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Sumpfblüten

Sumpfblüten

Titel: Sumpfblüten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carl Hiaasen
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Makel behaftet, ein Gefühl, das er seinem verunreinigten halb weißen Blut anlastete.
    So schnell er konnte, paddelte er in die Nacht hinein; das Kanu glitt auf einem Schwall aus Mondlicht dahin. Dem Indianer kam der Gedanke, dass es technisch gesehen unmöglich war, sich zu verirren, da er ja gar nicht wusste, wo er hinfuhr. Bei Tagesanbruch würde er an der nächsten Insel Halt machen, das Kanu verstecken und einen Unterschlupf errichten, der von der Luft aus nicht zu sehen war.
    Vom Bug her ließ sich Gillians Stimme vernehmen: »Wie soll ich dich nennen? Ich meine, wo du mir nicht mal deinen Namen verraten willst.«
    »Thlocklo Tustenuggee« , antwortete er.
    Das war der seminolische Name seines Ur-ur-urgroßvaters.
    »Thlocka- was ?«, fragte Gillian.
    Sammy Tigertail wiederholte den Namen, wenn auch nicht ganz so fließend wie heim ersten Mal. Seit er ins Reservat zurückgekehrt war, hatte er sich bemüht, den traditionellen Muskogee-Dialekt zu erlernen.
    »Vergiss es«, murmelte Gillian.
    »Tiger Tail«, sagte er zwischen zwei Paddelschlägen. »Das ist mein anderer Name.«
    »Cool. Gefallen mir beide.«
    Die Spitze des Paddels traf auf etwas Hartes unter der Wasseroberfläche und brachte das Kanu ins Schaukeln. Gillian quietschte auf. »Vorsicht, Mann!«, stieß sie hervor.
    Sammy Tigertail fluchte leise vor sich hin, als der Rumpf über eine überflutete Austernbank schrammte.
    Ein paar Minuten später sagte das Mädchen: »Ich war zwei Semester lang im Vierer.«
    »Was?«
    »Rudern. Wir können uns beim Paddeln abwechseln«, bot sie an. »Ich mein’s ernst. Damit könnte ich mich wenigstens von den verdammten Insektenviechern ablenken.«
    »Warum wolltest du mitkommen?«
    »Ich weiß nicht, Thlocko. Warum hast du mich mitkommen lassen?« Gillian lachte. »Ich bin halb besoffen und völlig bekifft. Was ist deine Ausrede?«
    »Ich bin schwach«, gab Sammy unumwunden zu. Er paddelte heftiger gegen die Flut an.
    »Also bin ich deine allererste Geisel?«
    Er dachte an Wilson, den Touristen. »Die erste lebendige.«
    »Du bist echt witzig.«
    »Ja«, meinte er. »Ich witzige Rothaut.«
     
    Honey Santana war in Miami aufgewachsen, wo ihre Eltern ein Juweliergeschäft am Coral Way besaßen. Sie hatte drei ältere Schwestern, die alle Urologen heirateten und auf die andere Seite des Damms nach Miami Beach zogen. Schon als Kind hatte sie sich in der Stadt beengt und desorientiert gefühlt. In Menschenmengen wurde ihr schwindlig, und vom Straßenverkehr bekam sie Migräne.
    Sie hatte die Ungeduld ihres Vaters und das lausige Orientierungsvermögen ihrer Mutter geerbt, eine Kombination, die ihre Jahre als Fahranfängerin ungewöhnlich ereignisreich gestaltete. Am Abend ihres Highschool-Abschlussballs hatte sich Honeys Begleiter mit Cuevo abgefüllt und war auf dem breiten Rücksitz des Continental Mark IV ihres Vaters auf ihr eingeschlafen. Die Aufgabe, den Heimweg zu finden, war Honey zugefallen, die die Abbiegung von der Eighth Street verpasste und auf dem Tamiami Trail immer weiter westwärts fuhr, bis zur gegenüberliegenden Küste Floridas. Honeys Abschlussballprinz, der zum Herzensbrecher einer beliebten Latino-Seifenoper heranreifen sollte, fand sich beim Erwachen mit dem surrealen Anblick konfrontiert, wie sie in ihrem eisblauen Ballkleid am Strand von Naples entlanghüpfte.
    Auf der Rückfahrt durch die Everglades hielt der junge Mann häufig am Straßenrand, um sich zu übergeben. Der letzte dieser Boxenstopps fand dicht neben einem nierenförmigen Tümpel statt, in dem ein großer Alligator gerade ein Purpurhuhn hinunterschlang. Angewidert, aber fasziniert stieg Honey aus, um zuzusehen. Nach einer Weile kehrte sie zu dem Lincoln zurück und fand ihren Begleiter in einer Lache seiner eigenen Kotze schnarchend vor. Sie unternahm einen langen, nachdenklichen Spaziergang um den Tümpel und zählte drei weitere Alligatoren und fünf Bierdosen, die sie einsammelte.
    Von der Straße her ertönte das Geräusch quietschender Bremsen. Honey drehte sich um und sah einen in Richtung Westen fahrenden Pick-up-Truck, der mit rauchenden Reifen zum Stehen kam. Der Mann, der ausstieg, trug ein dunkles Flanellhemd, helle Arbeitshosen und weiße kniehohe Gummistiefel. Er kam zu Honey herüber und erkundigte sich, ob alles in Ordnung sei. Dann nahm er ihr die rostigen Bierdosen aus den Armen und schmiss sie eine nach der anderen auf die Ladefläche seines Trucks.
    Augenblicklich vergaß Honey Santana den Vollidioten, der in

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