SUMMER DAWN (Sommerdämmerung) (German Edition)
Heaven’s Gate hat nach unseren Erkenntnissen etwas mit Off Shore-Finanztransaktionen zu tun, welche in einem Zusammenhang mit der Phy stehen. Dark Alliance könnte vieles bedeuten. Entweder, dass die Regierung und die Phy gemeinsame Sache gemacht haben in undurchsichtigen Machenschaften. Oder dass die Phy wissentlich oder unwissentlich ein Bündnis mit dem organisierten Verbrechen eingegangen ist. Oder was wahrscheinlicher ist: Dass die Chefetage der Phy von der russischen Mafia oder einem anderen mächtigen Verbrechersyndikat infiltriert worden ist.
«Ach du meine Güte! Das würde heissen, dass ein paar der flexibelsten und spezialisiertesten bewaffneten Truppen der Welt für Terroristen und Gangster als Service verfügbar wären? Und das alles unter dem Deckmantel eines sauberen privaten Militärkonzerns? Nicht auszudenken, was das anrichten könnte.»
«Hässlich! Ein Horrorszenario.» Die Blonde sah für einen Augenblick zu Boden und wirkte schon fast menschlich. Tony betrachtete sie einen Moment und fuhr dann fort. «Ich hoffe ich kriege eine Audienz bei Kranyek. Meinst du, er könnte in die Sache verwickelt sein?»
«Das kann ich dir nicht sagen, beim Weißrussen ist alles möglich. Aber lass uns morgen im Hotel weiterreden. In deinem Zimmer? 14 Uhr?»
«Okay.»
«Und komm nicht auf die Idee, mir nochmal eine Falle zu stellen.»
«Versprochen.»
Die Blonde öffnete die Tür und holte ihre falsche Mähne aus der Ecke am Boden, setzte sie wieder auf und machte sich vor dem Spiegel schweigend zurecht. Dann ging sie zur Tür, entfernte den Stuhl unter der Klinke und veschwand.
Tony wusch sich das Blut von der Stirn, rückte seine Kleidung zurecht und kehrte ein paar Minuten später ebenfalls zu Kranyeks Party zurück. Alles war wie vorher, als wäre er nie weggewesen. Die Stimmung war nach wie vor ausgelassen.
Natalia war verschwunden. Ebenso Kranyek.
11
Das Fest flaute langsam, aber sicher ab. Als die letzten Gäste zur Garderobe schritten, machten sich auch Tony und seine Crew auf, um den Club zu verlassen. Sie erhoben sich gerade von ihren Sesseln, als einer der Butler mit einem Umschlag an Tony herantrat.
Er öffnete das Couvert.
«Sehr geehrter Herr Casey,
ich bedanke mich für Ihren Besuch. Ich hoffe Sie und Ihre Geschäftspartner haben sich gut amüsiert.
Darf ich Sie bitten, bevor Sie sich auf den Heimweg machen, mich für eine kurze Unterredung in meinem Arbeitszimmer zu treffen?
Bitte kommen Sie allein, Alexei wird Ihnen den Weg weisen.
Mit besten Empfehlungen
Yuri Kranyek»
Tony ließ den Umschlag sinken und trat mit hängendem Kopf zu Havering.
«Er will mich alleine sehen. Was mach’ ich jetzt?»
«Am besten du erzählst ihm, dass du die speziellen Dienste benötigst für eine delikate Aufgabe, die natürlich höchst vertraulich ist. Erweck den Anschein, ein erfolgreicher Geschäftsmann ohne Abneigung für die eine oder andere illegale Tour zu sein. Falls er nach uns fragt: Wir sind dein Geleitschutz und die Männer für einfachere Aufgaben.»
«Okay. Ich versuche mein Bestes. Wartet im Hotel auf mich! Falls ich nicht wiederkomme, müsst ihr einen anderen Weg finden. Versprich mir dass du nicht aufgeben wirst, Ryan! Finde meinen Bruder! Versprochen?»
«Versprochen.»
Tony griff zu einem der wenigen verbliebenen vollen Champagnergläser auf dem Silbertablett in der Nähe und leerte es in einem Zug.
Auf in den Kampf!
Alexei, ein Schrank von einem Mann, kam auf Tony zu und wies ihn freundlich an, ihm zu folgen. Sie traten auf den hölzernen Raumtrenner zu, der hinter Kranyeks Thron stand. Eine automatische Schiebetür öffnete sich im massiven Holzverbau und glitt zur Seite. Sie machte den Blick frei auf eine breite Treppe, die nach unten führte. Tony wurde noch einmal auf Waffen abgesucht.
Hier versteckst du dich also den lieben langen Tag, du alter Schwerenöter.
Alexei schritt voraus. Tony folgte ihm in die Höhle des Löwen.
12
Der Weißrusse saß gegenüber von Tony in einem feudalen Ledersessel. Das Möbelstück passte zur Statur des Hausherren, welcher sich eine dicke Cohiba angezündet hatte. Tony hatte das Angebot für eine kubanische Zigarre abgelehnt.
Kranyek und der vermeintliche Mr. Casey befanden sich im Fumoir, welches gleichzeitig als Bibliothek diente. Der Raum lag in den unteren Stockwerken des Gebäudes, Kranyeks Schaltzentrale und Residenz.
Die Front der hochmodern Räumlichkeiten war in Glas gehalten und bot ein sehenswertes
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