Sumpfblüten
offizielle Streifenmarkierung der Luft-Suchflotte der Küstenwache. Er scheuchte Gillian und den Seminolen unter die Bäume am Ufer in Deckung, als der Hubschrauber kreiste und tiefer ging. Verärgert sahen sie zu, wie Dealey versuchte, in dem Kajak aufzustehen, zweifellos, um die Helfer herbeizuwinken. Er war graziös wie ein Walross auf einem Boogie-Board.
Durch das Gewackel von Dealeys beträchtlicher Körpermasse bekam das Kajak bedrohlich Schlagseite, und der Bug tauchte in die Strömung.
»Schaut euch diesen Idioten an«, sagte Sammy Tigertail.
Skinner war fuchsteufelswild. »Setzen Sie sich auf Ihren fetten Arsch!«, schrie er dem Mann zu, den sie Lester nannten und der ihn nicht beachtete.
»Heilige Scheiße, er säuft ab!«, keuchte Gillian.
Der Indianer zog seine Schuhe aus. »Ich gehe«, verkündete er.
Skinner sagte nein. »Möglicherweise buchten sie dich ein, Sammy. Lass mich das machen.«
Bei sich dachte er, ich hab keine Zeit für solchen Blödsinn.
Das Kajak kenterte, ohne Wellen zu schlagen. Dealey fiel weniger, als dass er rollte. Vom Schrecken und dem kalten Wasser belebt, schlug er um sich, bis sein unversehrter Arm den umgedrehten Bootsrumpf zu fassen bekam, der immer noch im Flussbett verankert war.
»Armer alter Lester«, bemerkte Gillian und begann, die Kleider abzustreifen, die Sammy Tigertail ihr gegeben hatte.
Wie vom Donner gerührt sah der Seminole ihr zu.
»Keine Angst«, sagte sie, als sie in ihrem Netzhöschen dastand. »Weißt du noch, ich war in der Rudermannschaft. Und außerdem hab ich mal einen Sommer lang in Destin diese ganze ›Baywatch‹-Nummer durchgezogen. Acht Dollar fünfzig die Stunde, und die Sonnenmilch mussten wir uns selbst besorgen.«
Sie stopfte Sammy Tigertail die Klamotten in die Arme und küsste ihn heftig auf den Mund. »Mach’s gut, Thlocko. Du bist echt voll klasse.«
»Mach das nicht!«
»Schreib später ein Lied über mich«, erwiderte sie, »wenn du ein Rockstar bist.«
Dann war sie fort, platschte aus den Mangroven hervor und in den rasch dahinströmenden Fluss hinaus.
Der Indianer schickte sich an, hinter ihr herzustürzen, doch Perry Skinner erwischte ihn am Gürtel. Er zeigte zu dem Hubschrauber hinauf, aus dem bereits ein Rettungskorb über dem gekenterten Kajak herabgelassen wurde. Ein Taucher der Küstenwache in voller Montur hockte sprungbereit auf einer der Kufen des Helikopters.
»Glaubst du etwa, die Kerle da lassen so ein hübsches Mädchen ertrinken?«, fragte Skinner. »Lester ist derjenige, der sich Sorgen machen sollte. Der kann von Glück sagen, wenn die ihm ein Handtuch aufheben.«
Sammy Tigertail sah zu, wie Gillian durch das von den Rotoren aufgewühlte Wasser kraulte und den zappelnden Weißen packte. »Sie schwimmt wirklich gut«, stimmte der Seminole zu. »Und hübsch ist sie auch, da haben Sie Recht.«
»Heb dir das für den Valentinstag auf, Sammy. Im Moment musst du mir helfen, meinen Sohn und meine Frau zu finden.«
»Sie meinen Ihre Exfrau.«
»Hab ich doch gesagt.«
»Klar, Mr. Skinner.« Sammy Tigertail bückte sich, um seine Schuhe anzuziehen.
Als Fry erwachte, fühlte er sich schwach, doch ihm war nicht mehr schwindlig. Seine Unterlippe brannte dort, wo er im Fallen draufgebissen hatte.
Eugenie Fonda war überglücklich, dass der Junge nicht in ihren Armen den Geist aufgegeben hatte. Sie drückte ihm einen Kuss auf die Stirn. »Du hast ’ne Gehirnerschütterung, Sportsfreund. Wir bleiben schön hier sitzen, bis dein alter Herr uns findet.«
Fry widersprach nicht. Er hatte nicht genug Kraft für einen weiteren Marsch. Die Sonne fühlte sich auf seinen Beinen so schön an, und in Eugenies Schoß zu liegen auch. Wäre der Footballhelm nicht gewesen, so hätte er die Wärme ihrer vollen Brüste genießen können. Er versuchte, nicht darüber nachzudenken.
»Hey, schauen Sie mal, die Chamäleons«, sagte er.
Es waren zwei, leuchtend grün wie Smaragde, die auf ein und demselben Ast einer Würgefeige hockten. Eine der Echsen blies ihren weinroten Kehllappen auf und begann, ihren Federgewichtskörper auf und nieder zu bewegen, als mache sie Liegestütze.
»Das ist das Männchen«, erklärte Fry. »Der gibt an.«
»Typisch«, bemerkte Eugenie.
Sie öffnete den Alukoffer und nahm die Videokamera heraus. Nachdem sie das Band zurückgespult hatte, drückte sie auf den Abspielknopf. Die Freundin des jungen Seminolen erschien auf dem kleinen Bildschirm und legte ihre Probevorstellung hin, mit der
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