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Sumpfblüten

Sumpfblüten

Titel: Sumpfblüten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carl Hiaasen
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dreh dich auch nicht um – ich komm dich später suchen.«
    »Ich kann mit diesem blöden Ding auf dem Kopf aber nicht schnell rennen.«
    »Tu so, als wärst du Mercury Morris.«
    »Wer?«
    »Erbärmlich.« Skinner tat, als wolle er ihm in den Hintern treten. »Also los, komm.«
    Wachsam schoben sie sich parallel zum Strand durch Gebüsch und Unterholz. Das unheimliche Gestöhne wurde lauter, als sie näher kamen. Skinner duckte sich und bedeutete seinem Sohn, es ihm gleichzutun. In einem Kreis aus schwachem Mondlicht überquerten sie eine sandige Lichtung und gingen hinter ein paar Kasuarinabäumen in Deckung.
    Fry zählte fünf mit Kapuzen vermummte Gestalten, die um eine achtlos ausgehobene Feuergrube herumwirbelten und -hüpften. Sie trugen weiße Gewänder und weinten eigentlich nicht wirklich; es war ein durchdringender, klagender Sprechgesang, ohne erkennbare Melodie. Ein großes Holzkreuz war auf einer Düne aufgestellt worden, die sich über dem Lagerplatz erhob.
    »Die sind vom Ku-Klux-Klan!«, flüsterte Fry.
    »Dann sind sie aber weit weg von zu Hause«, meinte Skinner.
    Fry sah, wie er unter sein Sweatshirt griff und eine pistolenförmige Wölbung in seinem Hosenbund zurechtrückte. Vielleicht entsicherte er sie auch.
    »Was hast du vor, Dad?«
    »So charmant zu sein wie immer.«
    Nervös folgte Fry ihm unter den Bäumen hervor. Skinner schritt mit lässiger Zielstrebigkeit aus, als er auf die Stöhner zuging, die einer nach dem anderen zu tanzen aufhörten und verstummten.
    »Howdy«, grüßte Skinner.
    »Wer sind Sie, Bruder?« Es war die größte der Gestalten; eine Männerstimme.
    »Staatliche Wildschutzkommission. Ich bin auf der Suche nach einem Mann namens Louis Piejack – er wird wegen illegalen Muschelfangs gesucht.«
    »Der Sünder ist mir nicht bekannt«, sagte der größte Stöhner. Die anderen schlossen hinter ihm die Reihen.
    »Wie wär’s denn mal ohne die Kapuzen?«, fragte Skinner freundlich.
    Die Kapuzen erwiesen sich als Teil der weißen Gewänder, die alle ein Emblem mit der Aufschrift FOUR SEASONS – MAUI auf der Brust hatten.
    Definitiv nicht der kkk, dachte Fry erleichtert.
    »Wir haben nichts zu verbergen«, verkündete der größte der Stöhner. Er und die anderen enthüllten gehorsam ihre Gesichter. Es waren zwei Männer und drei Frauen, alle gut genährt und mit glühenden Wangen. Weder Fry noch sein Vater hatten sie schon einmal in Everglades City gesehen.
    »Ich bin Bruder Manuel«, sagte der Große, »von der Ersten Maritimen Wiederauferstehungsgemeinde Gottes. Wir glauben, dass Jesus, unser Heiland, zurückgekehrt ist und auf den sieben Weltmeeren segelt« – er hielt inne, um auf die am Ufer leckenden Wellen zu deuten – »und sich anschickt, in all Seiner Pracht und Herrlichkeit an Land zu kommen und die Weltlichen dazu zu bringen, Buße zu tun. Wir werden Ihn mit Gebeten und Frohlocken willkommen heißen.«
    Skinner nickte ungeduldig. »Wo kommen Sie her, Manny?«
    »Aus Zolfo Springs, Sir, und wir haben nichts Böses im Sinn. Wir befinden uns hier an diesem gesegneten Gestade, um unsere neueste Schwester zu taufen, Miss Shirelle.«
    Die Genannte gab sich mit einem fröhlichen Winken zu erkennen.
    »Habt ihr getrunken, Leute?«, erkundigte sich Skinner.
    Bruder Manuel nahm das übel. »Nur Wein, Sir. Ich kann Ihnen die Stellen in der Bibel zeigen.«
    »Ganz bestimmt. Haben Sie heute Abend hier draußen irgendwas Merkwürdiges gesehen? Wir glauben, dass Mr. Louis Pie-jack sich in dieser Gegend aufhält.«
    Eine der Stöhnerinnen fragte: »Woran sollen wir diesen Mann erkennen?«
    »Eine seiner Hände ist verbunden«, antwortete Skinner. »Wie bei einer Mumie.«
    »Ah!«
    »Und außerdem stinkt er wie ein toter Schlammfisch«, fügte Fry hinzu, wobei er seine Mutter zitierte.
    Einer der Männer bekundete, dass sie vor einiger Zeit Schüsse gehört hätten. »Von da drüben«, sagte er und zeigte über die Wogen.
    »Wie viele Schüsse?«, wollte Skinner wissen. Dabei vermied er es, Frys Blick zu begegnen. Er hatte seinem Sohn absichtlich nichts von der Schrotflinte gesagt, die er in Piejacks Flachboot gesehen hatte.
    »Zwei«, sagte der Mann.
    »Sind Sie ganz sicher, dass es Schüsse waren? Manchmal bringen Camper Feuerwerk mit.«
    »Bruder Darius jagt Hirsche«, erklärte Bruder Manuel. »Die Freigiebigkeit Gottes, Sie verstehen.«
    Schwester Shirelle, die stämmigste der Anwesenden, fragte: »Dürfen wir euch einladen, zur Taufe zu bleiben? Schließt euch uns an in

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