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Sumpfblüten

Sumpfblüten

Titel: Sumpfblüten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carl Hiaasen
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Privatdetektive, mit denen er gelegentlich ein paar Bierchen gehoben hatte, eine Tante aus Lubbock, die so senil war, dass sie noch immer Wahlkampfspenden an Barry Goldwater schickte, seine Vermieterin und ihr jodelnder Pudel, ein bisexueller Neffe, der in Austin Trockenbauplatten montierte, vielleicht ein oder zwei Exfrauen auf der Suche nach ein bisschen Kleingeld.
    Nicht zur Zeremonie erscheinen würde Dealeys nächster Angehöriger, ein jüngerer Bruder, der als Heilbuttfischer in British Columbia lebte und dem es seine Bewährungsauflagen nicht gestatteten, die Provinz zu verlassen. Ebenso wenig würde irgendeine von Dealeys Freundinnen bei der Beerdigung aufkreuzen, da sie alle geheiratet und jegliche Korrespondenz schon vor langer Zeit eingestellt hatten.
    Dealey war nicht sentimental, und die Aussicht auf eine spärlich besuchte Gedenkfeier machte ihm nichts aus. Ein dringenderes Problem war sein Schließfach bei der Filiale der Bank of America am Riglea Place. Der Privatdetektiv bereute es, in seinem Testament keine Anweisungen hinterlassen zu haben, wie mit dem Fach zu verfahren sei, was bedeutete, dass das Schloss aufgebrochen und der Inhalt als Teil seines dürftigen Erbes einer Inventur unterzogen werden würde. Seine gierigen Exgattinnen würden zweifelsohne darauf bestehen.
    Im Innern des Bankschließfaches wartete ein kleiner Schatz aus Tête-à-têtes, Betrügereien und ehebrecherischen Momenten auf das Auge eines arglosen Testamentvollstreckers, einschließlich Eugenie Fondas virtuoser Nummer in dem Imbiss. Dealeys Interesse an einer solchen Sammlung war nicht lüsterner Natur, sondern gründete eher auf aufrechtem beruflichem Stolz. Die Fotos und Videobänder standen für Triumphe der Ein-Mann-Beschattungen, die Greatest Hits seines Lebens als Schnüffler. Seine Akten säuberte er zuverlässig alle drei Jahre von allem Anstößigen, das sensationellste Bildmaterial jedoch wurde sorgsam archiviert. Da er stets der Ansicht gewesen war, von seinen Kollegen unterschätzt zu werden, hatte Dealey in dieser geheimen Galerie, die er nicht öfter als vier- oder fünfmal im Monat besuchte, Trost und Bestätigung gefunden. Natürlich hatte er niemals beabsichtigt, dass solch saftige Juwelen an die Öffentlichkeit gerieten, da der Fallout sowohl einen Tumult auslösen als auch seine Karriere beenden würde.
    Hey, hier ist die Frau von Zeke Gibbons, unserem neuen Stadtrat, wie sie gerade mit ihrem bayrischen Reitlehrer ins Hilton eincheckt …
    Und da ist der Mann von Mary Lisette Scowron, der Vorsitzenden des »Gerechtigkeit für DeLay« -Ortskomitees, auf einem Sessellift in Utah beim Kuscheln mit einem Cheerleader von den Mavericks …
    Und, Junge, Junge, hier ist die Zweitälteste Tochter des Reverends Jimmy Todd Barnwell, Erweckungsprediger und geistlicher Berater unseres Gouverneurs, wie sie sich auf San Padre gerade mit einem ganzen Kleinbus voller Surfer verlustiert …
    Wirklich toll, dachte Dealey. Ein Glück, dass ich zwei Meter unter der Erde sein werde, wenn das alles rauskommt.
    Er fühlte, wie sein Jackett und sein Hemd weggeschnitten wurden, und schauderte, als die Nachtluft an seine Wunde drang. Vorsichtig öffnete er ein Auge einen Spalt weit und sah eine attraktive aschblonde Frau über sich knien. Es sah aus, als wäre sie im Begriff, sich auszuziehen.
    Alles klar, dachte er. Ich bin bestimmt schon tot.
     
    Eugenie Fonda leistete geschickt Erste Hilfe und reinigte die gekräuselte Schusswunde mit Wasser, das sie über den Kohlen des Lagerfeuers erhitzt hatte. Dann zog sie ihren Pullover aus und benutzte ihn, um die Blutung zu stillen.
    »Einmal ist mir ein Kerl fast im Bett abgekratzt«, erzählte sie. »Zum Glück hatte ich gerade einen Kurs in Wiederbelebungsmaßnahmen gemacht. Ich hab dafür gesorgt, dass er durchhält, bis die Rettungshelfer kamen, und wisst ihr was? Der hatte noch immer einen stehen, als sie ihn auf der Bahre rausgetragen haben – mehr braucht man über Männer nicht zu wissen.«
    »Wow«, stieß Gillian bewundernd hervor.
    Niedergedrückt wartete Sammy Tigertail dicht neben Dealeys reglosem Körper. »Es war ein Versehen. Er war’s gar nicht, den ich treffen wollte.«
    Eugenie bezweifelte, dass der Verletzte sterben würde. »Aber ein Arzt wäre hilfreich«, meinte sie und fügte augenzwinkernd hinzu: »Sogar ein Medizinmann.«
    Gillian zupfte den Indianer am Hemdzipfel. »Ich hab dir doch gesagt, der ist echt, Thlocko. Ich hab dir gesagt, dass er kein Geist ist.«

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