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Sumpfblüten

Sumpfblüten

Titel: Sumpfblüten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carl Hiaasen
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bewundernden Kopfnicken auf die Gitarre.
    »Nicht anfassen.«
    »Kannst du ›Folsom Prison Blues‹ spielen?«
    »Nie gehört.« Sammy Tigertail dachte, ein heftiger Schmerzreiz würde den lästigen Geist vielleicht auslöschen, also kratzte er sich mit der zerbrochenen Austernschale, die er als Plektron benutzt hatte, die Stirn auf.
    Der tote Tourist verschwand nicht. »Das war echt blöd. Jetzt blutest du« ,bemerkte er. »Ehrlich gesagt, beneide ich dich. «
    »Hey, gib mir nicht die Schuld daran, dass dein Herz schlapp gemacht hat. Vielleicht hättest du die Finger vom Alkohol und von den Pommes lassen sollen.« Sammy Tigertail spürte, wie etwas Warmes kitzelnd seine Nase hinabrieselte.
    »Und was ist mit Garth Brooks?« ,wollte Wilson wissen. »Die Lieder von dem kennst du doch, oder? Ich sing dir eins vor, damit du dir die Akkorde zurechtfummeln kannst. «
    »Lieber nicht«, wehrte der Indianer ab.
    Wilson wischte seine Worte mit einer Handbewegung zur Seite und begann erbarmungslos, etwas von einem Mädchen in Louisiana zu säuseln. Der Text erinnerte Sammy Tigertail daran, wie er sich nach der ersten Nacht mit Cindy gefühlt hatte, bevor er von ihren Problemen mit selbst gekochten Amphetaminen, geplatzten Schecks und Serienuntreue erfuhr. Er ging davon aus, dass er von Gillian nicht weniger hin und weg sein würde, wenn er erst mit ihr geschlafen hatte, und nicht weniger am Boden zerstört, wenn ihre wahre kaputte Persönlichkeit zum Vorschein kam. Jede neue Strophe verstärkte die Melancholie des Indianers.
    Als der Weiße geendet hatte, fragte er: »Und – kannst dus spielen?«
    Sammy Tigertail bemerkte, dass das Blut aus der Wunde, die er sich selbst zugefügt hatte, auf den Hals der Gibson tropfte. Rasch wischte er die Stege ab und klemmte sich das Instrument aufrecht zwischen die Knie. Dann griff er nach seinem Gewehr.
    Wilson schmunzelte. »Vergeude deine Kugeln nicht, Bruder. «
    Mit einem Arm zielte der Indianer mit der Waffe auf Wilsons algenbärtiges Gesicht. »Ist ’nen Versuch wert«, knurrte er und drückte ab. Wilson zuckte nicht einmal, doch auf der anderen Seite der Lichtung kreischte eine der weiblichen Geiseln auf. Sammy Tigertail war übel.
    »Jetzt hast dus geschafft« ,maulte der tote Tourist und löste sich zu Nebel auf.
     
    Für Dealey konnte die Morgendämmerung nicht früh genug kommen. Nachdem der Seminole mit Boyd Shreaves Freundin aufgetaucht war, hatte Gillian den Detektiv prompt verpetzt.
    Eugenie Fonda stellte ihn zur Rede, als sei er ein gewöhnlicher Toilettenspanner: »Ist das wahr? Boyds Frau bezahlt Sie dafür, dass Sie uns beiden nachspionieren?«
    »Und schmutzige Filme machen«, warf Gillian hilfreich ein.
    »Erbärmlich.«
    »Das ist mein Job«, entgegnete Dealey. »Keine Vorträge, bitte.«
    Sie saßen im Halbkreis, teilten sich getrocknete Ananasstückchen und ließen eine Wasserflasche herumgehen. Sammy Tigertail saß allein ein Stück entfernt und zupfte trübsinnig auf seiner Gitarre herum. Man war sich einig, dass er nicht gestört werden sollte.
    »Das ist ja vielleicht ein Schmuddeljob, den Sie da haben«, sagte Eugenie zu Dealey.
    »Die Wahrheit kann eine schmuddlige Ware sein, Miss Fonda. Der Name ist übrigens frei erfunden. In Wirklichkeit heißen Sie Hill.«
    Eugenie knabberte an ihrer Unterlippe. »Ich sollte wohl beeindruckt sein.«
    »Glauben Sie mir«, beteuerte Dealey, »Ich wollte, ich hätte diesen verdammten Fall nie übernommen – ich bin in meinem ganzen Leben noch nicht so vielen komplett Verrückten begegnet.«
    »Sagen Sie ihr, wie viel die Alte von dem Typ Ihnen für den Rammelfilm bezahlen wollte! Kommen Sie schon, Lester, das glaubt sie nie.«
    »Ich heiße nicht Lester.«
    »Was für einen Film?«, wollte Eugenie wissen.
    »Mrs. Shreave ist zufällig abartig«, erklärte Dealey. »Ich habe alles an Fotos und Videos besorgt, was sie braucht, aber sie will mehr.«
    »Das sie wofür braucht – eine Scheidung? Oh, bitte« ,sagte Eugenie.
    Dealey hob die Hände. »Was glauben Sie denn, warum seine Frau mich angeheuert hat?«
    Gillian konnte sich nicht zurückhalten. »Fünfundzwanzigtausend Piepen! Das wollte sie für einen Porno mit Ihnen und Ihrem Freund hinblättern. Deswegen ist Lester auch so weit gereist.«
    »Fünfundzwanzig Riesen?« Eugenie musste lachen.
    »Also, jedenfalls hat außer mir und meiner Klientin niemand die anderen Aufnahmen zu Gesicht bekommen«, versicherte Dealey.
    Was nicht stimmte. Trotzdem verspürte Dealey

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