SUMMER DAWN (Sommerdämmerung) (German Edition)
Bar geschleppt und ihm in der Seitengasse unmissverständlich klar gemacht, dass er seinen Truck zu holen habe und in genau 30 Minuten beim Nordtor eintreffen solle. Arif war mit Suleyman mitgegangen, um ihm auf die Finger zu schauen.
Suleyman. Dieser versoffene Hohlkopf! Ich hoffe, er kann die Ziffern einer Uhr richtig deuten. Und sonst wird ihm Arif Feuer machen unter dem Arsch.
Nabadoon blickte durch das Seitenfenster und erspähte in einer Seitenstraße einen geparkten Polizeiwagen.
«Kalil, fahr langsamer! Wir haben zwar keine Zeit zu verlieren, aber ich möchte trotzdem heil ankommen! Und vor allem ohne Handschellen.» Nabadoon bremste den Eifer seines Bundesbruders bewusst, um keine voreiligen Dummheiten zu provozieren.
«Alles klar, Boss!»
Nabadoon war stolz auf seine Gefährten. Sie würden auf Teufel komm raus zu ihm halten, das wusste er genau. Und alles andere konnte er in seiner momentanen Situation nicht gebrauchen.
Kalil verlangsamte die Fahrt; sie rollten im Schritttempo zum nördlichen Tor des großflächigen Frachthafens von Djibouti. Diesen Zugang mit «Tor» zu bezeichnen, glich einer maßlosen Übertreibung. Kein Mensch schien sich hier dafür zu interessieren, wer das Hafenareal betrat.
Nabadoon war trotzdem misstrauisch. Er wusste genau, dass die Hafenpolizei darauf aus war, diejenigen aufzuspüren und kräftig durchzuschütteln, welche kein oder noch kein Schmiergeld bezahlten. Jedes Kind im Umkreis von hundert Meilen wusste, dass im Hafen von Djibouti massenhaft illegale Ware umgeschlagen wurde, aber kaum je eine Razzia stattfand. Wenn überhaupt jemals Handelsgüter beschlagnahmt wurden, dann diejenigen von unkundigen Fremden, welche sich über das ausgeklügelte System von ‚jeder-bezahlt-jeden‘ hinwegsetzen wollten. Die Kernfrage war lediglich, wen man für welche Information oder für welches Hinwegsehen bezahlen musste. Und darauf wiederum gab es keine einfache Antwort.
Es sei denn, man verfügt über hervorragende Beziehungen. So wie wir.
Nabadoon war klar, dass kein Aden Farah existierte. Aden Farah war ein Code. Jeder Hafenpolizist kannte diesen Ausdruck. Er stand für nichts anderes als ‚Wegschauen‘ , und kostete pro Nacht 50 US Dollar.
Eine Person namens Waris Hersi Kusow hingegen gab es auf jeden Fall. Er war der oberste Offizier der Hafenwache. Nabadoon hatte seine Hausaufgaben via Internet bereits vor der Abreise erledigt. Wenn es nötig werden würde, den obersten Fresssack der Nahrungskette zu bezahlen, wäre unter 200 Dollar nichts zu machen. Und das passte überhaupt nicht in Nabadoons Pläne, denn mehr als 300 Dollar hatte er nicht in der Tasche.
5
Das Vorhaben lief wie geschmiert. Mithilfe des GPS konnten Nabadoon und seine Männer den Container bis auf zwanzig Schritt genau orten. Und da der Jackpot in auffälligem Gelb gehalten war, stellte das Aufspüren des wuchtigen Stahlbehälters kein Problem dar. Er befand sich in einer Reihe mit mehr als drei Dutzend weiteren Containern. Links und rechts ausreichend Platz für den Abtransport.
Nabadoon trat an den Behälter heran und tätschelte ihn wie ein treues Pferd.
Ganz alleine stehst du da! Bereit für den Weitertransport in den nächsten Tagen. Aber dazu wird es nicht kommen. Du gehst auf direktem Weg zurück nach Eyl, Baby!
Einen herumlungernden Hafenarbeiter hatte Nabadoon bereits in der Nähe des Tores bezahlt. Das Losungswort hatte funktioniert. Nabadoon und seine Männer wurden für Mohammeds Transport-Team gehalten, welches eine weitere Lieferung für den erfolgreichen Mischler des Nachts abholen sollte.
Einen weiteren Geldschein hatte Nabadoon dem Hafenarbeiter mitgegeben, für den Kranführer.
«Kalil! Los geht’s! Hol Suleyman und Arif!»
Kalil stieg in den Pickup und machte sich auf den Weg zurück zum Tor, um den Sattelschlepper zu seinem Ziel zu lotsen.
6
Zehn lange Minuten später traf der Geländewagen, dicht gefolgt vom Laster, wieder beim Container ein.
«Los los! Wir haben nicht die ganze Nacht Zeit!»
Nabadoons Nervosität steigerte sich von Sekunde zu Sekunde. Wie ein Tiger im Käfig marschierte er entlang des Containers auf und ab. Der Kranführer ließ sich mehr Zeit, als der Anführer der Somalis ertragen konnte.
Verfluchter Mist! Wo bleibt dieser Idiot? Wohl noch erst sein Bier ausgetrunken. Verdammter Dreckshaufen, man kann sich hier wirklich auf nichts und niemanden verlassen.
Arif klopfte Nabadoon auf die Schulter.
«Hey Boss, das wird schon
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