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Sumpfblüten

Sumpfblüten

Titel: Sumpfblüten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carl Hiaasen
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vergessen Sie’s. So geht’s auch.«
    Sie wandte sich ab, öffnete die verbliebene Tasche und nahm einige Gegenstände heraus, ohne dass Shreave es sehen konnte. Sie bat ihn, die Augen zu schließen, und idiotischerweise tat er es. Seine Bestürzung über Eugenies Fahnenflucht verflog rapide angesichts der Aussicht auf Intimität mit einer anderen attraktiven Frau, auch wenn es diese Verrückte war.
    Das Lagerfeuer loderte wieder. Die Wärme fühlte sich auf Shreaves Gesicht gut an. Er hörte, wie Honey über die zerbrochenen Austernschalen ging und dann zwischen den Büschen herumhantierte. Insgeheim hoffte er, dass sie sich zurückgezogen hatte, um sich auszuziehen.
    Augenblicke später stand sie hinter ihm und flüsterte: »Geben Sie mir Ihre Hände, Boyd.«
    Er gehorchte mit Freuden. Sie roch wundervoll, und er merkte, dass er einen Ständer bekam – eine phantastische Entwicklung nach dem Taser-Unfall. Nicht einmal das Geräusch von abreißendem Klebeband konnte Shreaves wachsende Vorfreude dämpfen.
    Als er sich umdrehte, um hinter sich zu schielen, versetzte Honey ihm einen kräftigen Klaps auf den Kopf. Shreave dachte ausschließlich an seine Erektion und die verwegenen Möglichkeiten, wie diese zum Einsatz gebracht werden könnte, während er gehorsam regungslos verharrte und zuließ, dass sie ihm Handgelenke und Knöchel hinter dem Rücken mit Klebeband fesselte. Dann legte sich etwas um seinen Hals, so leicht wie ein polynesischer Blumenkranz, aber aus rauerem Material.
    »Wagen Sie ja nicht, sich zu rühren«, wies Honey ihn an.
    Wieder schlüpfte sie davon. Bald war ein leises Geräusch hinter ihm zu vernehmen.
    »Was haben Sie denn jetzt vor?« Das waren Shreaves letzte Worte, ehe sich das Seil fest um seinen Hals legte.
    Er riss die Augen auf, und Honey erschien wieder, durch den Feuerschein herrlich von hinten angeleuchtet. Shreave war enttäuscht, als er feststellte, dass sie noch vollständig angezogen war. Sie setzte ihn davon in Kenntnis, dass sie eine Schlinge über einen Ast des Flammenbaumes gezogen hatte. Wenn er versuchte, sich loszureißen, sagte sie, würde der Laufknoten in seinem Genick sich zuziehen und ihn möglicherweise erwürgen.
    Shreave glaubte ihr, obgleich er sich wie ein Affe an seine fleischlichen Ambitionen klammerte. Er hatte im Kabelfernsehen mal eine Dokumentation über sexuelle Würgepraktiken gesehen und spekulierte darauf, dass Honey ihn in diese Kunst einführen würde. Angespornt von Eugenies kaltblütigem Verrat, beschloss er, sich verführen zu lassen, egal, wie groß die Gefahren sein mochten.
    »Ich entschuldige mich für all das hier, aber Sie sind bereits zweimal auf mich losgegangen«, sagte Honey.
    Shreave grunzte abwehrend, sagte jedoch nichts. Er fürchtete, schon die kleinste Muskelzuckung, die zum Sprechen notwendig wäre, könnte dazu führen, dass sich das Seil um einen entscheidenden Millimeter oder zwei zusammenzog.
    »Sprechen Sie ruhig. So eng ist es wirklich nicht«, ermunterte Honey ihn.
    Bolzengerade kniete er auf dem Boden und japste: »Ich bin nicht auf Sie ›losgegangen‹, ich hab Sie nur angesprungen.«
    »Wenn Sie so was auf dem Biscayne Boulevard versucht hätten, säßen Sie jetzt im Knast.«
    »Und das mit dem Schlafsack. Ich bin doch derjenige, der was abgekriegt hat!«
    »Die Adern an Ihrem Hals treten richtig hervor.«
    »Von mir aus. Können wir uns beeilen und weitermachen?«
    »Selbstverständlich, Boyd.«
    »Also …? Ziehen Sie mich jetzt aus oder verhauen Sie mich oder was?«
    Honey sah völlig verdutzt aus. »Das ist mir nicht in den Sinn gekommen.«
    »Ach, kommen Sie schon.«
    Sie zuckte die Achseln. Düster begriff Shreave, dass sie die Wahrheit sagte.
    »Gottverdammt noch mal.« Es war unvorstellbar, dass ein Tier wie Van Bonneville sich von einer durchgeknallten allein erziehenden Mutter übers Ohr hauen und fesseln lassen würde.
    Honey saß im Schneidersitz am Feuer und bürstete sich das Haar; kurze, energische Striche. »Was haben Sie gemacht, bevor Sie ins Telefonmarketing gegangen sind?«, wollte sie wissen.
    »Verkäufer.«
    »Was haben Sie denn verkauft?«
    »Mir tun die Knie weh.«
    Honey faltete eine Wolldecke als Polster zusammen und schob sie ihm unter.
    »Also, was haben Sie verkauft?«, fragte sie abermals.
    »Den üblichen Scheiß«, brummte er.
    »Erzählen Sie mir davon.«
    »Genie steckt da mit drin, nicht wahr? Ihr beide habt euch diese perverse kleine Szene ausgedacht, damit ihr was zu kichern

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