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Summer Westin: Todesruf (German Edition)

Summer Westin: Todesruf (German Edition)

Titel: Summer Westin: Todesruf (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pamela S. Beason
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einem ihrer manikürten Fingernägel auf den Tisch. »Erzähl mir die neueste Episode.«
    Nachdem Sam mit Chase gesprochen hatte, ging es ihr gleich etwas besser. Dass ihr Job gerade fast so aufregend war wie seiner, erfüllte sie mit perversem Stolz, auch wenn sie auf Kugeln und Gewalt und Tod gut hätte verzichten können.
    Die meiste Zeit genoss sie es, ein unabhängiges Lebens zu führen, aber in Zeiten wie diesen fühlte sie sich einsam. Mack hatte Jodi. Chase war über 100 Meilen weit entfernt. Blake vermutlich bei der Arbeit. Sie konnte sich nicht recht vorstellen, wie sie ihm von Bomben, Bären und toten Bauarbeitern erzählen sollte, während er im Gewächshaus Orchideen umpflanzte. Nächstes Wochenende würde sie nach Hause fahren, Blakes Essen genießen und ihren Kater Simon streicheln. Weiches Fell und wohliges Schnurren machten alles – selbst Mord – gleich viel erträglicher.
    In der Toilette des Distriktbüros säuberte sie sich so gut es ging, dann verband sie das Knie, kämmte die Rinde aus ihrem Haar und zog die halbwegs sauberen Sachen an, die sie immer in einer Tasche im Pick-up bei sich hatte.
    Bevor sie zur Unterkunft des Wegetrupps zurückfuhr, kaufte sie im Supermarkt eine Flasche Weißwein und die Zutaten für S’mores. Danach hielt sie noch an einem Laden, wo es harte Getränke zu kaufen gab, und erstand eine Flasche Whiskey. Wenn Blackstock sie heute Abend nicht auf einen Drink in seinen Pick-up einlud, würde sie ihn eben in ihren einladen. Sie musste unbedingt mit jemandem reden, der alt genug war, um all das Böse auf der Welt zu verstehen.
    Als sie gerade die Tür ihres Pick-up öffnete, hielt ein brauner SUV neben ihr.
    »Dachten wir uns doch, dass du das bist«, sagte Joe durch das offene Fenster.
    Die Beifahrertür flog auf, und Lili, die einen Trainingsanzug und Stollenschuhe trug, kam auf Sam zugestürmt. »Tante Summer!« Sie warf die Arme um Sam, was die Flaschen in der braunen Papiertüte leicht klingen ließ. »Kommst du mit zu meinem Fußballspiel? Mom muss heute Abend arbeiten.«
    Sam richtete den Blick auf Joe, der lautlos mit den Lippen das Wort ›bitte‹ formte.
    »Bitte, bitte«, rief Lili. »Heute ist großes Endspiel, Forks gegen Rushing Springs. Ich bin eine der besten Spielerinnen. Ich will, dass du mich siehst.« Der Blick ihrer großen braunen Augen wanderte zu der Papiertüte und dann wieder zurück zu Sams Gesicht. »Bitte?«
    Sam kam sich vor wie eine Alkoholikerin, die dabei ertappt wird, wie sie sich gerade auf ein Saufgelage vorbereitet. Ihr Magen gab ein knurrendes Geräusch von sich.
    »Ich kaufe dir ein Hotdog«, versprach Joe. »Und wir können uns während des Spiels unterhalten.«
    Sam legte die Hand auf den Türgriff ihres Wagens. »Ich fahre euch hinterher.«
    »Ja!« Lili reckte die Faust in die Luft und kletterte zurück in den SUV.
    Lili war wirklich so gut, wie sie geprahlt hatte, und Joe und Sam schrien sich heiser, während sie mehrere Tore für das Team der Forks Middle School schoss. Sie saßen am äußersten Ende der unüberdachten Tribüne, etwas abseits von der Menge, damit sie sich zwischendurch über die Arbeit unterhalten konnten.
    Abseits von den anderen zu sitzen, war Sam ein wenig unangenehm – dabei hatte sie oft das Gefühl, die Einwohner von Forks würden zur Seite rutschen, selbst wenn sie sich mitten unter sie setzte. Die Leute aus dem Ort starrten immer wieder in ihre Richtung und steckten die Köpfe zusammen und tuschelten. Ein gutaussehender dunkelhaariger Mann glotzte Sam unverblümt an. Unter anderen Umständen hätte Sam sich vielleicht geschmeichelt gefühlt, aber der Mann war mindestens zehn Jahre jünger, und in seinem Blick lag nicht die Spur von Wärme. Mehrere Reihen links unter ihnen saß ein vierschrötiger ergrauter Mann mit einem wettergegerbten, pockennarbigen Gesicht und einem zerzausten Schnurrbart. Ab und zu sah er zu ihnen hoch, und einmal trafen sich ihre Blicke, bevor er rasch wegschaute. Das war der Typ, der sie im Best Burgers so durchdringend angestarrt hatte.
    »Wir haben niemanden gefunden, der irgendwas über die Explosion oder das Feuer weiß«, sagte Joe bitter. »Oder über die eventuelle Entführung. Wir finden nicht mal jemanden, der Lisa kannte, abgesehen von den Jugendlichen des Wegetrupps.«
    Joes dunkle Augen glänzten verdächtig, und er schob ein paarmal den Kiefer hin und her, bevor er fortfuhr: »Sie war irgendjemandes Tochter. Wenn ich eins meiner Kinder verlieren würde …«
    Sam

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