik, welche mit flüsternden Frauenstimmen durchzogen war. Gerade laut genug, um ihre Bewegungen zu untermalen und leise genug, damit sich die Gäste ohne Anstrengung unterhalten konnten. Die laszive und anmutig vorgetragene Art des Pole Dance war eine Augenweide. Die Tänzerinnen kamen vor ihren Auftritten umhüllt von einem seidenen, scharlachroten Umhang irgendwo aus der Dunkelheit und ließen den Stoff zu Boden gleiten. Außer schwarzen High Heels trugen sie nichts, ihre Körper waren von roter glänzender Farbe überzogen bis unter das Kinn. Ihre Lippen waren grellrot geschminkt. Über Nase und Stirn trugen sie venezianisch anmutende Masken, die kunstvoll gestaltet waren. Die Augen glänzten blau, grau, schwarz darunter hervor. Die Haare waren zu aufwendigen Frisuren hochgesteckt. Das Licht im Saal bespielte ihre Körper spielerisch, ohne voyeuristisch zu wirken.
Die schauen aus wie Dämoninnen aus einer anderen Welt, weibliche Sinnlichkeit in reinster Form. Die Gespielinnen des Teufels. Verlockende Vorstellung. Wenn wir hier nur nicht unsere Seelen verkaufen!
Die roten Tänzerinnen waren nicht die einzigen Frauen im Raum. Im ganzen Club verteilt, fanden sich adrette Damen in Cocktailkleidern, die sich mit den Gästen unterhielten. Es war schwer zu sagen, ob sie vom Haus angestellt waren, um für angenehme Unterhaltungen zu sorgen, ob es
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