SUMMER DAWN (Sommerdämmerung) (German Edition)

sich um die Begleiterinnen der Members handelte. Die Bedienung bestand ausschließlich aus Männern in maßgeschneiderten schwarzen Fracks, welche vornehm unauffällig ihrer Arbeit nachgingen. Die Aufmerksamkeit der Gäste sollte offenbar nicht noch mehr vom Ambiente und den privaten Unterredungen abgelenkt werden als es sonst schon der Fall war.
    Im Zentrum des Clubs befand sich eine lange Tafel. Daran sitzend, feierte Kranyek seine Feste und überblickte sein Reich.  
    Auch an diesem Abend war er da. Tony hatte beim Hereinkommen einen hastigen Blick auf ihn geworfen.  
    Glatze. Lässige Art. Füllige Positur. Mittelgroß. Maßanzug aus schwarzer Seide. Schwarze Augen wie Mantelknöpfe. Bingo! Goldfinger.  
    Der Übername passte zu diesem weißrussischen Mischler.Umgeben von seinen Gespielinnen und Freunden verbrachte er die meisten Abende in seinem eigenen Club. Hier wägte er sich in Sicherheit. Als Herrscher über sein kleines Refugium.
    Kranyeks Rücken war von einem breiten kubischen Raumtrenner geschützt, der drei Meter in den Raum hinauf ragte hinter seinem Thron. Links und rechts davon standen zwei seiner Wachhunde in Form von eckschädligen Leibwächtern. Tony erspähte im Club rund zwanzig weitere Männer von ähnlichem Format, die im Lokal zirkulierten.
    Tony beugte sich ein wenig nach vorn und blickte in die Runde. «Ich würde sagen, wir legen los! Ich werde mir von einem der Butler einen Briefbogen bringen lassen. Etablissements wie dieses verfügen meist über edle Drucksachen wie teure Hotels. Dann verfassen wir unsere Botschaft und lassen sie dem Herrn des Hauses übergeben. Mal schauen, was passiert!»
    Havering runzelte die Stirn. «Und was sagen wir ihm, wenn er uns fragt, wie wir auf ihn gekommen sind?»
    «So wie es ist. Wir haben erfahren – die Quelle ist natürlich vertraulich – dass er in der Vergangenheit bereits erfolgreich Geschäfte mit der Phy Corporation abgewickelt hat. Ich denke nicht, dass uns hier eine dramatischer Schwindel samt Verschleierungstaktik weiterbringt. Wir sollten unser Anliegen ohne Umschweife klarmachen. Einzig unsere echten Namen werden wir natürlich nicht preisgeben.»
    Havering, Vince und Takeda nickten.  
    Ein paar Minuten später lag der Briefbogen mit dem roten Logo in Prägedruck vor ihnen auf dem Tisch. Tony schrieb darauf:
    «Sehr geehrter Herr Kranyek,
    gerne möchten ich und meine Begleiter eine geschäftliche Angelegenheit mit Ihnen besprechen in Sachen ‚Heaven’s Gate‘.
    Mit besten Empfehlungen,
    Ethan R. Casey»
    Tony legte den teuren Füllfederhalter mit dem Rubin-Logo zur Seite, blies über das Papier, um die Tinte zu trocknen und faltete das Blatt zweimal. Anschließend steckte er es in einen der breitformatigen Umschläge, verschloss diesen und rief den nächsten Butler zu sich, der am Tisch vorbeiging.
    «Darf ich Sie bitten, diesen Umschlag persönlich und umgehend Herrn Kranyek zu überbringen? Besten Dank!»
    Der Butler schaute ihn ein bisschen verwundert an, aber schien einverstanden zu sein.  
    Tony steckte ihm einen 50-Euro-Schein in die andere Hand. Der Butler lächelte.
    «Sährr wohl.» Der slowakische Akzent war unüberhörbar.

    9

    Minuten vergingen. Dann Stunden. Nichts geschah. Tony alias Ethan und seine Begleiter in ihren teuren Luxussesseln saßen immer noch ohne Nachricht vom Weißrussen da.  
    Verdammt! Das kann doch nicht sein! Komm schon, Kranyek. Beiss an!
    Eine dritte Flasche außerlesener Champagner machte die Runde, sie wollten ja nicht den Eindruck erwecken, sich in diesem Luxustempel in irgend einer Hinsicht lumpen zu lassen.
    Dann ereignete sich etwas Sonderbares; eine Schwarzhaarige, hochgewachsen und elegant, schritt geradewegs auf ihren Tisch zu. Tony sah sie bereits von Weitem, ihm war mulmig zumute.
    Sie trug ein teures langes Cocktailkleid aus weißen und silbernen Stoffen. Sie erreichte den Tisch und blickte mit dem Ansatz eines Lächelns in die Runde. Ihr langes Haar wallte, als sie ihren Kopf leicht zur Seite neigte. Ihre Stimme klang seiden und hatte einen leichteren Akzent als der Butler. «Wer von den ehrenwerten Herren ist Mr. Casey?»  
    Tony erhob sich und erwiderte ihren Blick.  
    « Bitte folgen Sie mir! Natürlich sind Ihre Begleiter auch herzlich eingeladen.» Sie machte auf den Absätzen kehrt und schritt langsam von dannen.  
    Tony und die Crew erhoben sich ebenfalls und folgten ihr, Tony schritt voran.  
    Die dunkle Unbekannte führte sie quer durch den Club und zur Tafel des