Summer Sisters
kennenlernen«, sagte Jos Mutter am nächsten Nachmittag.
Jo nickte.
Die Schwester ihrer Mutter hatte ihre Scheidung bereits vor einigen Jahren hinter sich gebracht und hatte seitdem wieder ein paar Beziehungen gehabt. Sie war damit auf eine bizarre Art ein Vorbild.
»Und, fährst du hin?«
»Ich würde gern.« Ihre Mutter sah so fröhlich aus wie schon lange nicht mehr. »Er ist Musiker und hat am Freitagabend irgendwo einen Auftritt.«
»Super. Fahr ruhig.« Das Getriebe in Jos Gehirn schaltete in einen anderen Gang.
»Du könntest solange bei den Glucks wohnen. Oder bei Jeannie«, schlug ihre Mutter vor. »Sie würde sich freuen.«
Jeannie von nebenan hatte vierjährige Zwillinge. Jo wusste, dass sie dann in jeder freien Minute babysitten musste. Aber wenn sie zu Hause bleiben würde... könnte sie sich mit Zach treffen und mit Bryn und mit der ganzen Surfside -Truppe. Sie könnte nach Hause kommen, wann sie wollte. Unendlich viele aufregende Möglichkeiten taten sich vor ihr auf.
»Ich kann doch einfach hierbleiben. Das geht schon klar. Wenn ich was brauche, kann ich ja zu Jeannie rübergehen.«
Ihre Mutter sah sie zweifelnd an. Sie wollte, dass alles möglichst unkompliziert ablaufen sollte. Jo wusste das.
»Ernsthaft, Mom. Null Problem. Jeannie ist auf der einen und Mrs Gluck auf der anderen Seite. Die ist immer zu Hause.«
Ihre Mutter überlegte und nickte dann. »Bist du sicher, dass du es allein schaffst?«
»Na klar. Du hast ja dein Handy dabei und ich hab meins. Du bist doch bloß zwei Autostunden weit weg. Ich versprech dir auch, dass ich den Herd nicht anrühre. Was soll also schon passieren?«
Jo sah ihrer Mutter an, dass sie wirklich gern fahren wollte.
»Hm. Na ja. Ich weiß nicht so recht. Vielleicht solltest du das mit deinem Vater besprechen?«
Jo schnaubte. »Ach komm, Mom, glaubst du wirklich, dass Dad eine Meinung dazu hat?«
Gia Carangi war eines der ersten Supermodels gewesen und wahrscheinlich auch das tragischste, dachte Polly nach einer längeren Online-Recherche. Nach einem kometenhaften Aufstieg war sie heroinsüchtig geworden und schließlich erst sechsundzwanzigjährig an AIDS gestorben. Pollys großes Idol war Cindy Crawford, weil die nicht nur schön, sondern auch klug war. Bevor sie als Model entdeckt worden war, hatte sie die Highschool als eine der Besten abgeschlossen und an der Northwestern University Verfahrenstechnik studiert.
Polly stand auf und ging ins Bad. Sie kletterte wieder auf den Waschtisch, um sich in dem großen Spiegel von hinten zu betrachten. War ihr Po schon kleiner geworden? Die Waage in der Drogerie hatte gestern dreieinhalb Kilo weniger angezeigt.
Polly dachte an ihre Recherche. Von den ersten Supermodels fand sie noch Iman gut, weil sie aus Afrika kam, genau wie Ama. Eigentlich sah Iman auch wie Ama aus oder zumindest so, wie Polly sich eine ältere Ama vorstellte. Christy Turlington machte Yoga, was Polly super fand, und Heidi Klum war eine erfolgreiche Geschäftsfrau und hatte mehrere eigene Fernsehshows.
Polly drehte sich um, um sich von vorn zu betrachten. Das Abnehmen klappte ziemlich gut, sie war zufrieden mit sich. Viele der Models, über die sie gelesen hatte, schluckten irgendwelche Diätpillen oder rezeptpflichtige Medikamente oder rauchten, um dünn zu bleiben. Polly war fand es gut, dass sie solche Tricks nicht brauchte.
Das Abnehmen klappte auch deshalb so gut, weil sie so oft allein war. Es fiel niemandem auf, wenn sie Mahlzeiten ausfallen ließ.
In Gedanken sah sie Amas Familie vor sich, die jeden Abend um den Esstisch versammelt saß. Ama könnte nie eine Mahlzeit
ausfallen lassen. Aber das hatte sie auch gar nicht nötig, weil sie im Gegensatz zu Polly von Natur aus schlank war.
Polly hatte gehofft, dass sie bis zum Kursbeginn abnehmen würde, aber jetzt war sie unsicher geworden, weil sie gelesen hatte, dass Mangelernährung das Wachstum hemmte.
Was war wichtiger: dünn sein oder groß sein?
Kate Moss, deren Fotos sie gerade im Internet betrachtet hatte, fand sie nicht so toll. Kate war zwar ganz klar ein absolutes Supermodel und sah wahnsinnig gut aus, aber sie nahm auch Drogen und feierte Partys mit bescheuerten bekifften Rockstars. Dabei hatte sie eine kleine Tochter!
Pollys Bauch war flach und ihre Taille schmal, aber ihre Hüften und ihr Po waren noch immer kurvig. Ihr Gesicht war jetzt schmaler und ihre Wangenknochen ausgeprägter, aber ihr BH saß nach wie vor stramm.
Sie seufzte, ging in ihr Zimmer und zog
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