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Sumpfblüten

Sumpfblüten

Titel: Sumpfblüten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carl Hiaasen
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seinem Smoking im Lincoln pennte.
    Der Mann mit den Gummistiefeln hatte breite Schultern, sein Haar war von der Sonne gebleicht und sein Gesicht braun wie Karamell. Honey fand, dass er ungewöhnlich gut aussah. Er erzählte ihr, er sei Berufsfischer aus Everglades City und Mitglied der freiwilligen Feuerwehr. Er sei gerade auf dem Heimweg von Dania, wo er zwei neue Schrauben für sein Krabbenboot gekauft hatte. Er sagte, sein Name sei Perry Skinner.
    »Perry, haben Sie einen Stift, den Sie mir leihen könnten?«, erkundigte sich Honey.
    Auf der Konsole des Trucks fand er einen schwarzen Filzstift, mit dem er die Kisten mit den Krabbenscheren zu kennzeichnen pflegte.
    »Der ist genau richtig«, meinte Honey.
    Sie ging zu dem Continental hinüber und ergriff den schlaffen rechten Arm des jungen Mannes. Mit dem schwarzen Filzstift schrieb sie in dicken Blockbuchstaben das Wort FLASCHE vom Handgelenk bis zu seinem Ellenbogen.
    Perry Skinner, der hinter Honey stand, sagte: »Ich kann dich nicht nach Hause fahren. Ich muss morgen arbeiten.«
    »Ich will nicht nach Hause«, erwiderte sie. »Alles andere als zu Hause wäre toll.«
    »Hör zu, ich bin verheiratet«, meinte er.
    »Lügner.«
    Er grinste. »Woher weißt du das?«
    Sie hakte einen Finger in den Bund seiner Arbeitshose. »Sehen Sie, Sie haben da mit Ihrem Gürtel eine Schlaufe verpasst. Meine Mom würde meinen Dad nie im Leben aus dem Haus lassen, wenn ihm das passieren würde. Keine Ehefrau würde das tun -oder eine Freundin. Ich wette zehn Dollar, dass Sie allein leben.«
    Skinner hob als Zeichen der Kapitulation die Hände. Honey ließ seine Hose los.
    »Wie heißt du?«, fragte er.
    Honey sagte es ihm. Sie dachte über sein phantastisches Lächeln nach.
    »Wie alt sind Sie, Perry?«
    »Neunundzwanzig.«
    »Na ja, ich bin vielleicht erst achtzehneinhalb«, sagte Honey, »aber wenn ich bis zu meinem nächsten Geburtstag in Miami bleibe, werde ich total scheißirre. Ganz ehrlich.«
    Perry Skinner meinte, das hätte er schon erlebt. Er öffnete die Beifahrertür des Trucks, und sie stieg ein.
    »Sie haben nicht mal nach meinem bescheuerten Kleid gefragt«, sagte sie.
    »Und du nicht nach meinen Gummistiefeln.«
    Drei Wochen später heirateten sie.
     
    Honey Santana war verblüfft, Frys Skateboard auf dem Gehsteig zu erblicken, als sie vor dem Haus ihres Exmannes parkte. Die Fliegentür stand halb offen, also klopfte sie vorsichtig an und ging hinein. Die beiden waren in der Küche und taten so, als redeten sie über etwas anderes als über sie. Honey ließ sich nicht täuschen.
    »Hast du keine Hausaufgaben auf?«, fragte sie ihren Sohn.
    »Nur Mathe. Quadratrechnung – total einfach.«
    »Dann mach voran.«
    Fry sah Hilfe suchend seinen Vater an. Perry Skinner warf ihm einen Apfel zu und sagte: »Wir sehen uns morgen beim Wettlauf.« Fry hängte sich seine Schultasche über die Schulter, schlurfte aus der Tür und rollte auf seinem Skateboard davon.
    »Lass mich raten«, sagte Honey. »Er findet, ich soll wieder zum Psychiater gehen.«
    »Sei froh, dass du ein Kind hast, dem das nicht scheißegal ist«, erwiderte Skinner. »Willst du was trinken?«
    »Mir geht’s gut, Perry.«
    »Wie wär’s mit ’ner Orange?«
    »Nein, ich meine, mir geht’s gut. Gut wie nicht durchgeknallt. Fry macht sich zu viele Gedanken, genau wie du.«
    Skinner ging hinaus auf die Veranda und setzte sich in seinen Schaukelstuhl. Honey folgte ihm, blieb jedoch stehen.
    »Er hat gesagt, du hättest ein paar anständige Kajaks aufgetrieben«, bemerkte Skinner.
    »Ich bin eigentlich nicht gekommen, um darüber zu reden.«
    »Oder dich zu bedanken, nehme ich an.«
    Honey war gekränkt. »Hör schon auf.«
    »Ich brenne darauf, mehr über diese Ökotouren zu erfahren. Wo genau hast du vor hinzufahren?«
    »Da hinten zwischen die Inseln.« Sie wedelte mit der Hand in Richtung Fluss. »Ich hab die Route auf der Karte eingezeichnet. Trau mir mal was zu, ja?«
    Skinner zog einen Joint hervor und zündete ihn an.
    »Oh, das ist echt höflich«, bemerkte Honey.
    Skinner achtete nicht auf ihren bissigen Tonfall. »Du hast deine Medizin, ich habe meine. Übrigens, Fry kann bei mir bleiben, so lang er will.«
    »Was?«
    »Er hat gesagt, du brauchst sein Zimmer für irgendwelche Freunde, die zu Besuch kommen.«
    »Ach ja. Richtig«, sagte Honey. »Danke.«
    »Siehst du, hat doch gar nicht wehgetan.«
    Sie ging nicht darauf ein und beobachtete einen Fischadler, der mit einem Fisch in den Klauen

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