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Sumpfblüten

Sumpfblüten

Titel: Sumpfblüten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carl Hiaasen
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Absatz, folgte dem Summen des Helikopters. »Wie wollen die denn bei all diesen verdammten Bäumen landen?«
    »Gar nicht. Sie müssen ins Wasser, sonst sehen die Sie nicht.« Fry zeigte mit dem Finger. »Versuchen Sie’s da lang – da sind die Kajaks in den Mangroven versteckt. Dad und ich haben sie gestern Nacht gefunden.«
    Sie drückte den Jungen an sich und klapste ihm seitlich gegen den Helm. »Wenn du zehn Jahre älter wärst, Sportsfreund, dann hättest du jetzt echt ein Problem.«
    Fry wand sich. »Beeilen Sie sich lieber.«
    Eugenie Fonda schnappte sich den Kamerakoffer und sauste los. Sie lachte, als sie ihn rufen hörte: »Moment! Sind Sie sicher, dass Sie die Perle nicht wiederhaben wollen?«
    Unbezahlbar, dachte sie. Ein absolutes Ausnahmeexemplar.
     
    Kurz vor Sonnenaufgang erhielt der Stützpunkt der U. S. Coast Guard in Fort Myers Beach einen Anruf aus Fort Worth, Texas. Eine Frau, die ihren Namen als Lily Shreave angab, meldete, ein Cousin von ihr namens Dealey habe sie per Handy darüber informiert, dass er ohne Wasser und Verpflegung auf einer ihm unbekannten Insel in der Nähe von Everglades City gestrandet sei. Ihr Cousin sei ein bekannter Naturfotograf, behauptete die Frau, und arbeite an einer Dokumentation über verwaiste Pelikane. Er leide unter einer seltenen Krankheit namens Aphenphosmphobie, etwas, wovon der Unteroffizier, der die Meldung entgegennahm, noch nie gehört hatte, und das zu buchstabieren er nicht einmal versuchte. Des Weiteren berichtete Ms. Shreave, dass ihr Cousin dringend seine Anti- Aphenphosmphobie-Medikamente benötige, die er auf dem Vordersitz seines Mietwagens habe liegen lassen, der vor seinem Motel geparkt war.
    Als der Unteroffizier fragte, wie Mr. Dealey auf der Insel gestrandet sei, antwortete Ms. Shreave, er sei in seinem kleinen Boot ohnmächtig geworden, als er gerade einen Brutplatz fotografiert habe. Der Handyakku ihres Cousins habe während des Gesprächs schlappgemacht, so dass sie keine weiteren Informationen hätte, um seinen Aufenthaltsort näher zu bestimmen. Sie gab eine detaillierte Beschreibung des Vermissten durch – 57 Jahre alt, braune Augen, schütteres Haar, einsachtzig groß, 98 Kilogramm schwer. Außerdem sagte Ms. Shreave, dass er in einen schiefergrauen Brooks-Brothers-Anzug gekleidet sei. Als der Mann von der Küstenwache meinte, das scheine ihm aber ein merkwürdiger Aufzug für eine Expedition zu sein, erklärte sie, dass ihr Cousin, wie so viele Künstlertypen, ein Exzentriker sei.
    Um Punkt 7 Uhr hob ein HH-60-Jayhawk-Hubschrauber mit einer Rettungsmannschaft ab und flog nach Süden die Küste entlang, direkt über Naples, Marco Island und dann über die Cape Romano Shoals hinweg. Der Helikopter hielt leicht auf das Festland zu und ging tiefer, ehe er eine Schleife um das Fischerdorf Chokoloskee zog. Dann bog der Pilot nach Westen ab, um die aufgehende Sonne im Rücken der Männer zu halten, die den grünen Teppich aus Mangroven und Bauminseln nach Mr. Dealey absuchten. Es war ein klarer Morgen, und die Sicht war hervorragend.
    Lily Shreave rollte gerade ihre Yogamatte zusammen, als ein Beamter der Küstenwache mit guten Neuigkeiten anrief. Ihr »Cousin« war lebendig aus einem Flussarm geborgen worden, dicht bei einer unbewohnten Insel namens Dismal Key, ein paar Seemeilen außerhalb der Grenzen des Everglades National Park. Außerdem waren zwei Frauen gerettet worden, die ihre Namen mit Gillian St. Croix und Jean Leigh Hill und ihren jeweiligen Beruf mit Fernseh-Wetterberichterstatterin und freiberuflicher Videofilmerin angegeben hatten.
    Ms. Shreave sagte, sie habe keine Ahnung, wer die beiden seien.

22. Kapitel
    Sobald Boyd Shreave den Hubschrauber hörte, kletterte er eilig in den alten Flammenbaum hinauf. Ohne Honeys Hilfe schaffte er es nicht bis ganz nach oben, doch er kam hoch genug, um es als Leistung seines Lebens zu betrachten.
    Beeinträchtigt, wie er nun einmal durch schlaffe Muskulatur und eine Abneigung gegen jedwede körperliche Anstrengung war, hatte Shreave als Kind Bäume gemieden. Jetzt, wo er fest in einer Gabelung aus drei Ästen klemmte, fand er, dass er eigentlich in eine Episode von »Survivor« gehörte, seiner Lieblingsserie im Reality-TY Jede Saison wurde eine Schar jugendlicher Teilnehmer an irgendeinem abgelegenen tropischen Ort abgesetzt und musste sich einer Reihe von wunderbar sinnlosen physischen Herausforderungen stellen, wodurch die Schwachen und die Unzuverlässigen eliminiert wurden.

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