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SUMMER DAWN (Sommerdämmerung) (German Edition)

SUMMER DAWN (Sommerdämmerung) (German Edition)

Titel: SUMMER DAWN (Sommerdämmerung) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David J. Dives
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ihr zu legen.  
    Tony ging die ersten zwei Treppen hoch und blieb vor ihrer Wohnungstür stehen.  
    Etwas zog ihn unheimlich zu ihr hin, brannte in ihm. Er hob den rechten Arm, krümmte die Finger und bewegte den Zeigefinger in Richtung Tür, um anzuklopfen.  
    Wirkt das nicht unglaublich daneben? Verdammt! Außerdem bin ich klitschnass.  
    Tony stieg die Treppenstufen nach oben, ohne sich bemerkbar gemacht zu haben. Er betrat die Dachwohnung, schloss ab und zog sich aus. Er legte die nassen Kleider zum Trocknen auf den Badewannenrand. Das Paket mit dem Buch legte er auf den Wohnzimmertisch, neben das Modell des Aston und den USB-Stick. Er wollte sich gleich am frühen Morgen des nächsten Tages darum kümmern.  
    Er ging zurück ins Bad und genehmigte sich eine warme Dusche, um seinen Körper aufzuwärmen. Der Tag lief wie ein Film nochmal vor seinem Geist ab.  
    Der Flug, die Rumrennerei im Antiquariat, die Durchsuchung der Wohnung, das Diner mit Sophie, der Spaziergang, der Friedhof ...  
    Ihn schauderte.  
    Die Art von Schauder, die einen befällt, wenn man sich in Sicherheit befindet, nachdem man in eine gefährliche Situation geraten war, deren ganzes Ausmaß man erst im Nachhinein vollends realisiert. Wie damals, als uns die Bullen beinahe erwischt hätten, als wir uns nachts auf dem Washington Cemetery herumgetrieben haben.  
    Kindheitserinnerungen stiegen in ihm auf, ploppten auf einmal wie zerplatzende Luftblasen aus einem Seifenwasserrädchen vor seinem geistigen Auge auf. Seine Lider drohten zuzufallen.
    Mit letzter Kraft schleppte er sich ins Schlafzimmer, löschte alle Lichter   und sank aufs Bett. Seine Kraft reichte gerade noch, um sich die Decke über die Ohren zu ziehen. Bevor er sich zur Seite gedreht hatte, war er weg.

    Er befand sich in einem alten Haus. Die junge Frau mit dem bleichen, fast bläulichgrauen Gesicht verfolgte ihn. Sie war mager und hatte schwarzes strähniges Haar. Ihre nackter Oberkörper mit den verwelkten Brüsten wankte hin und her, als sie auf ihn zuschlurfte. An ihren Fingerspitzen und Händen befanden sich kleine, bräunlich-schwarze Dreckklumpen. Auch auf dem edlen Holzboden lag vereinzelt Schmutz in dieser merkwürdigen Form. Er wich zurück. Das herrschaftliche Gebäude, in dem er sich befand, hatte mehrere Treppenaufgänge und bestand aus hohen Räume, mit Stuckaturen und eleganten alten Möbeln. Er befand sich etwas außerhalb der Stadt. Das wusste er. Irgendwie gelangte er auf die Veranda, immer noch auf der Flucht vor der schwarzhaarigen Sektiererin. Sie schrie. Es war taghell. Ihr Schrei verstummte auf einen Schlag, wie abgeschnitten. Plötzlich kniff ihm etwas in die Kniekehle. Er spürte einen stechenden Schmerz und drehte sich blitzartig um. Er erblickte voller Schrecken einen kleingewachsenen, hageren Greis, der sich vom Boden erhob und ihm an die Gurgel greifen wollte. Sein verzogen grinsendes Gesicht hatte dieselbe Farbe wie dasjenige des Mädchens vorhin im Haus. Aschgrau. Tiefe Augenringe. Er wehrte sich instinktiv, wollte freikommen. Irgendwo am Boden lag eine Krücke. Er bekam sie zu greifen und schlug zu. Immer wieder. Auf den Kopf. Immer wieder.

    Tony schreckte aus dem Traum auf, für einen Moment glaubte er, das Mädchen im Schlafzimmer am Boden liegen zu sehen.  
    Oder ist es der Greis? Verdammt! Julie!  
    Sein Schädel pochte und seine Blase drohte zu platzen. Er fühlte sich hundeelend, sein Herz hämmerte.  
    Wer hat da geschrien?
    Die Realität holte ihn schlagartig ein. Langsam kam sein Verstand zurück. Dieser arbeitete wie zu seinen besten Zeiten als Top-Broker, vollgepumpt mit Kokain.  
    Er realisierte, dass er auf dem Bett seines Bruders lag. Er war in Paris. In einer Dachwohnung. Jemand hatte geschrieben. Unten. Eine Frau. Und jemand war in seiner Wohnung.  
    Ich könnte schwören, es ist jemand hier. Verdammter Mist! Nie mehr Friedhöfe bei Nacht und Sturm.  
    Tony blickte auf die Uhr. Er hatte keine zwei Stunden geschlafen. Er horchte angestrengt in die Dunkelheit. Eine halbe Minute verstrich, Schweiß rann ihm über das Gesicht.  
    In dieser Wohnung ist niemand. Aber auf der Treppe.  
    Tony huschte zur Eingangstür. Im unteren Stockwerk waren leise Schritte zu hören. Dann nichts mehr.
    Glücklicherweise besteht der Boden des Dachstockes aus neu verlegtem Parkett, meine Schritte sind nicht zu hören. Verdammt verdammt verdammt! Was mach ich jetzt?! Die Tür ist verschlossen, das gibt mir etwas Zeit. Aber nicht

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