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Sumpfblüten

Sumpfblüten

Titel: Sumpfblüten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carl Hiaasen
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gab er zu bedenken.
    Louis Piejack lachte. »Nein, die sind hier draußen irgendwo. Und ich werde sie auch finden. Das ist ’n verfluchter Fakt.«

14. Kapitel
    Der Plan sah vor, anderen Campern Wasser zu klauen, aber keine Lebensmittel. Wasser war lebensnotwendig, sagte Sammy Tiger-tail, Kartoffelchips nicht.
    »Wie stehst du zu Bier?«, erkundigte sich Gillian.
    »Geht auch.«
    Sie suchten stundenlang, sahen jedoch keine anderen Lagerfeuer und begegneten niemandem auf dem Wasser. Als der Mond hinter einer graublauen Wolkenwand verschwand, schickte sich Sammy Tigertail an, zur Insel zurückzunavigieren. Er fürchtete, sich in dem Netzwerk ungekennzeichneter Wasserläufe zu verirren, obgleich er Gillian nichts davon sagte.
    Vom Bug des Kanus her fragte sie: »Kannst du einen Regentanz?«
    »Dazu brauche ich zuerst eine Jungfrau.«
    »Ich mein’s ernst«, beharrte Gillian.
    Sammy Tigertail wusste nicht genau, ob die Seminolen einen Tanz hatten, um es regnen zu lassen. Den Green Corn Dance kannte er aus erster Hand, ein Ritual der Reinigung und des Schwelgens, das bis zu den Creek-Ursprüngen des Stammes zurückreichte. Das Fest fand jedes Frühjahr statt, und die Teilnehmer mussten ein schwarzes Gebräu trinken, das heftiges Erbrechen verursachte. Sammy Tigertail war mit seiner Mutter und Onkel Tommy dabei gewesen, der immer einen Flachmann mit Johnnie Walker mitbrachte, um den Nachgeschmack der schwarzen Brühe fortzuspülen.
    »Wo wir gerade von Jungfräulichkeit reden, willst du hören, wie ich meine verloren hab? Ich erzähl’s dir, wenn du’s mir erzählst.«
    »Kein Interesse.«
    »Das war auf so ’nem Rasenmäher zum Draufsitzen.«
    »Hör auf!«
    »Am sechzehnten Loch auf dem Golfplatz vom Firestone Country Club«, fuhr sie fort.
    »Ich kann’s mir vorstellen.«
    »Der zufällig das Schmuckstück von Akron, Ohio, ist. Und du?«
    »Weiß ich nicht mehr.« Sammy Tigertail hatte ihre Insel jenseits der Biegung ausgemacht und paddelte schneller, ohne auf seinen Durst oder auf die Blase zu achten, die sich auf seiner linken Handfläche bildete.
    »Es war der große Bruder von meiner besten Freundin«, berichtete Gillian weiter. »Ist das jetzt ein Scheißklischee, oder was? Und du weißt es doch noch.«
    »Wir sind fast da«, sagte der Seminole.
    »Also – wie hat sie geheißen?«
    »Sally Otter.«
    »Hervorragend!«
    Nachdem sie das Kanu verstaut hatten, aßen sie ein paar Kaktusfrüchte und holten ihre Schlafsäcke aus der Zisterne ins Freie, wo sie die Sterne sehen konnten. Seite an Seite legten sie sich hin; ihre Schultern berührten sich.
    »Hey, Thlocko«, flüsterte Gillian.
    »Ich bin müde.«
    »Gehst du aufs College?«
    »Hab die Highschool nicht fertig gemacht.«
    Eine Woche nach der Geburt seines Sohnes war Sammy Tigertails Vater zur Bank gegangen und hatte den »Chad McQueen Collegefonds« eröffnet, in den er zuverlässig jeden Monat 100 Dollar eingezahlt hatte. Als Chad/Sammy zwölf wurde, hatte sei-ne Stiefmutter seinen Vater dazu überredet, den Fonds aufzulösen und die gesparte Summe – 16 759 Dollar und zwölf Cent – in 307 Beanie-Babypuppen zu investieren, von denen sie großspurig behauptete, dass sich ihr Wert verfünffacht haben würde, wenn der Junge mit der Highschool fertig war. Jedes der kleinen Kuschelviecher war mit einem geschmacklosen Spitznamen versehen; das seltenste und wertvollste war angeblich Leroy der Lemming, den Sammys Stiefmutter in vierfacher Ausführung besaß. Die Sammlung war in einem Reisekoffer eingeschlossen, der eine Menge Platz im Schlafzimmer des Jungen beanspruchte. Nach dem plötzlichen Tod seines Vaters verscherbelte seine Stiefmutter die gesamte Beanie-Kollektion umgehend für 3400 Dollar, die sie als Anzahlung für einen neuen Lexus Coupé hinblätterte.
    Der Indianer zog es vor, Gillian diese Erinnerung vorzuenthalten. Seine halb weiße Vergangenheit war ein privates Thema.
    »Und was hast du für ein Problem mit dem College?«, fragte sie.
    »Sei still«, sagte Sammy Tigertail.
    »Hey, und was ist mit den Fighting Irish?«
    »Mit wem?«
    »Weißt du noch, du hast einen Riesenaufstand wegen meinem Sweatshirt gemacht. Was ist mit Notre Dame, hä? Da heißt die Footballmannschaft Fighting Irish. Wieso sind die Iren nicht alle sauer wegen dem Namen?«
    Sammy Tigertail streckte den Arm aus und hielt ihr den Mund zu. »Halt verdammt noch mal die Klappe. Ich bitte dich.«
    Sie stieß seinen Arm weg und rollte sich auf die Seite. »Hast du mit Sally Biber

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