Summer Westin: Todesruf (German Edition)
Halterung und sagte an Joe gewandt: »Ich werde die Campinganmeldungen überprüfen und mich erkundigen, ob einer der Camper jemanden innerhalb des Zeitrahmens hat wegfahren oder zurückkommen sehen. Dann schnappe ich mir Koch und fahre mit ihm zu den anderen Campingplätzen und zu den Häusern entlang der 5214. Ach, und jemand muss den Wegetrupp befragen. Die sind oben im Norden und brechen Steine raus, sechs Meilen den Rain Mountain Trail rauf.«
Joe stöhnte. »Meinst du, das kann warten, bis sie heute Abend zurückkommen? Ich habe keine Lust auf eine Wanderung.«
»Blackstock hat sie ziemlich gut unter Kontrolle, das dürfte also kein Problem sein. Normalerweise kommen sie gegen fünf zu ihrem Quartier zurück.«
»Dann nehme ich sie dort in Empfang«, entgegnete Joe. »Vermutlich schlafend in meinem Pick-up.«
»Klingt doch prima. Bis später, Leute.« Tyburn winkte ihnen zum Abschied zu, dann drehte er sich um und verschwand Richtung Parkplatz.
»Wie geht es Lili?«, wandte Sam sich an Joe.
Joe verdrehte die Augen. »Das Feuer ist das Spannendste, was sie je erlebt hat. Sie hat eine angesengte Locke mit Plastik umwickelt, damit ihr ja nichts passiert und sie Montag damit in der Schule angeben kann.«
»Sie will das in der Schule erzählen?«, fragte Sam entsetzt. Dann erfuhr die ganze Stadt, dass sie ein Kind mit zu einem Waldbrand genommen hatte. Das fehlte ihr gerade noch.
»Nicht, wenn ich es verhindern kann«, versicherte Joe ihr. »Aber sie hört in letzter Zeit nicht mehr auf mich. Vermutlich wird sie einen neuen Trend auslösen: örtliche Teenager, die Feuer legen, damit sie es löschen und anschließend als Helden dastehen können.«
Sam starrte ihn durchdringend an. »Du verarschst mich, oder?«
»Ich hoffe es.« Er warf einen Blick auf seine Uhr und gähnte erneut, diesmal mit so weit aufgerissenem Mund, dass mehrere goldüberkronte Backenzähne sichtbar wurden. »Das ist schon meine zehnte Überstunde. Ich gehe jetzt nach Hause und haue mich noch ein paar Stunden ins Bett, bevor ich mir den Wegetrupp vorknöpfe.«
»Ist es in Ordnung, wenn wir uns noch ein bisschen umsehen?«, fragte Chase.
Joe hatte sich bereits zum Gehen gewandt. »Nur zu«, sagte er über die Schulter. »Wenn Sie irgendwas Interessantes finden, wissen Sie ja, was Sie damit tun müssen.«
»Verstanden«, rief Chase der sich entfernenden Gestalt hinterher, dann wandte er sich zu Sam und fragte: »Wo hat man Lisa gefunden?«
»Ich zeige es dir.«
Ein Streifen erstaunlich grünen Grases markierte den Bereich, wo Lisas Körper den Boden vor dem Feuer bewahrt hatte. Rund um diesen grünen Streifen zeichneten sich überall Fußabdrücke ab, außerdem sah man deutlich, wo sich Macks und Sams Knie in den Schlamm gebohrt hatten.
»Ihr Kopf war da drüben.« Sam deutete auf die Stelle. »Der restliche Körper lag hier im Elk Creek.« Sie bekam leichte Gewissensbisse, wenn sie daran dachte, wie Mack und sie mit der vermeintlichen Leiche umgegangen waren, bevor sie gemerkt hatten, dass sie es mit einer lebenden Frau zu tun hatten.
Am Rand des Creeks entdeckte sie den Teilabdruck einer Pfote, zwei lange Zehen, vermutlich mit Klauen an der Spitze. Der Abdruck konnte von einem Schwarzbären sein, und sofort musste sie wieder an Raider denken. Zum Teil verwischte das Profil eines schweren Stiefels den Abdruck. Unmöglich zu sagen, von wann er stammte.
Chase bewegte sich in einer größer werdenden Spirale um den Tatort herum und untersuchte dabei den Boden. An einer Stelle blieb er stehen und kniete sich hin.
Sam hastete zu ihm hinüber. »Hast du was gefunden?«
»Sie haben eine übersehen.« Er zog einen Kugelschreiber aus seiner Hemdtasche und hob ein Messingröhrchen hoch. Das Metall war geschwärzt, trotzdem sah man sofort, dass es sich um eine Patronenhülse handelte. »Sieht aus wie Kaliber .308.«
Sam musste wieder an den Wilderer denken. »Kann man damit einen Bären erlegen?«
»Ja.« Chase ließ den Kugelschreiber kreisen und betrachtete die Patronenhülse von allen Seiten. »Und ein riesiges Loch in einen Mann schießen. Oder in eine Frau.«
Sam hatte nur an Gewehre und Bären gedacht. Der Gedanke, dass ein Mensch das Ziel gewesen sein könnte, war ihr noch gar nicht gekommen. »Lisa hatte keine Schusswunde. Vielleicht ist sie vor jemandem davongelaufen.«
Schrecklicher Gedanke. Aber vielleicht hatte Chase recht, vielleicht war sie auf irgendwelche kriminellen Machenschaften gestoßen. Wie zum Beispiel Jagd auf
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