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Summer Sisters

Titel: Summer Sisters Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ann Brashares Nina Schindler
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überzeugen.
    »Warum isst du nichts?«
    Polly steckte eines ihrer Toaststücke in den Mund.
    »Tu ich doch.«
     
     
    Jo wachte an diesem Morgen mit einem Kuss-Kater auf. Ihre Lippen waren geschwollen, ihre Wangen wund, und ihr Gewissen fühlte sich an, als würde es von tausend Nadeln gepiekst werden. Sie hatte von so einem Kater schon mal gehört. Aber sie hatte noch nie einen gehabt.
    »Joseph, du bist in dieser Schicht fürs Besteck verantwortlich«, befahl Jordan, der picklige Patience-Spieler und stellvertretende Geschäftsführer, der sie nicht eingestellt hätte. Wenn einer vom Spül-Personal nicht gekommen war, schickte er Jo gern in die Küche, um das schmutzige Besteck rein- und das saubere rauszubringen.
    Jo nickte geistesabwesend und steuerte, immer noch tief in Gedanken, die Küche an.
    »Hola, Hidalgo«, grüßte sie den Frittier-Koch, der vor seinem Spind stand.
    Es war ja nicht so, als hätte sie noch nie zuvor jemanden geküsst. Sie hatte auf Partys ein paarmal Arlo Williams geküsst, der dabei immer aufgeregter gewesen war als sie.

    Aber Arlos Küsse waren anders gewesen. Sie hatten weder ihre Lippen anschwellen noch Gewissensbisse aufkommen lassen. Wenn man Arlo küsste, war das ungefähr wie Bier trinken, während …
    Moment mal.
    Jo wand sich innerlich. Wen hatte sie eigentlich geküsst? Wie hieß er?
    Oh nein, wusste sie wirklich nicht, wie er hieß? Hatte er es ihr gesagt und sie hatte es vergessen?
    Nein, daran würde sie sich erinnern. Hatte sie ihm ihren Namen gesagt? Hatte sie wirklich einen so schlimmen Kuss-Kater, ohne dass sie sich vorher mal vorgestellt hatte?
    Verrückt.
    Sie musste dauernd an Ama denken. Was würde Ama dazu sagen? Lieber nicht daran denken.
    Sie dachte an Bryn, die nachher zur Spätschicht kommen würde. Bryn würde alles verstehen. Er war zum Niederknien , würde Jo sagen, und das würde als Erklärung genügen. Jo war schon ganz wild darauf, Bryn alles zu erzählen, denn bestimmt war Bryn ganz wild darauf, alles zu erfahren. Vielleicht würde Jo die Tatsache verschweigen, dass sie nicht wusste, wen sie geküsst hatte. Das war irgendwie zu schräg, selbst für jemanden wie Bryn.
    Jo räumte das Besteck von gestern Abend aus der Spülmaschine. Achtlos sortierte sie die Einzelteile auf den Servierwagen und war froh, dass es noch so früh und niemand sonst in der Küche war und sie ungestört träumen konnte. Sie war dankbar, dass ihre Mutter heute Morgen noch geschlafen hatte, als sie rausgegangen war, um am Strand zu joggen und im Meer zu schwimmen. Danach hatte sie sich ungesehen in die Außendusche geschlichen, um sich zu waschen und für den Job anzuziehen.

    »Hat er es dir gesagt?«, war das Einzige gewesen, was ihre Mutter auf der Heimfahrt gefragt hatte.
    Jo hatte genickt und damit war die Sache erledigt gewesen. Sie war schlafen gegangen, ohne an ihre Mutter oder ihren Vater zu denken oder an das, was er ihr gesagt hatte. Es war die Erinnerung an die Küsse im Bus gewesen, mit der sie eingeschlafen war.
    Jo knallte die Tür des riesigen Industrie-Geschirrspülers zu und alles erbebte.
    Sie hatte also einen Fremden geküsst. Und sie wusste nicht, wie er hieß. Aber jedem war doch mal eine kleine, vielleicht bescheuerte Zufalls-Knutscherei erlaubt, oder nicht? So was hatte ja keine ernsten Folgen.
    Nein, bestimmt nicht.
    Und außerdem war da gar nichts. Sie würde diesen Typen nie wieder sehen und vielleicht war das auch ganz gut so.
     
     
    »Ama, du solltest etwas lockerer werden«, hatte Jared nach dem Frühstück gesagt.
    Das war jetzt schon Stunden her, aber Ama dachte immer noch darüber nach. Jared war nicht der Erste, der das zu ihr gesagt hatte. Jo hatte schon mal dasselbe gesagt. Und Polly hatte es zwar nie so direkt ausgesprochen, aber wahrscheinlich hatte sie es gedacht.
    Grace dagegen sagte so was nicht. Niemand in ihrem Mathe-Fortgeschrittenen-Kurs sagte es. Ihre Eltern sagten es nicht und ihre Schwester schon mal gar nicht.
    Was sollte das überhaupt bedeuten? Was war denn so toll am Lockersein? Konnte man mit Lockerheit Top-Noten kriegen? Vier Sprachen sprechen? Wurde man deshalb in Princeton angenommen oder bekam ein Stipendium?

    Vielleicht gehörte Lockerheit zu den vielen Dingen, die Ama sich nicht leisten konnte, so wie Popcorn im Kino und Designerjeans. Vielleicht war Lockerheit genau so etwas wie Wandern - nur eine Idee und von einem praktischen Standpunkt aus besehen völlig sinnlos.
    Ama spürte, wie Noah sie über die

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