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Sumpfblüten

Sumpfblüten

Titel: Sumpfblüten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carl Hiaasen
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Überflutungen zu schützen und bei Hochwasser als Fischfallen zu dienen. Sammy Tigertail verspürte Stolz, er fühlte sich inspiriert dadurch, auf einem echten Schalenhügel der Calusa zu lagern. Er hoffte, dass ihn die Geister ihrer längst verstorbenen Krieger im Traum besuchten – vielleicht sogar jener, dessen wohl gezielter Pfeil den Invasoren Ponce de Leon das Leben gekostet hatte.
    »Das müssen die geilsten Indianer der Welt gewesen sein«, meinte Gillian. »Wenn die so viele Austern gegessen haben.«
    Sammy Tigertail starrte sie an. »Was hast du eigentlich so für Noten im College?«
    »Ich hab’s zweimal auf die Ehrenliste geschafft.«
    »Gott steh uns bei.«
    »Du mich auch, Tonto.«
    Als sie damit fertig waren, die Zisterne zu reinigen, schafften sie die Ausrüstung hinein. Gillian legte sich auf ihren sandigen Schlafsack und sagte, sie würde erst einmal eine Runde pennen.
    »Was ist das für Musik?«, fragte Sammy Tigertail. »Hast du einen iPod oder so was?«
    Es klang wie die ersten Takte von »Dixie«.
    Gillian rollte sich herum und sagte: »Scheiße. Mein Handy.« Sie fischte es aus ihrer Gürteltasche und schaute auf das Display. »Oh, super. Es ist Ethan.«
    Der Indianer schnappte sich das Telefon. »Was wirst du ihm sagen?«
    »Dass er ein Arschloch ist. Sieben Stunden später ruft er an, um zu sehen, ob ich noch am Leben bin!«
    »Sag ein Wort über mich, und ich …«
    »Und du was – bringst mich um? Vergewaltigst mich? Pflockst mich auf einem Ameisenhaufen an?«
    Das Telefon hörte auf zu klingeln.
    »Hey, wo willst du hin?«, fragte sie.
    »Telefonieren«, antwortete Sammy Tigertail.
    »Pass auf meinen Akku auf. Ich hab kein Ladegerät dabei.«
    Er lachte. »Und ich hab keinen elektrischen Strom dabei.«
    Er ging hinaus und wählte die Nummer seiner Mutter im Reservat. Ihr Anrufbeantworter meldete sich, also hinterließ er eine Nachricht, dass er im Fakahatchee-Naturschutzgebiet campte und Baumschnecken sammelte.
    Als Nächstes rief er seinen Onkel Tommy an, der nach dem zehnten Klingeln abnahm.
    »Wer ist Gillian St. Croix?«, wollte er wissen, als er sein Caller-ID-Display überprüft hatte, »und warum rufst du von ihrer Nummer aus an?«
    »Ist ’ne lange Geschichte. Sucht irgendjemand nach mir?«
    »Nein, aber die waren hier draußen im Reservat und haben sich nach einem Mann aus Milwaukee erkundigt.«
    Sammy Tigertails Herz schlug bei dem Gedanken an Wilson auf dem Grund des Lostmans River schneller. »Wissen sie was von der Propellerboottour?«
    »Nein. Aber dieser besoffene Vollidiot ist auf der Alligator Alley auf der Spur für Dauerkartenbesitzer durch die Mautstelle gefahren, also haben sie ein Foto von seinem Wagen, wie er nach Westen fährt. Die denken, er ist wahrscheinlich auf dem Weg nach Big Cypress in den Kanal gefahren.«
    »Klasse Theorie, gefällt mir gut.«
    »Wir tun, was wir können.«
    »Was für Fragen stellen sie denn so?«
    »Mach dir keinen Kopf«, meinte sein Onkel.
    Sammy Tigertail war besorgt. Was, wenn der tote Tourist daheim in Wisconsin mit irgendwelchen hohen Tieren verwandt war? Die Suche könnte sich monatelang hinziehen.
    »Wo zum Teufel steckst du?«, wollte sein Onkel wissen.
    »Auf irgendeiner Insel bei Everglades City. Ich weiß nicht mal, wie sie heißt.«
    »Kein Problem. Ich schick die Air Force hoch, dann finden wir dich schon.«
    Tommy Tigertail hatte die finanziellen Grundsteine für die frühen Glücksspielunternehmen des Stammes gelegt, was ihn in der Seminolenhierarchie zu einem Schwergewicht machte. Ein Falcon Jet und etliche Luxus-Propellermaschinen standen ihm auf Wunsch innerhalb einer Stunde zur Verfügung.
    »Du kannst in der Wohnung auf Grand Bahama wohnen, bis sich die Aufregung gelegt hat«, bot er seinem Neffen an.
    »Danke, aber ich komm hier draußen schon klar«, erwiderte Sammy Tigertail. »Ich lerne Gitarrespielen.«
    »Dein Bruder hat’s mir erzählt. Ist diese Gillian-Tussi bei dir?«
    »Vorübergehend.«
    »Lass dir deine sieben Sinne nicht abhanden kommen, Junge. Weiße Muschis sind schlechte Medizin.«
    Sammy Tigertail lachte leise. »Wo wir gerade beim Thema sind, hast du Cindy mal gesehen?«
    »Ja. Sie ist endlich von diesem Crystal Speed losgekommen und hat jetzt was mit einem Immobilienmakler aus Boca Grande. Ich hab ihr gesagt, dass sie deine Überweisung kriegt, und sie hat gemeint, du wärst super.«
    »Moment mal.« Sammy Tigertail drückte sich gegen die Wand der Zisterne und ließ den Blick über den

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