SUMMER DAWN (Sommerdämmerung) (German Edition)
Panorama über die Donau und die umliegende Landschaft. Es war eine klare Nacht, die Umgebung gut zu erkennen.
Der alte Pirat hat Geschmack. Und Geld, offensichtlich.
«Mr. Casey. Sie gelangen mit einer äußerst delikaten Bitte an mich. Ich werde es vermeiden, danach zu fragen, wer Sie zu mir geschickt hat, ich gehe davon aus, dass Sie es mir sowieso nicht verraten werden.» Kranyek blickte ihm geradewegs in die Augen.
Tony erwiderte vorerst nichts und versuchte so entspannt wie möglich zu wirken. Obwohl sein Herz hämmerte und seine Beine sich anfühlten wie auf einem Wackelpudding über einer Schlucht, ließ er sich nichts anmerken.
Reichlich Erfahrung im Poker kann Gold wert sein. So einfach bringst du mich nicht aus der Ruhe, mein Freund.
«Also gut. Die Spielregeln sind wie folgt. Ich kann Ihnen einen Zugang zu Heaven’s Gate verschaffen. Oder besser gesagt, ich kann Ihnen sagen, wo Sie ihn finden. Der unverhandelbare Preis liegt bei einer halben Million Euro. Wann und wo Sie das Geld übergeben werden, erfahren Sie zu gegebener Zeit. Als kleinen Beweis Ihrer Vertrauenswürdigkeit möchte ich Sie um eine unerhebliche Gefälligkeit bitten. Verstehen Sie mich bitte nicht falsch, aber Sie könnten auch ein amerikanischer Agent oder ein Bundespolizist sein. Was ich natürlich nicht billigen könnte. Ich habe keinerlei Informationen über Sie gefunden bei einer kurzen Nachforschung, welche ich nach Ihrer Kontaktaufnahme in Auftrag gegeben habe. Das kann aber auch heißen, dass Sie die Welt nur ungern über Ihre Geschäfte in Kenntnis setzen. Was natürlich etwas Gutes ist. Ich glaube wir teilen diesbezüglich eine Vorliebe für Diskretion.»
Tony sagte weiterhin kein Wort, nickte nur sanft oder legte die Hände übereinander während des Monologs des Weißrussen. Als dieser geendet hatte, sprach Tony die ersten Worte in Kranyeks Reich.
«Ich verstehe. Und wie geht es jetzt weiter?»
Kein Wort zu viel. Kein Zwinkern. Keine Unsicherheit. Ich bin hier gerade All In gegangen.
«Fahren Sie morgen nach Wien und quartieren Sie sich im Hotel Weißer Ritter ein. Gehen Sie am frühen Abend zum Palmenhaus in der Nähe des Volksgartens, und gönnen Sie sich ein Bier! Sie dürfen dies gerne auch in Begleitung tun. Ein Mann meines Vertrauens wird Sie persönlich kontaktieren im Verlauf des Abends. Die Unterredung wird jedoch ausschließlich mit Ihnen stattfinden.»
Tony nickte. «Alles klar.»
Kranyek erhob sich und streckte Tony die Hand entgegen. Der Mann hatte einen mächtigen Bauch und den Nacken eines Stieres. Sein Handschlag war kräftig wie der eines Ringers.
«Es ist mir eine Freude, mit Ihnen Geschäfte zu machen. Wir sehen uns bei gegebener Zeit wieder.»
«Die Freude ist ganz meinerseits.»
Die Flügeltüren der Bibliothek öffneten sich. Alexei geleitete Tony zurück nach draußen, diesmal auf einem anderen Weg.
Der Vorplatz des Clubs war leer. Eine einzige schwarze Limousine wartete vor dem Eingang. Alexei zeigte mit der offenen Hand in Richtung des Fahrzeuges, ohne ein Wort zu sagen.
Tony stieg ein, und der Wagen verschwand in der Nacht.
Zwölftes Kapitel
Der stolze Aristokrat
1
Natalia erschien wie versprochen am frühen Nachmittag vor Tonys Zimmertür. Sie trug Jeans und ein enges schwarzes Shirt, darüber ein elegantes hüftlanges bordeauxfarbenes Jackett. Dazu schwarze Stilettos mit niedrigen Absätzen. Sie wirkte entspannt.
Tony gefiel der Anblick und machte keinen Hehl daraus.
Sie setzten sich in die alten Hotelsessel neben der Minibar und unterhielten sich eine Weile über belanglose Dinge. Die Stimmung war freundschaftlich.
«Wie geht es deinem Kopf?»
Sie hat also auch auch eine einfühlsame Ader.
«Ach, wird schon wieder. Lästige Sache.»
Tony ging zum Angriff über, Fragen über Frage brannten ihm auf der Zunge. «Sag mal, warum kümmert sich der CIA überhaupt um diese Sache? Deine Behörde befasst sich im Normalfall doch gar nicht mit dem organisierten Verbrechen oder irgendwelchen krummen Deals.»
«Normalerweise nicht. Wir sind auf den Fall aufmerksam geworden, als wir vor ein paar Monaten einem Hinweis auf Waffenschieberei nachgingen. Der Verdacht führte zum Privatjet eines hohen Tieres bei der Phy Military Corporation. Es ging um hochentwickelte Luft-Abwehr-Raketen aus den Beständen der U.S. Army, welche aus Teheran ausgeflogen worden sind. Leider verlor sich die Spur, der Verdacht erhärtete sich nicht. Einige Zeit später wurde ein Kampfjet der
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