Sumpfblüten
Lily ab. »Ich wette, ich kann dich schneller kurieren.«
Ihr schelmischer Ton veranlasste Shreave, ein nervöses Lachen hervorzuhusten. Er hatte die jäh abgebrochene Fellatio in dem Bagel-Imbiss nicht vergessen, und den Roter-Stringtanga-Verführungsversuch auf dem Sofa ebenfalls nicht.
»Setz dich«, sagte sie und deutete auf den Sessel. »Setz dich hin und lass es dir gut gehen.«
»Lily, das ist kein Spiel.«
»Ach, reg dich ab. Ich versprech’s dir, ich rühr dich nicht an.«
»Das solltest du auch lieber lassen.«
»Ich schwör’s bei Daddys Grab.«
Was denn für ein Grab?, dachte Shreave. Der Mann war eingeäschert und über einem von Fuzzy Zoeller entworfenen Golfplatz verstreut worden.
»Boyd, setz dich« ,befahl seine Frau.
Er überließ ihr seinen Daiquiri und setzte sich.
»Ausgezeichnet. Und jetzt mach die Augen zu«, wies sie ihn an.
»Warum?«
Lily stellte die beiden Gläser hin. »Willst du jetzt geheilt werden oder nicht?«
Shreave kniff die Lider zusammen und erwartete halb, dass sie an seinem Unterleib andockte. Er beschloss, eine Ohnmacht vorzutäuschen, falls das geschah – inklusive Krämpfen und Speichelflocken.
»Vertreib alle Ablenkungen, alle müßigen Gedanken aus deinem Kopf«, sagte seine Ehefrau, »außer einem. Ich will, dass du deine ganze Energie und deine ganze Konzentration auf dieses ganz einfache Bild richtest, bis es dein ganzes Bewusstsein ausfüllt, bis du an nichts anderes mehr denken kannst, selbst wenn du es versuchst.«
»Okay, Lily.« Shreave nahm an, dass sie das Ganze von Deepok Chopra oder irgendeinem anderen Dünnbrettbohrer abgekupfert hatte.
»Boyd«, sagte sie, »ich will, dass du dich auf die Tatsache konzentrierst, dass ich kein Höschen anhabe.«
Das ist ja originell, dachte er.
»Denk an die engen Jeans, die ich trage. Denk an das, was du sehen könntest, wenn du dir wirklich Mühe geben würdest«, fuhr Lily fort, »aber untersteh dich zu blinzeln.«
Genau dazu fühlte sich Boyd Shreave versucht. Trotz seiner Entschlossenheit, keinerlei Erregung zu empfinden, ertappte er sich dabei, wie er sich genau das in allen samtigen Einzelheiten ausmalte, was seine Frau ihm vor Augen führen wollte. Wie sehr sie auf enge Hosen stand! Das Jo-Jo schmuggeln, nannte sie das.
»Was soll das bringen?«, fragte er etwas schrill.
»Psst.«
Er hörte ein Reißverschlussgeräusch und dann das unverwechselbare Gleiten von Stoff auf Haut, als sie die Jeans auszog.
»Komm schon, Lily, nicht.«
»Atme einfach tief durch. Lass dich gehen.«
»Du verstehst das nicht. Das ist eine irrationale Angst, da habe ich keine Kontrolle drüber.« Er zitierte von der inoffiziellen Aphenphosmphobie-Website. »Versuchst du hier, mich zu demütigen, oder was?«
»Boyd, mach die Augen auf«, sagte seine Frau. »Und schau mal nach unten.«
Er tat wie geheißen.
»Und jetzt sag mir, dass du nicht angefasst werden willst«, fuhr sie fort. »Sag mir, dass das da kein glücklicher, geselliger Schwanz ist.«
Dem konnte man nur schwer widersprechen. Als Boyd Shreave das verräterische Zeltgestänge in seiner Hose betrachtete, begann er, seine beharrliche monogame Hingabe an Eugenie Fonda neu zu überdenken. Der einzige Grund, weshalb er Lilys Annäherungsversuche abgewehrt hatte, war, dass er die Anforderungen und Unbequemlichkeiten hatte meiden wollen, die es mit sich brächte, zwei sexuelle Beziehungen gleichzeitig zu unterhalten. Allerdings hatte sich Shreaves häusliche Tagesordnung seit kurzem verändert, genau wie seine Weltanschauung. Morgen jettete er los, um ein spannendes neues Kapitel in einem ansonsten öden und vergessenswerten Leben zu beginnen; was konnte da ein schneller Abschiedsfick mit seiner Frau schon schaden?
»Boyd?«, sagte Lily.
Er blickte auf und sah, wie sie sich wie eine schläfrige Löwin auf dem Perserteppich räkelte. Wohlgefällig stellte er fest, dass sie die Wahrheit gesagt hatte, was den Mangel an Unterwäsche betraf. Ihre hochhackigen Schuhe und ihre Bluse lagen auf einem Haufen mit ihren Jeans.
»Okay«, stieß er hervor. »Du hast gewonnen.«
»Wie meinst du das?«
Shreave erhob sich und öffnete energisch seinen Gürtel. Lily betrachtete ihn neugierig.
»Leg los«, sagte er und ließ die Hose fallen.
Sie setzte sich auf und drückte die Knie aneinander, so dass ihrem Mann der Blick auf ihr verschattetes Schatzkästchen verwehrt war.
Inzwischen hob er vor Geilheit fast ab. »Es ist okay, ehrlich«, beteuerte er. »Greif ruhig zu,
Weitere Kostenlose Bücher