Summer Sisters
an, als hätte sie plötzlich zwei Paar Ohren. »Ist das Zeug es wirklich wert, dass man es wochenlang aufhebt?«
»Na klar!«, rief Ama. »Hast du eine Ahnung, wie teuer der Balsam war?«
Er seufzte erschöpft. »Na gut. Du kriegst ihn hinterher wieder.«
Ama nickte deprimiert, während Jared ihren Namen auf der Liste abhakte.
»Keinen Schmuck!«, pfiff Maureen das Mädchen neben ihr an.
Ama strich sich über die Haare und sah, wie das Mädchen folgsam ihre großen Kreolen in die Schachtel fallen ließ.
5
Bryn wartete am Eingang des Surfside . Sie trug das gleiche himmelblaue Surfside -T-Shirt wie Jo.
»Oh nein, ich bin total aufgeregt! Wahnsinn, dass du heute schon anfangen kannst!«
Jo war auch aufgeregt, aber auch ein bisschen ängstlich. Sie hatte keine Ahnung, was eine Hilfskellnerin zu tun hatte, obwohl sie bei ihrer Bewerbung behauptet hatte, sie wüsste es.
»Wie läuft’s denn so bisher?«, fragte sie leise.
Bryn führte Jo hinter die Küche. Sie zeigte ihr die Spinde, wo das Personal Geldbeutel und andere Wertsachen einschließen konnte, und die Damentoilette, die laut Bryn auch der inoffizielle Aufenthaltsraum der Mädchen war.
»Das ist Megan.« Bryn zeigte auf ein Mädchen, das neben der Küchentür stand und mit ihrem Handy telefonierte. »Sie ist aus Baltimore und geht auf irgendeine Privatschule. Ich glaub, sie ist in der Zehnten. Sie arbeitet als richtige Kellnerin, also sei nett zu ihr und hilf ihr möglichst viel, dann kriegst du was von ihrem Trinkgeld ab.«
»Wie hilft man denn möglichst viel?«, fragte Jo.
Bryn blieb keine Zeit für eine Antwort, weil sie im Restaurant einen Jungen erspäht hatte.
»Siehst du den da?«
»Klar.«
»Der geht auf die South Bethesda Highschool.«
»Echt?«
Arbeitete hier überhaupt jemand, der nicht schon auf die Highschool ging?
»Nächstes Jahr gehen wir auf dieselbe Schule wie er. Ist das nicht der Hammer? Ist er nicht süß?«
»Ähm …«
So süß fand Jo ihn nicht. Er war ein bisschen dicklich und hatte zu lange Arme.
»Gestern hat er mich gefragt, ob er einen Kaugummi haben kann.« Bryn sah Jo erwartungsvoll an.
»Wow.« Jo nickte. »Und was machen wir jetzt zuerst? Werd ich von jemandem eingearbeitet?«
»Siehst du das Mädchen da drüben beim Tresen?«
Jo nickte wieder.
»Das ist Sheba Crane. Sie geht auch auf die South Bethesta, in die Zehnte. Und ist außerdem Cheerleader. Cool, oder?«
»Wow«, sagte Jo wieder und betrachtete Sheba. Sie hatte wie offenbar alle älteren Mädchen hier die Haare hochgesteckt, und Jo nahm sich vor, ihre Haare demnächst auch so hochzustecken.
»Die könnte uns nächstes Jahr echt nützlich sein, weißt du?«
Bryn war hier genauso wie in der Schule. Sie kannte alle und wusste genau, wie wichtig jeder war.
»Glaubst du?«
»Na klar.«
»Wann fängt unsere Schicht eigentlich an?«, fragte Jo. »Da drüben setzen sich Leute hin... das sind doch Gäste, oder?«
Bryn achtete nicht auf sie, sondern konzentrierte sich ganz auf die zwei Jungs, die gerade zur hinteren Küchentür reinkamen. Einer zog sich sofort das T-Shirt aus und warf es in seinen Spind. Nachdem diese Vorführung beendet war, waren zwei weitere Tische von Gästen besetzt, und laute Stimmen
drangen zu ihnen herüber. Bryn lief schnell in den Gastraum.
»Los, mach schon, Jo«, sagte sie genervt, als sie wieder zurückkam. »Du bist heute Abend für Abschnitt drei eingeteilt und für Wasser und Brot zuständig.«
»Du, Dia?«
Pollys Mutter war eben aus dem Atelier zurückgekommen und legte ihre Sachen in der Diele ab.
»Kann ich dich mal was fragen?«
»Polly, ich bin total k.o. Ich würde mir gern erst mal was zu trinken holen und mich hinsetzen, ja?«
»Okay.«
Polly folgte ihrer Mutter in die Küche und versuchte, Geduld zu bewahren. Dia holte eine Flasche Gin aus dem Schrank und eine Flasche Tonic Water aus dem Kühlschrank und mixte sich einen Drink. Mit dem Glas in der Hand setzte sie sich an den Küchentisch am Fenster.
Polly rutschte auf den Stuhl ihr gegenüber. »Und, wie war’s heute im Atelier?«, fragte sie fröhlich.
Dia schüttelte den Kopf. »Bestens.« Sie trank einen Schluck.
Polly hatte gehofft, sie könnte sie mit ihrer Einstiegsfrage auf eine Unterhaltung einstimmen, aber anscheinend wollte Dia heute nicht über ihre Arbeit sprechen.
Im Haus war es völlig still. Nicht einmal der Kühlschrank summte. Manchmal, wenn es nicht zu spät war, legte Dia Musik auf, wenn sie von der
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