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SUMMER DAWN (Sommerdämmerung) (German Edition)

SUMMER DAWN (Sommerdämmerung) (German Edition)

Titel: SUMMER DAWN (Sommerdämmerung) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David J. Dives
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beste Performance der Branche, um eine Art riesiger Wettkampf. Ich war gut. Einer der Besten. Ich habe exzellent verdient, hatte kaum Zeit, mein Geld auch nur ansatzweise auszugeben.  
    Trotzdem. Ich hab meinem Vater Hilfe angeboten. Er war ein sehr bescheidener Mensch und auf Eigenständigkeit bedacht, wollte nichts davon wissen. Ich hatte halt nicht sehr viel Zeit für ihn, das hat ihn sicherlich geschmerzt.  
    Aber immerhin haben wir uns ab und zum Essen getroffen. Und auch da bestand er darauf, dass er die Drinks bezahlte. Er war ein stolzer und aufrichtiger Mann. Arbeitete als U-Bahn-Fahrer. Er ist vor drei Jahren an einem Herzinfarkt gestorben, bei der Arbeit. Nach der Beerdigung kam es dann zu diesem Streit.»
    «Was genau hat dir dein Bruder vorgeworfen?»
    «Ich hatte einfach keine Zeit für die Familie, fast keine Zeit für meinen Vater. Ich hatte ja nicht mal Zeit für mich. Ich war aber dermassen in einem Wahn, dass ich nicht geschnallt habe, was ich eigentlich tue. Ich glaube, es ging im Kern darum, dass Carl mich auch gebraucht hätte, manchmal. Wie früher, als wir noch Kinder waren.  
    Und besonders nach Vaters Tod. Aber ich war zu einem profitgierigen, krankhaft ehrgeizigen, koksenden Arschloch geworden. Mit Millionen auf dem Konto. Aber ständig verschuldet was die Zeit für andere anging.»
    «Und deine Mom?»
    «Meine Mutter ist gestorben, als wir noch klein waren. Sie war krank.»
    «Tut mir leid!»
    «Kein Problem! Lange her. Vor zwei Jahren habe ich meine eigene Finanzberatungs-Firma gegründet, aufgehört mit den Luxus-Weibern und dem Pulver. Habe mein Leben etwas entrümpelt, aber halt nur vordergründig.  
    Jedenfalls habe ich erst jetzt langsam begriffen, nachdem ich nach Paris geflogen bin, du mir aus Versehen fast den Schädel eingeschlagen hast und meine gottverdammte Haarpracht weg ist, was ich eigentlich angerichtet habe in der ganzen Zeit vorher. Die Suche nach Carl ist für mich wohl sowas wie eine Wiedergutmachung, ich bin es ihm schuldig.»  
    Oder eine Läuterung, wer weiß! Ich würde alles dafür geben, ihn zu finden, er ist der einzige Bruder, den ich habe.
    Tony zerdrückte eine Träne, ließ aber nicht zu dass Vince es bemerkte. Sofort fasste er sich wieder.  
    «Hey Boss, wir packen das. Kann ich versteh’n dass dich das stresst. Mal sehen was dieser Goldfinger für uns bereithält.»
    «Jep. Danke, Vince. Bin echt froh, dich im Team zu haben.»
    «Das wird sich so schnell auch nicht ändern.» Vince grinste.  
    Tony ebenfalls.

    6

    Es klopfte an der Tür. Vince öffnete, Havering trat ein. Er machte einen etwas zerzausten Eindruck, war unrasiert und roch eine Spur zu sehr nach Schweiß. Das alles war ihm sichtlich unangenehm.
    Es war früher Nachmittag. Tony blickte in die Runde. Der Rest der Crew hatte sich bereits im Raum versammelt. Der Asiate namens Naoto war pünktlich um 12 Uhr in die Lobby einmarschiert. Nach ihm konnte man offenbar die Uhr stellen.
    Das Hotel Poltava war nicht gerade das, was man als luxuriös bezeichnen würde. Der kubische, in die Höhe langgezogene Bau wirkte wie die Zukunftsvision eines kommunistischen Architekten aus den 60er-Jahren. Die Zimmer hatten einen eigentümlichen Charme, inzwischen waren die Teppiche und die dunklen Holzabdeckungen an den Wänden bis zur Schäbigkeit heruntergekommen. Der Sowjet-Charme diente inzwischen, wie sich leichterhand aus den Werbedrucksachen entnehmen ließ, als Hauptattraktion für das Marketing.
    Tony legte den Prospekt zurück auf den kleinen Tisch und erhob sich von seinem Sessel. «Ryan, gut dass Sie da sind. Hoffe die Reise war einigermaßen erträglich.»
    «Fragen Sie lieber nicht, Tony! Aber danke, ja, bin auch froh, Sie alle zu sehen.»
    «Ich will hier nicht den großen Doyen spielen. Aber so wie es aussieht, könnten Sie ein paar frische Kleider und etwas Taschengeld gebrauchen.» Tony hielt dem Bundesagenten einen Umschlag hin.
    «Ich nehm’ das nur verdammt ungern an, aber danke. Ich habe keine weitere Unterstützung aus unseren Versorgungsposten auftreiben können. In Wien gibt’s ein paar Depots, aber die waren alle leer. Ist eine Weile her seit dem kalten Krieg, als die Nachrichtendienstler ständig für irgendwas Nachschub brauchten. Etwas aus der Mode gekommen, die toten Briefkästen. Schade eigentlich, diesmal wär ich froh gewesen um die guten alten Zeiten.»
    «Keine Ursache! Ich habe in Zürich etwas Bargeld beschafft, habe mir schon gedacht, es könnte nützlich sein. Es

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