Summer Sisters
Mischung aus Schock und Neid mitbekommen hatten, dass Jo von den älteren Mädchen eingeladen worden war.
»Gern. Danke.« Jo lächelte, während sie weiter den Tisch eindeckte. Bisher hatte es ihr nichts ausgemacht, dass man sie nie zu den Partys eingeladen hatte, die nach Schichtende stattfanden. Keine der Hilfskellnerinnen wurde dazu eingeladen. Aber nachdem sie jetzt gefragt worden war, taten ihr Bryn und Lila leid. Und sie tat sich rückblickend selber leid.
Sie musste zu Hause anrufen und um Erlaubnis fragen, aber ihre Mutter würde wahrscheinlich Ja sagen. Sie hatte immer gewollt, dass Jo genauso beliebt war, wie sie selbst es früher gewesen war. Es war aber auch deshalb gut, weil sie jetzt eine Ausrede hatte, um nicht wie an den letzten Abenden mit Zach zum Strand gehen und dort mit ihm zu knutschen. Sie würde einen Abend lang aussetzen und Kräfte sammeln, um sich für das zu wappnen, was er vielleicht nach dem Küssen irgendwann einmal mit ihr vorhatte.
»Lasst uns ins Bowlingcenter gehen, da können wir auch
tanzen«, schlug Caroline nach Schichtende während der Schmink-, Planungs- und Klatschsitzung im Waschraum vor.
»Da gibt es aber einen neuen Türsteher«, sagte Sheba. »Gehen wir lieber ins Midnight Room . Ich glaube, da spielt heute eine Band.«
»Brent will bestimmt, dass wir in die Spielhalle kommen«, widersprach Megan.
»Und du bist dann die, die Nein sagen muss«, schoss Violet zurück.
Jo drehte den Kopf hin und her und hörte sich den Schlagabtausch begeistert an. Sie war selig, dass sie dazugehörte, und hoffte nur, dass niemand sie auslachen würde, weil sie keinen gefälschten Ausweis hatte.
Auf dem Weg nach draußen hielt Bryn sie am Arm fest.
»Du hast vielleicht ein Glück! Ich fasse es nicht, dass sie dich gefragt haben, ob du mitkommst. Echt. Weißt du was? Ich find dich zum Kotzen.«
Das Letzte sagte sie, als wäre es ein Kompliment.
»Das ist doch nur wegen Zach«, sagte Lila, und Bryn nickte.
Jo ging nach draußen, um ihre Mutter anzurufen. Als sie ihr Handy einschaltete, sah sie, dass vor eineinhalb Stunden eine SMS gekommen war.
»Komm ganz schnell heim« , hatte ihre Mutter gesimst. »Überraschung.«
Jo rief zu Hause an.
»Was ist das denn für eine Überraschung?«, bestürmte sie ihre Mutter.
»Nicht was. Sondern wer.«
»Ist Großmutter da?«
»Neiiiin...« Ihre Mutter wollte offensichtlich geheimnisvoll tun.
»Es ist doch nicht Dad, oder?«
Aber schon als sie das sagte, wusste Jo, dass er es auf keinen Fall war, denn dann hätte sich ihre Mutter ganz anders angehört. Viel verkrampfter. Sie hätte ihn niemals so locker angekündigt.
»Nein.«
»Wer ist es dann?«
»Komm einfach und sieh selber.«
»Och, sag’s mir doch!«, bettelte Jo.
Sie war enttäuscht. Sie wollte nicht nach Hause gehen und schauen, wer zu Besuch gekommen war. Sie würde viel lieber mit den anderen ins Bowlingcenter oder in die Spielhalle oder wohin auch immer gehen.
»Wahrscheinlich eine von deinen Schwestern«, sagte sie genervt und bekam sofort ein schlechtes Gewissen.
»Nein. Komm einfach nach Hause, Jo.«
Ihre Mutter hatte offenbar genug von ihrem Ratespiel. Solche Späßchen zwischen ihnen dauerten nie lange.
Jo entschuldigte sich bei den anderen Mädchen, die jetzt nacheinander rauskamen, und trottete auf der Straße nach Hause statt am Meer entlang wie sonst. Sie würde nicht mit den andern Spaß haben und sie würde auch nicht geküsst werden. Auf einmal wünschte sie sich, Zach würde hinter einem Busch auftauchen. Wo war er heute eigentlich?
Die Überraschung, die ihre Mutter angekündigt hatte, wartete auf der Veranda vor dem Haus. Sie hatte große dunkle Augen in einem ernsten Gesicht.
»Hi, Polly«, sagte Jo.
»Ich hoffe, es ist okay, dass ich einfach so gekommen bin.«
Sie saßen am Küchentisch, Jo hatte einen Teller Cornflakes vor sich stehen. Sie nickte mit vollem Mund und sah auf ihren Löffel. Endlich hatte sie ihre Kontaktlinsen rausnehmen und
die Brille aufsetzen können; seit Tagen hatte sie nur die Kontaktlinsen getragen. Außer ihrer Familie waren Polly und Ama die Einzigen, die wussten, dass sie eine Brille brauchte.
»Ich habe gedacht, du brauchst jetzt vielleicht eine Freundin«, sagte Polly ernst.
Ich habe eine Freundin. Ich habe massenhaft Freundinnen.
Ich hab sogar einen Freund, wollte Jo sagen.
»Und warum?«, fragte sie.
Polly sah sie merkwürdig an. »Wegen deinen Eltern.«
Jo sah auf. »Was meinst du damit?«
Polly wirkte
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