SUMMER DAWN (Sommerdämmerung) (German Edition)
viel.
Tony bewegte sich kreuz und quer durch die Wohnung wie ein aufgeschreckter Tiger im Käfig. Er packte ein paar wenige Kleider und die Resultate seiner Nachforschungen in Carls alten schwarzen Rucksack. Er zog sich ein paar Jeans und seine schwarzen Lederturnschuhe an, die er im Koffer mitgebracht hatte, darüber den langen Mantel. Er überlegte fieberhaft, wo er sich verstecken konnte. Er stand mitten im Wohnzimmer. Tony stopfte seine restlichen Reiseutensilien und den kleinen Koffer hinter die Kisten mit Carls Habseligkeiten und schreckte auf einmal auf.
Schritte! Auf der Treppe! Da sind sie wieder. Ich muss hier verschwinden!
Er huschte in das Schlafzimmer und zog die Tür hinter sich bis auf einen Spalt zu. Er lauschte.
Jemand macht sich am Schloss zu schaffen. Oh Gott! In was bin ich hier nur reingeraten!
Am Türschloss vorne beim Eingang war ein leises Knirschen von Metall auf Metall zu vernehmen. Anscheinend hatte der Einbrecher nicht bemerkt, dass Tony hellwach war.Dessen Blick fiel auf die drei Dachfenster.
Da sollte ich raufkommen vom Bett aus.
Er stellte sich auf die Matratze und drückte gegen das Dachfenster.
Es klemmte. Mit letzter Kraft schaffte es Tony, die blockierten Scharniere in Bewegung zu setzen. Er nahm den Rucksack auf den Rücken, packte die Kante des Fensters und zog sich hoch. Er hörte, wie unter ihm, weiter vorne in der Wohnung, die Tür mit einem kaum hörbaren Knarren aufgemacht wurde.
So vorsichtig er konnte, schob Tony das Dachfenster wieder in die Verriegelung und legte sich flach auf das Dach. Die Ziegel hielten seinem Gewicht stand. Er schob sich etwas nach vorn und lugte durch das nasse Glas. Er konnte unter sich im Schlafzimmer eine schwarze Gestalt erkennen.
Sturmhaube. Was zum Teufel geht hier vor! Ich muss hier weg! Und zwar schnell.
Der Mann durchsuchte das Zimmer und blickte auf seine Uhr. Der Schein der Taschenlampe fiel darauf. Tony kannte das Gehäuse. Es handelte sich um eine Fifty Fathoms, ein bei Kampftauchern gebräuchliches Modell.
Gewöhnliche Einbrecher tragen so etwas nicht. Ein ehemaliger Elitesoldat?
Tony erhaschte einen Blick auf das Handgelenk des Mannes und entdeckte eine kleine Tätowierung in der Form eines schwarzen Pik, neben einem verblassenden Regimentswappen. Nichts wie weg hier!
Tony robbte zur Regenrinne und schaute nach unten. Er war schwindelfrei, Höhen machten ihm nichts aus.
Ein Stockwerk tiefer fand sich eine kleine Terrasse von etwa vier mal zwei Meter Größe. Er griff nach der Regenrinne. Sie saß solide in der Verankerung.
Gott sei Dank wurde das Dach vor Kurzem renoviert! Wäre das Gebäude in einem Zustand wie einige der Nachbarhäuser, wäre ich wohl längst geliefert.
Er hangelte sich über die Rinne an das Rohr, das am Gebäude entlang nach unten verlief, hielt sich erst mit den Beinen und dann zusätzlich mit den Armen fest. Das Adrenalin in seinem Blut verlieh ihm die dazu nötige Kraft.
Langsam und nahezu geräuschlos glitt er nach unten. Sein Abstieg endete hinter einem kleinen Baum, dessen Krone und Stamm von einer weißen Folie als Schutz für den vergangenen Winter bedeckt war. Er versteckte sich dahinter.
Die Terrassentür zum Haus stand offen. Tony lugte vorsichtig in die Richtung der Balkontür, hinter welcher er Sophies Schlafzimmer vermutete. Seine Augen weiteten sich vor Schreck. Die Umrisse eines Kopfes und einer nach unten gerichteten Waffe waren zu erkennen, mit einem Schalldämpfer versehen.
Die Gestalt spähte hinaus auf die Terrasse, wagte es aber anscheinend nicht, nach draußen zu treten.
Augenblicklich zog Tony seinen Kopf zurück und betete, dass der Einbrecher ihn nicht entdeckt hatte. Der Platz hinter dem Baum in der Nische des Balkons war kaum groß genug, um aufrecht zu stehen.
Eine brennende Übersäuerung befiel seine Beinmuskeln, aber er zwang sich, durchzuhalten und presste sich an die Mauer. Er wartete eine Viertelstunde. Zwanzig Minuten.
Eine Ewigkeit!
Er zitterte am ganzen Leib.
7
Tony versteckte sich zusammengekauert hinter dem Bäumchen bis der Morgen graute. Als er sich einigermaßen sicher war, dass die Eindringlinge weg waren, kam er aus seinem Versteck hervor und betrat das Zimmer, das an die Terrasse grenzte.
Sophie lag in einer merkwürdigen Haltung seitlich auf dem Bett. Die Daunendecke verhüllte ihren Körper nur ansatzweise. Sie war nackt. Auf ihrem Kopfkissen hatte sich eine rote Lache gebildet,
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