Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Sumpfblüten

Sumpfblüten

Titel: Sumpfblüten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carl Hiaasen
Vom Netzwerk:
bloß nicht daran.«
    »Ohhhh.« Fry schloss die Augen und schwebte. Er begriff, dass er sich im Pick-up seines Vaters befand und dass dieser den Tamiami Trail entlangraste.
    »Die haben dir ein paar Hammerschmerztabletten verpasst«, sagte Perry Skinner.
    »Warum?«
    »Drei gebrochene Rippen. Gehirnerschütterung mit Haarriss in der Schädeldecke. Außerdem hast du ’ne Beule an der Rübe, so groß wie ’ne Erdbeere.«
    Fry versuchte, die Beule zu betasten, doch alles, was er fühlte, war glatter Kunststoff.
    »Was soll ’n das?«, wollte er wissen.
    »Die im Krankenhaus wollten dich zur Beobachtung dabehalten, aber wir hatten’s eilig, also bin ich beim Einkaufszentrum vorbeigefahren und hab einen Footballhelm gekauft.«
    »Bucaneers oder Dolphins?«
    »Dolphins«, antwortete sein Vater. »Falls dir schwindlig wird und du umkippst, will ich nicht, dass dein Gehirn in der Gegend rumspritzt.«
    Frys Erinnerungsvermögen kehrte in trüben Wellen zurück. »Wo wollte ich denn hin, als das passiert ist? Zur Schule, stimmt’s?«
    »Yup.«
    »Dad, fährst du irre schnell, oder sind das die Tabletten?«
    »Beides.«
    Fry erinnerte sich, wie er hochgeschaut und den Mülllaster mit einer Motorpanne genau vor sich hatte stehen sehen, unmöglich, ihm auszuweichen. Er fragte sich, woran er in diesem Moment gedacht, was ihn so vollständig abgelenkt hatte.
    »Wo fahren wir denn hin?«, wollte er wissen.
    »Wir machen ’ne Bootsfahrt«, erwiderte Perry Skinner.
    »Warum?« Fry war nicht danach, in ein Boot zu steigen. Ihm war danach, nach Hause zu fahren, die Jalousien herunterzuziehen und unter die Bettdecke zu kriechen.
    »Weil der Arzt gesagt hat, ich darf dich nicht allein lassen. Falls du ’n verdammten Krampfanfall kriegst oder so was«, sagte sein Vater scharf. »Und außer mir ist niemand da, der auf dich aufpasst.«
    »Was ist mit Mom?«
    Skinner antwortete nicht. Jetzt fiel Fry wieder ein, dass er Louis Piejack an diesem Morgen an dem Trailer hatte vorbeifahren sehen. Außerdem erinnerte er sich, dass er losgesaust war, um seinem Vater am Krabbenkai davon zu erzählen.
    »Was ist mit Mom?«, fragte er noch einmal. Diesmal öffnete er die Augen. »Dad?«
    »Deswegen fahren wir ja los, um deine Mutter zu suchen.«
    »Aber wo ist sie denn?«
    »Ich weiß es nicht genau.«
    »Ist Mr. Piejack hinter ihr her?«, wollte Fry wissen.
    »Möglich.«
    Fry sackte zur Seite; der Footballhelm klonkte gegen die Scheibe.
    »Ich hätte dich im Krankenhaus lassen sollen«, knurrte Skinner. »Was hab ich mir bloß dabei gedacht?«
    »Ich hätte mich ja doch bloß rausgeschlichen und wär nach Hause getrampt.«
    »Ja, das hört sich an, als käm’s in etwa hin.«
    Keiner von beiden sagte etwas, bis sie das gelbe Blinklicht erreichten, das die Abbiegung nach Everglades City kennzeichnete.
    »Dein Skateboard hatte mehr Glück als du«, meinte sein Vater. »Ein Rad ist abgebrochen, aber das ist alles.«
    »Dad, nimmst du deine Pistole mit?«
    »Was?«
    »Wenn wir Mom suchen gehen. Nimmst du deine Knarre mit?«
    »Ja.« Perry Skinner räusperte sich.
    »Das ist vernünftig«, sagte Fry.
     
    Louis Piejack spähte durch den Feldstecher und sagte: »Jackpot!« Dann wiederholte er es noch sechs- oder siebenmal.
    »Was denn?«, fragte Dealey unglücklich vom Bug her.
    »Machen Sie Ihre Kamera klar. Ich sehe Titten.«
    Dealey starrte mit zusammengekniffenen Augen voraus. Die Bucht war ein geriffelter Pfuhl aus gleißendem Licht, und die beiden Kajaks waren mindestens 170 Meter entfernt.
    »Hat keinen Sinn«, sagte er zu Louis Piejack. »Es ist zu weit, und außerdem sind sie im Gegenlicht.«
    »Sind nicht Honeys, aber das sind ’n Paar echte Oberligamöpse. Machen Sie die verdammte Kamera startklar.«
    Dealey ließ das Schloss an einem der Koffer aufschnappen und holte eine Nikon hervor, die er auf ein kleines Stativ schraubte. Aus dem anderen Koffer nahm er ein 600-Millimeter-Teleobjek-tiv. Beim Zusammensetzen zitterten ihm die Finger, denn er hatte Angst, dass die teure Ausrüstung über Bord fiel.
    Louis Piejack nahm Fahrt weg und krähte: »Jackpot! Jackpot! Sie haben an der Insel angelegt!« Mit seiner unbeschädigten Rechten hielt er sich den Feldstecher vor die Augen, während er mit der verbundenen linken Pratze das Boot steuerte.
    »Ich habe immer noch Gegenlicht, verstehen Sie das denn nicht? Von hier aus kann ich keine Fotos machen«, beklagte sich Dealey.
    »Das ist Dismal Key. Ich weiß noch ’n anderen Weg

Weitere Kostenlose Bücher