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Summer Westin: Todesruf (German Edition)

Summer Westin: Todesruf (German Edition)

Titel: Summer Westin: Todesruf (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pamela S. Beason
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Lebenslauf war eine Ansammlung seltsamer Jobs, die niemand als Karriere bezeichnen würde. Sie schloss die Augen, hielt das Gesicht in die sinkende Sonne und sprach ein stummes Gebet, in dem sie um innere Ruhe bat. Und um eine Packung Aspirin. Ihr Kopf schmerzte immer mehr.
    Zur Abendessenszeit pulsierten ihr Schädel und ihre Lippen wie der Beat eines Rocksongs. Das anästhesierende Spray hatte sie längst aufgebraucht. Sie beneidete Lisa um ihre Bewusstlosigkeit, tadelte sich aber gleich für diesen schrecklichen Gedanken. Schweigend sah sie zu, wie Chase geschmorte Tomaten, Pilze, Zwiebeln und Gewürze auf dem alten Zweiplattenherd, der oben auf dem Schreibtisch stand, zusammenmischte. Ihr drehte sich der Magen um; sie konnte sich nicht entscheiden, ob vor Hunger oder vor Ekel beim Gedanken an Essen. Aber sie wusste, dass Chase gern kochte, und da wollte sie ihm die Freude nicht verderben.
    »Die Spaghettisauce riecht gut.«
    »Lügnerin.« Er hörte auf zu rühren und sah sie an. »Du bist ein bisschen grün im Gesicht. Hat dir der Arzt keine Schmerztabletten gegeben?«
    »Schon, aber ich soll sie zum Essen einnehmen.«
    »Das wirst du auch.« Er entkorkte die Flasche Chianti, die sie mitgebracht hatten, und goss ihr ein wenig Wein in ein Glas. »Bis dahin hilft dir vielleicht das.«
    Gierig griff sie danach. »Schaden kann es jedenfalls nicht.« Nun, das tat es dann doch, aber das Brennen im Mund ließ schnell wieder nach. Auffordernd hielt sie ihm das Glas hin.
    Er zögerte. »Versprichst du, nicht zu fahren und keine schweren Maschinen zu bedienen?«
    Sie bekreuzigte sich theatralisch und reckte ihm die Hände dann in einer flehenden Geste entgegen.
    Er reichte ihr ein volles Glas. »Und du wirst auch nicht allein die Leiter runtergehen.«
    »Du kannst mich tragen.« Sie nippte an dem Wein. »Sämtliche 62 Stufen hinunter.«
    Während sie im Schneidersitz auf der Aussichtsplattform saßen, im Schoß die Teller, färbte sich der Himmel am westlichen Horizont erst gold-, dann orangefarben und schließlich dunkelrot. Sam war von den Schmerztabletten ein wenig benommen. Es kam ihr nicht ganz richtig vor, den Sonnenuntergang zu genießen, während Lisa Glass im Krankenhaus um ihr Leben kämpfte, doch ihr Kopf war zu sehr in Watte gepackt, um genügend Platz für Schuldgefühle oder Traurigkeit zu lassen.
    Der Himmel nahm einen dunkellila Farbton an. Gelegentlich blies eine Brise Sam die Haare aus der Stirn, aber die Luft, die vom Wald unter ihnen aufstieg, war noch immer angenehm warm. Chases Nudeln schmeckten überraschend lecker. Von ihren eigenen Kochkünsten hatte sie schon vor Jahren die Nase voll gehabt. Nicht-Kochkünste war der bessere Ausdruck; in den eigenen vier Wänden überließ sie die Küche in der Regel ihrem Mitbewohner Blake. Sie genoss es, dass mal wieder jemand für sie ein Abendessen zubereitet hatte.
    Wenn Chase doch bloß nicht so weit weg wohnen würde, dann könnten sie so etwas häufiger machen. Das würde ihr gefallen, ein gut aussehender FBI-Agent, halb Latino, halb Lakota-Indianer, in ihrer Küche – und in ihrem Schlafzimmer. Oder in seinem. Oh ja! Sie konnte es kaum erwarten, jeden muskulösen Zentimeter seines schlanken Körpers zu erforschen. Irgendwie sollte sie ihn das wissen lassen. Auf romantische Art. Aber sie wurde immer müder und war dankbar dafür, sich mit dem Rücken an die rohe Holzwand lehnen zu können, denn sonst wäre sie vielleicht zur Seite weggekippt.
    Blaue Federn wirbelten, und schon landete ein Diademhäher auf dem Geländer. Der Vogel hüpfte auf sie zu und zwitscherte dabei sein helles »Tschek-tschek-tschek-tschek«. Chase warf einen Brotkrümel über das Geländer. Der Häher schnappte danach, verfehlte den Leckerbissen jedoch knapp und stürzte sich elegant in die Tiefe, um ihm hinterherzujagen.
    »Wärest du nicht auch gern ein Vogel?« Sie wandte den Kopf in Chases Richtung und lächelte. »Man springt einfach ins Nichts und weiß, dass man 30 Meter tiefer sicher landet.«
    Er stellte seinen Teller auf dem Boden ab, beugte sich zu ihr hinüber, nahm ihr den Teller aus der Hand und stapelte ihn auf seinen. »Wenn du darüber nachdenkst, ins Nichts zu springen, muss es dir entweder schlechter gehen oder deutlich besser.«
    »Viel besser. Oh ja.«
    Sein Lachen bestätigte ihr, dass sie so benebelt klang, wie sie sich fühlte. Sie setzte sich aufrecht und hielt sich am Geländer fest. »Ich muss die Eintragung im Logbuch machen.« Solange sie noch bei

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