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Sumpfblüten

Sumpfblüten

Titel: Sumpfblüten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carl Hiaasen
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sehr kurze Fußnote in ihrer künftigen Autobiographie zu sein.
    Eugenie ließ sich auf die Bettkante sinken. Was mache ich hier eigentlich?, fragte sie sich. Wieso steige ich mit dieser Flachpfeife ins Flugzeug?
    Natürlich hatte er versprochen, sich zu ändern. Das sagten sie alle, und sie änderten sich nie, nicht im Geringsten. Trotzdem versuchte Eugenie stets, sich einzureden, dass die Männer, mit denen sie etwas hatte, gar nicht dämlich waren, sondern nur schrecklich schüchtern, dass tief in ihren Seelen etwas Kostbares und Seltenes leuchtete und dass sie nur auf den vollkommenen Augenblick warteten, um es mit jemandem zu teilen.
    Sie richtete sich auf und befahl sich, sich am Riemen zu reißen. Sie ging ja nicht auf den Strich; sie fuhr mit einem Typen in den Urlaub, der nicht körperlich abstoßend und dessen Gesellschaft nicht völlig unerträglich war. Das Leben ist eine Achterbahnfahrt, also was soll’s.
    Aus einem handgeschnitzten Schmuckkästchen nahm sie den Perlenstecker. Den hatte ihr ein Mann geschenkt, den sie während ihrer Lesereise bei einer Talkshow in Denver kennen gelernt hatte. Er war ein berühmter Motivationsguru – glücklich verheiratet, natürlich –, der rein zufällig auch im Brown Palace abgestiegen war. Nachts um halb eins war er in ihrer Suite aufgekreuzt, mit einer 200-Dollar-Flasche Cabernet, einem Lesbenporno und einer Elefantendosis Viagra, von der er letzten Endes jedes einzelne Milligramm für eine sechsminütige Erektion benötigt hatte.
    Eugenie streckte dem Spiegel die Zunge heraus und brachte die glänzende Perle geschickt an ihren Platz.
    Ihr war klar, dass sie Acht geben und standhaft sein musste. Diese Reise zu den Ten Thousand Islands bedeutete für sie etwas völlig anderes als für Boyd.
    Er wollte sich selbst zu einem vollkommen neuen Menschen machen. Sie wollte einfach nur mal eine Weile aus Texas weg.

9. Kapitel
    Fry war schnell genug für den Staffellauf, doch er zog die 1500 Meter vor, weil er dabei Zeit zum Nachdenken hatte. Wenn zu Hause alles gut lief, gewann er normalerweise mit zehn oder elf Sekunden Vorsprung. Wenn er sich Sorgen um seine Mutter machte, kam er für gewöhnlich als Letzter durchs Ziel.
    Einmal hatte er den Wettlauf gar nicht beendet. Er hatte an zweiter Stelle gelegen und noch 200 Meter vor sich gehabt, als er Sirenengeheul gehört hatte, woraufhin er die Aschenbahn verlassen hatte und neun Blocks weit nach Hause gesprintet war, um zu sehen, ob seine Mom gerade verhaftet wurde. An jenem Morgen hatte sie gedroht, den Klempner ausfindig zu machen und zu entmannen, der ihr eine defekte Toilette verkauft hatte, durch die der Trailer überschwemmt worden war. Da er wusste, dass sie nichts von leeren Drohungen hielt, hatte Fry beim Lärm der Polizeiwagen angenommen, sie hätte die rächende Verstümmelung tatsächlich vorgenommen. Glücklicherweise stellte sich heraus, dass es sich nur um einen Routineblechschaden in einem Kreisverkehr handelte. Der säumige Klempner war noch am Leben und unversehrt und wischte unter Honey Santanas finsteren Blicken im Wohnwagen auf.
    Am Tag, bevor das geheimnisvolle Paar eintreffen sollte, kam Fry vom Training nach Hause und traf seine Mutter dabei an, wie sie extravagant an der Außenwand des Trailers herummalte.
    »Was soll denn der Papagei?«, erkundigte er sich.
    »Das ist ein roter Ara, und jetzt komm mir bloß nicht damit, dass es in den Everglades keine Aras gibt, das weiß ich nämlich, okay? In dem Laden hatten sie kein Pink, deshalb konnte ich keinen Flamingo malen.«
    »Und wieso keinen Königslöffler?«, wollte Fry wissen.
    »Dasselbe Problem.«
    »Nein, die haben mehr Rot im Gefieder.«
    »Vielen Dank, Mr. Audubon«, gab Honey zurück, »aber ich wollte etwas – wie sagt man? – Repräsentativeres. Löffler sind ja ganz okay, aber mal ehrlich, die sehen aus wie Enten auf Stelzen. Also, wenn man einen großen, majestätischen Ara sieht« – Honey strahlte ihr knallbuntes Meisterwerk an –, »dann denkt man doch an einen tropischen Regenwald.«
    Sie tauchte den Pinsel in die Farbdose und machte sich wieder an die Arbeit. Fry konnte es sich nicht verkneifen einzuwenden: »Mom, Regenwälder gibt’s hier auch nicht.«
    »Mach deine Hausaufgaben, Klugschwätzer.«
    »Darf ich fragen, warum du hier alles anmalst?«
    »Damit’s nicht wie ein Wohnwagen aussieht«, erklärte Honey. »Nichts Supertolles, ein einfaches Dschungelmotiv – Palmen, Ranken, Bananenbäume. Ich hab ungefähr vier

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