Sumpfblüten
stromaufwärts flog. Ihr Kopf hatte sich mit zwei Liedern gefüllt, die gleichzeitig erklangen. Es klang wie »Bell Bottom Blues«, was sie toll fand, und »Karma Chameleon«, wovon sie Bauchkrämpfe bekam. Honey schwankte unter einer wirbelnden Schwindelwoge.
»Alles klar?« Skinner erhob sich und lotste sie in den zweiten Schaukelstuhl.
Sie wartete, bis der Ghettoblaster in ihrer Hirnschale verstummte. Dann sagte sie: »Du hast bestimmt gehört, was mit Louis Piejack passiert ist.«
»Klar.«
»Hast du diese Schläger angeheuert, damit sie ihn fertigmachen?«
Skinner lächelte. »Und warum sollte ich das tun, Honey? Um deine Ehre zu rächen?«
»Hast du oder hast du nicht?«
»Hol deine Handtasche. Ich will mir mal deine Tabletten ansehen.«
»Das ist wirklich witzig.«
Skinner nahm einen tiefen Zug von seinem Joint. »Louis hat ’ner Menge Leute Geld geschuldet, unter anderen so einem alten Knacker in Hialeah, von dem ich weiß, dass er einen echt finsteren Sinn für Humor hat und nicht auf Ausreden steht.«
»Du willst also sagen, du warst es nicht? Du hast diese Typen nicht dafür bezahlt, dass sie Louis’ Finger an die Krabben verfüttern?«, hakte Honey nach.
Skinner blies Rauch zu den Zedernholzbalken hinauf. »Du klingst, als wärst du enttäuscht.« Er drückte die Glut aus und steckte den Joint in die Brusttasche. »Wenn’s dir damit besser geht, ich hätte wahrscheinlich was noch Schlimmeres getan, wenn ich dabei gewesen wäre, als er dich angefasst hat.«
»Ach ja, und was?«
»Ihn vom Arschloch bis zur Nase mit dem dreckigsten Messer aufgeschlitzt, das ich hätte finden können.«
Honey hörte sich schlucken. »Das sagst du nur, weil du glaubst, dass ich das hören will. Spiel hier nicht den Beschützer, Perry.«
»Unglaublich«, sagte er leise.
Sie musterte sein Gesicht, suchte nach einer Andeutung von mehr als seiner üblichen Genervtheit. Er ging zur Verandatür und hielt sie auf.
Honey erhob sich von dem Schaukelstuhl. »Versprich mir eins«, sagte sie. »Versprich mir, dass du dir niemanden herholst, solange Fry hier ist – dieses Mädchen, das Propangas an die Trailerparks verkauft, oder mit wem du sonst gerade schläfst. Nicht wenn Fry im Haus ist, okay?«
»Ich werde versuchen, mich zu beherrschen.«
»Oh, und der Zahnarzt will, dass er zweimal täglich Zahnseide benutzt.«
»Allmächtiger, Honey.«
»Er ist ein Teenager. Irgendjemand muss den Daumen drauf haben.«
»Darf er sich ab und zu einen runterholen?«, erkundigte sich Skinner.
Honey verpasste ihm beim Hinausgehen einen Rippenstoß. »Erst wenn er seine Matheaufgaben fertig hat.«
Während sie für Florida packte, versuchte Eugenie Fonda, sich einzureden, dass sie wirklich nicht verzweifelt war. Vielleicht litt sie unter chronischer Ruhelosigkeit, aber Notstand herrschte bei ihr nicht.
Sie rechnete damit, dass Boyd sich durch diese Reise hinreißen lassen würde, dass er jeden beiläufigen Seufzer und jede zufällige Geste auf romantische Weise interpretieren würde. Bei unerfahrenen Ehebrechern kam das oft vor. Eugenie war fest entschlossen, den großen Fehler, den sie bei Van Bonneville gemacht hatte, nicht zu wiederholen, nämlich die berückende Macht des simplen Routinesex zu unterschätzen. Gewisse Männer konnten es ohne weiteres als lebenslänglichen Liebesschwur auslegen, wenn man ihnen nur mal eben flüchtig einen runterholte. Obgleich Boyd Shreave nicht der Typ war, der losrannte und seine Frau kaltmachte, war er wahrscheinlich durchaus zu anderem libido-verwirrten Fehlverhalten fähig.
Eugenie war sich sicher, dass sie ihn unter Kontrolle behalten konnte. Zu diesem Zweck packte sie vier Bikinis ein, mit ansteigender Tendenz auf der Knappheitsskala. Dieselbe unsubtile Strategie wandte sie bei der Auswahl der Höschen und BHs an, die mit auf die Reise kamen. Boyd war kein komplexer Mechanismus.
Während sie sich abmühte, ihren Koffer zuzukriegen, erhaschte Eugenie Fonda einen kurzen seitlichen Blick auf ihr Spiegelbild im Schlafzimmerspiegel. Sie ließ ihren Bademantel fallen und stand einen Augenblick lang da und begutachtete sich selbst gnadenlos. Schließlich kam sie zu dem Schluss, dass sie eigentlich verdammt gut aussah – hübsche Beine, Supertitten und nicht eine Falte im Gesicht, jedenfalls nichts, was ein wenig helle Grundierung nicht verbergen konnte.
Ohne Zweifel war sie das Beste, was Boyd jemals passiert war. Ihm dagegen war es unglücklicherweise bestimmt, bestenfalls eine
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