SUMMER DAWN (Sommerdämmerung) (German Edition)
Airforce in einem Berggebiet von Afghanistan abgeschossen. Und zwar mithilfe einer dieser besagten Raketen.»
«Was? Hochentwickelte Waffen in den Händen von Islamisten?»
«Ein furchtbarer Verdacht, aber durchaus plausibel. Ein Bodendetachement hat die Absturzstelle genau untersucht. Es bestand kein Zweifel über die Ursache des Abschusses.»
«Mein Gott! Aber da muss doch jemand bei der Army mitgespielt haben. Oder sogar jemand in Washington. Anders ist so ein dreistes Vorhaben kaum vorstellbar, geschweige denn umsetzbar.»
«Genau. Es geht um Verdacht auf Hochverrat, Waffenschieberei und Unterstützung von Terrorismus. Deshalb waren wir an der Sache dran.
Diese Geschichte mit dem Abschuss ist zwar tragisch, aber damit hätten wir noch leben können. Bei den nachgelagerten Untersuchungen in Kabul stießen wir auf eine wesentlich beunruhigendere Spur. Ein Informant lieferte uns einen vagen Hinweis hinsichtlich eines bevorstehenden Attentates auf eine bedeutende jüdische oder christliche Einrichtung. Es war sogar davon die Rede, dass es sich um mehrere Anschläge handeln könnte. Mit einer dreckigen Bombe. Ausgeführt von Amerikanern.»
Tony’s Augen weiteten sich. «Das gibt’s doch nicht. Aber wieso? Von wem kam der Hinweis?»
«Der Informant war ebenfalls Amerikaner.»
Natalia blickte auf den Boden und fuhr leise fort. «Stell dir die Konsequenzen eines solchen Angriffes vor! Die Schuldzuweisung würde sofort auf Islamisten fallen, und ein neuer Krieg im Nahen Osten wäre die logische Konsequenz. Wasser auf die Mühlen der Kriegsindustrie. Ein neuer Kreuzzug.»
«Das ist wahr. Genau wie damals bei 09/11. Die Kampfjets starteten bereits, bevor der Anschlag im Detail aufgeklärt war. Viele Ergebnisse der Ermittlungen wirkten reichlich merkwürdig. Man denke nur an das Auffinden eines Kleinbusses in der Nähe des Flughafens mit einem Koran darin. Das passte natürlich perfekt in das Feindbild. Hast du noch etwas in Erfahrung bringen können wegen der Anschläge?»
«Leider nicht. Ich kann dir dazu momentan nicht mehr sagen, es gibt noch keine neuen Erkenntnisse. Darum bin ich hier.»
Tony nickte. «Ich habe ein paar Dinge in Erfahrung gebracht, die dich interessieren dürften. Aber dazu brauchen wir mehr Zeit, das erzähl ich dir in den nächsten Tagen in einer ruhigen Minute.»
«Das wäre sehr hilfreich. Im Moment bin ich eh nicht voll aufnahmefähig. Von meinem Team ist niemand mehr am Leben. Wynter ist tot, wie du ja selbst gesehen hast. Stanford, der mich seit der Durchsuchung bei dir als Co-Ermittler begleitet hat, wurde Opfer eines Autounfalls auf dem Weg von Paris nach Zürich. Eine weitere Agentin kam beim Angriff auf Wolkow in St. Moritz um. Sie hatte sich wie ich in einen Edel-Escortservice eingeschleust, um an den Russen heranzukommen. Sie war bei ihm an dem Abend, als er und seine gesamte Leibwache umgebracht wurden. Ich habe mit ihr meine Ausbildung absolviert, sie war wie eine Schwester für mich.» Natalias Stimme klang traurig.
«Mein Beileid! Gott! Das Massaker von St. Moritz? Wolkow? Ich habe was darüber im TV gesehen, war auf CNN. Kurz, nachdem ich das Paket von meinem Bruder erhalten habe, zumindest nehme ich an, es kam von ihm.»
Tony erzählte Natalia vom Inhalt der Sendung. Natalia machte einen erstaunten Eindruck. «Genau nach diesem Paket haben wir gesucht, als ich bei dir war. Wäre es einen Tag früher angekommen, wüsstest du wohl jetzt noch nichts vom Schicksal deines Bruders. Wahrscheinlich säßest du in deinem teuren Bürosessel mit einem Latte Macchiato in der Hand.»
«Merkwürdige Vorstellung. Mein Leben der letzten Jahre kommt mir fremd vor, nach all dem, was in den letzten Wochen passiert ist.»
«Klingt einleuchtend. Auf jeden Fall bin ich froh um jeden Schnipsel Information, der mich weiterbringt – uns weiterbringt.» Natalia blickte unvermittelt zu Boden, etwas schien sie zu bedrücken. «Tony, hör zu. Was ich dir jetzt sage, könnte schwierig für dich sein, aber ich halte es für richtig, dass du es weißt. Julie, die Frau, welche mit deinem Bruder zusammen war vor ihrem Tod, hat für uns gearbeitet. Ihr Job als Journalistin war nur eine Tarnung.»
Tony fiel um ein Haar von seinem Sessel.
«Was sagst du da?! Aber … Carl, er – auch?»
«Nein. Er wusste auch nicht, wer Julie in Wirklichkeit war. Wir waren drauf und dran mit ihm zu sprechen, ihn vielleicht ins Boot zu holen, ohne sein Leben zu gefährden. Aber bevor Wynter
Weitere Kostenlose Bücher