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Summer Westin: Todesruf (German Edition)

Summer Westin: Todesruf (German Edition)

Titel: Summer Westin: Todesruf (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pamela S. Beason
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Körpern, die man durch halb offene Türen erspähen konnte.
    Es lag fast drei Jahrzehnte zurück, dass ihre Mutter ihrer Lateralsklerose erlegen war, und doch verfolgte ihr Sterben Sam noch immer. Und jetzt Lisa. Wenn sie doch nur der Krankenschwester Bescheid gesagt hätte, dass Lisa solche Schmerzen hatte … das wäre so wenig Aufwand gewesen, hätte sie beim Verlassen des Krankenhauses nur ein paar Sekunden gekostet. Wäre Lisa dann noch am Leben?
    »Was ist denn mit dir passiert?«
    Sam hob den Kopf. »Was?«
    Jodis ausgestreckter Finger deutete erst auf die Stelle an Sams rechtem Bein, wo die Hose noch feucht von Blut war, dann auf ihre Brust. Sam sah an sich hinunter. Ihre Uniform war von oben bis unten voller dunkler Flecken. Sie fuhr sich mit der Hand durch das Haar, und Rindenstücke und Piniennadeln rieselten herab. Auf einmal spürte sie wieder, wie sich die Kugel über ihr in den Stamm bohrte, und ihr stockte der Atem. Hatten die Täter gewollt, dass sie neben Lisa im Leichenschauhaus endete?
    In diesem Moment kam Peter Hoyle mit mehreren Ordnern unter dem rechten Arm ins Zimmer. Sam hatte ihn noch nie außerhalb seines Büros im Zentralgebäude 40 Meilen entfernt gesehen, und auch Mack und Jodi schienen überrascht, ihn hier anzutreffen. Sein Blick glitt über Sams Uniform. »Alles in Ordnung mit Ihnen?«
    Sam setzte sich aufrechter hin. »Alles bestens.«
    »Tyburn hat mir mitgeteilt, dass Ihre Eindringlinge entkommen sind.«
    »Ich habe das Autokennzeichen«, erwiderte Sam. »Wir können sie wegen unbefugten Betretens und Waffengebrauchs drankriegen.«
    Hoyle runzelte die Stirn. »Hatte ich Ihnen nicht gesagt, Sie sollen umkehren und die Sache der Polizei überlassen?«
    Sam wich seinem Blick nicht aus. »Haben Sie? Ich konnte Sie nicht verstehen. Da draußen ist der Empfang wirklich schlecht.«
    Hoyles durchdringender Blick signalisierte deutlich, dass er ihr das nicht abkaufte. »Ich erwarte einen Bericht über den Vorfall. Fragen Sie Kowalski nach dem Formblatt.« Er wartete, bis Sam seinen Befehl mit einem Nicken akzeptierte. Dann räusperte er sich und fügte hinzu: »Ich nehme an, Sie alle wissen Bescheid über Lisa.«
    »Ja«, erwiderte Mack verdrossen.
    Hoyle seufzte. »Westin, der andere Bericht, um den ich Sie gebeten hatte, den habe ich immer noch nicht.«
    Sam holte tief Luft, weil ihr erst jetzt wieder einfiel, dass sie alles hatte aufschreiben sollen, was sie von und über Lisa erfahren hatte. »Ich setze mich so schnell wie möglich dran.«
    »Tun Sie das. Jetzt geht es vielleicht sogar um Mord.« Hoyle drehte sich um, und sie hörten, wie sich seine Schritte in Richtung des Büros des Distrikt-Rangers entfernten.
    Mord. Sam fühlte sich plötzlich dermaßen ausgelaugt, dass ihr fast schon schwindelig wurde. Ihr Knie brannte, durch das Blut klebte der Stoff der Khakihose an der aufgeplatzten Haut fest. Ihr Auge juckte noch immer. Als Mack und Jodi kurz darauf aufstanden und zu ihren Spinden gingen, stemmte auch Sam sich von ihrem Stuhl hoch und folgte ihnen.
    In dem alterstrüben Spiegel im Umkleideraum betrachtete sie ihr übel zugerichtetes Gesicht. Ihr rechtes Auge tränte und war blutrot. Die hässliche Naht an ihrer Lippe hatte sie schon ganz vergessen gehabt; erstaunlicherweise tat sie überhaupt nicht mehr weh.
    Ihr rechtes Hosenbein wies am Knie einen Riss auf und war dunkel vom Blut, das inzwischen getrocknet war und sich mit seiner rostbraunen Farbe kaum von den anderen Flecken unterschied. Selbst wenn es ihr gelingen sollte, den Riss zu nähen – die Flecken würde sie nie wieder herausbekommen.
    Vielleicht konnte sie wenigstens das T-Shirt retten. Der Stoff war noch heil, aber es war völlig verdreckt, und über der linken Brust prangte ein großer dunkler Blutfleck. Es sah aus, als hätte sie eine Kugel in die Brust bekommen – kein Wunder, dass alle sie so anstarrten. Wie zum Teufel war das Blut von ihrem Knie auf das T-Shirt gelangt? Sam runzelte die Stirn. Vielleicht handelte es sich gar nicht um ihr Blut. Sie rief sich die Szene in Erinnerung, als Raider davongerast war. Hatte der Bär gehinkt? War er etwa doch angeschossen worden?«
    Im Spiegel sah sie Jodi an der Wand lehnen und zuschauen, wie Mack etwas aus seinem Spind holte. Jodi strich sich über die Wange. Mack drehte sich um und berührte sanft ihr Gesicht, und Jodi sank ihm in die Arme.
    Wie schön wäre es, jetzt von einem umarmt zu werden! Sam verspürte keine große Lust, in die Unterkunft

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